Ein gar lebendiges Spektakel

Ein gar lebendiges Spektakel

Am 3. November wird im Berner Münster das monumentale Chorwerk «Totämäss» aufgeführt. Dabei findet erstmals ein schweizerdeutsches Requiem den Weg auf die grosse Bühne. Im Vorfeld der Aufführung gibt Komponist Joël von Moos einen Einblick in das spektakuläre Chorwerk.

Ein Requiem für einmal nicht auf Lateinisch, sondern in Schweizerdeutscher Mundart – mit der «Totämäss» möchte der Komponist Joël von Moos ein Stück Musikgeschichte schreiben. «Ein Schweizerdeutsches Requiem gab es noch nie», sagt von Moos und fügt an: «Da man erstmals die Texte einer Totenmesse versteht, kann man sich nicht davor verschliessen, sich mit der eigenen Vergänglichkeit auseinanderzusetzen.» Doch ein Trauerspiel soll der Konzertabend nicht werden. Von Moos lässt sich Folgendes entlocken: «Der Tod tritt bei uns leibhaftig auf, als grosser, in eine schwarze Kutte gekleideter Knochenmann.» Doch die Sense und das Totenbuch verliere der Knochenmann bald, spätestens wenn ihn die drei Jodel-Solistinnen bezirzen und um sein gesamtes Hab und Gut bringen.

Prominente Besetzung mit Interpreten aus Klassik und Volksmusik

Stilistisch ist das opulente Werk im Bereich der klassischen Chormusik anzusiedeln. Die Verbindung von Kirchenmusik mit schweizerischem Volkslied vereint die beiden Musikwelten Klassik und Jodel zu einem eindrücklichen Gesamtkunstwerk. So entstand ein monumentales Requiem für 6 Gesangssolistinnen und Solisten, gemischten Chor, Orgel, Akkordeon und verschiedene Glocken wie Trycheln, Totäglöggli und Geissenschellen mit insgesamt rund 80 Mitwirkenden. Als Gegenstück zu den Jodel-Solistinnen Nadja Räss, Daria Occhini und Andrea Küttel treten die drei Herrensolisten Terence Reverdin, Flavio Wanner und Grégoire May auf. Die musikalische Leitung des 90-minütigen Requiems obliegt dem Dirigenten und Chorleiter Eberhard Rex. Den szenischen Mittelpunkt bildet – ähnlich wie in der antiken griechischen Tragödie – der gemischte vier- bis sechsstimmige Chor der Luzerner Kantorei, der zeitweise auch a cappella auftritt. Gelegentlich sind die Solisten in Arien, Duetten, Terzetten oder Rezitativen zu hören – teilweise begleitet von Wolfgang Sieber an der Orgel oder dem Akkordeonvirtuosen Dejan Skundric in seiner Rolle als Knochenmann.

Der Komponist aus Obwalden ist seit kurzem Wahlkönizer

Als junger Sänger in der Luzerner Kantorei lernte Joël von Moos schon früh kirchenmusikalische Werke verschiedener Epochen kennen. Seit er mit 17 Jahren als Dirigent eines Jodlerchors für sich das Jodeln entdeckte, ist seine Liebe zur Schweizer Volksmusik stetig gewachsen. Sein Debüt-Werk «Dorothea – Kantate zu Ehren des Niklaus von Flüe» erfuhr nach der Uraufführung im Jahr 2017 zwei weitere Konzertreihen und wurde insgesamt von über 6000 Zuhörerinnen und Zuhörern besucht.

Die aktuelle «Totämäss» ist nun die nächste grosse Eigenproduktion des Komponisten aus Sachseln, der seit kurzem seinen Lebensmittelpunkt in Köniz gefunden hat. Weshalb der Umzug? «Amoris causa» würde der Lateiner sagen, «der Liebe wegen», wie es von Moos ausdrückt: «Celina Merz, die Produktionsleiterin der Totämäss, ist privat gleichzeitig meine Partnerin. Sie ist in Köniz aufgewachsen und ihretwegen wohne ich seit Oktober nicht nur in Köniz, sondern präsentiere das Werk auch hier in der Region.» Als Komponist, Produzent und Musiker könne er von überall arbeiten, ergänzt von Moos und fügt an: «Am liebsten bin ich mit dem Motorrad in der Landschaft und in den Wäldern unterwegs, wo ich die grösste Inspiration finde.» Lieblingsorte in der Umgebung habe er einige, doch der schönste sei das Köniztal, wo auch seine Schwiegereltern wohnen: «Das ist wirklich ein wunderschöner Flecken Erde.» Bereits früher war er oft in der Gemeinde unterwegs. So war er vier Jahre lang als Schlagzeuger in einer Könizer Rockband aktiv und weiss auch das kulturelle und kulinarische Angebot zu schätzen: «In den letzten Jahren habe ich häufig Konzerte und Aufführungen im Kulturhof Schloss Köniz besucht und kehre immer wieder gerne in einer der zahlreichen Könizer Gaststätten ein.»

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