Ein Hobel neben dem Bett

Ein Hobel neben dem Bett

Der Abschluss der Lehrzeit ist für alle ein grosser Schritt. Besteht man mit Auszeichnung, ist das eine schöne Bestätigung für die eigene Leistung. Lukas Burren blickt gerne auf seine vier Jahre in der Schreinerei Blatter AG zurück.

Normalerweise sind es Lampen. Vielleicht ein Buch, ein Wecker, eine Trinkflasche. Aber bei den wenigsten Menschen dürfte auf dem Kommödchen, Nachttisch oder Tablar direkt neben dem Bett ein Hobel stehen. Burren ist die Ausnahme. Auf seinem Nachttisch steht tatsächlich ein Hobel. Darauf ist fein säuberlich sein Name eingraviert. Ständige Erinnerung daran, dass er die Lehre abgeschlossen hat – und dies auch gleich mit Bestnoten. Der Hobel wird nämlich im Kanton Bern nur den besten Schreinerlehrlingen überreicht. Wer mit einer 5.4 oder höher seine vierjährige Ausbildung abschliesst, darf das edle Werkzeug nach Hause tragen. Dieses Jahr waren das acht Lernende, mehr als üblich. Einer davon ist Lukas Burren aus Mengestorf. Er gönnt seinen Mitlernenden den Erfolg und ist stolz auf die Gesamtleistung. «Es war ein starker Jahrgang», erzählt er, «alle in der Klasse haben bestanden und es ist toll, gemeinsam zu feiern, was man erreicht hat.» 

Affinität zu Holz

Nun steht der Hobel also neben dem Bett. «Das ist echt eine schöne Auszeichnung», lacht er. Darauf angelegt, den traditionellen Preis nach Hause zu nehmen, habe er es nicht. «Ich hatte nie das Gefühl, ich müsse das erreichen. Aber ich fand es schade, es nicht zu versuchen, da ich eine gute Grundlage hatte», erzählt er weiter. Auch hätte er sich geärgert, wenn er knapp daran vorbeigeschrammt wäre. Doch im Prinzip ist die Auszeichnung zweitrangig. Wichtiger ist für den jungen Mann, dass er ein Berufsfeld gefunden hat, in dem er sich wohlfühlt. Erzählt Burren von seinem Beruf, wird schnell klar: Da hat einer seine Passion gefunden. «Ich habe den richtigen Beruf gewählt. Mit Holz arbeiten und mich handwerklich betätigen habe ich immer schon gerne gemacht», so der Lehrabgänger, «es ist ein schöner, vielseitiger Baustoff, man kann viel damit machen.» Die Leidenschaft für Holz kommt nicht von ungefähr. Aufgewachsen ist Burren direkt neben dem Betrieb seines Vaters, seines Zeichens ein Zimmermann. Die Freude am Material und an der Werkstatt hat er dadurch von klein auf mitbekommen. 

Flexibel durch die Pandemie

Diese Freude hat ihn durch die ganze Lehrzeit begleitet. Er habe die vier Jahre als Lehrling sehr genossen, berichtet Burren. Für das Erreichte ist er dankbar: «Ich hatte das Glück, dass es in der Schule einfach lief, bekam aber auch viel Unterstützung im Betrieb. Vor der praktischen Prüfung hatte ich aber trotzdem Respekt.» Die Lehre von Lukas Burren verlief rückblickend alles andere als linear – die Covid-Pandemie wirbelte einiges durcheinander und verlangte unter anderem aufgrund der Auftragslage hohe Flexibilität aller Beteiligten. So half der junge Schreiner auch immer wieder in der Zimmerei des Vaters aus. Ein Vorgehen, das er sehr schätzt. «So kann man einander auch aushelfen, es ist eine gute Lösung», ist er überzeugt. Und gleich einen weiteren Nutzen hatte dieses Arrangement für ihn: «So sah ich auch, wie es in einem anderen Beruf läuft und in einem anderen Betrieb mit anderen Leuten.»

Hohe Ansprüche

Auch aktuell ist er wieder in beiden Betrieben tätig, im ehemaligen Lehrbetrieb und in der Zimmerei des Vaters. Was macht denn nun einen guten Schreiner – oder gar einen Schreiner mit Auszeichnung – aus? «Für mich die Freundlichkeit gegenüber dem Kunden, vorausschauend zu arbeiten, die Kundenwünsche zu unterstützen», zählt Burren auf, «und natürlich die Arbeit sauber zu machen, eine gute Qualität hinzubekommen. Und unbedingt Freude daran haben.» Auch müsse man sich bewusst sein, dass man seinen Betrieb repräsentiere. Ein ziemlich hoher Anspruch, der da im Alltag erfüllt werden will. Und obwohl er mit viel Herz und Leidenschaft schreinert, gehört ein Ausgleich dazu. Mal Skifahren, schwimmen oder joggen helfen, den Kopf wieder frei zu bekommen. Aber auch mal einfach nichts machen schätzt er sehr. «Gerade auch, wenn einem der Tag nicht so gelungen ist», schmunzelt er. Doch meistens gelingt Burren, was er anpackt. Wie es nun nach dem erfolgreichen Abschluss weitergeht, ist noch nicht ganz klar, erst einmal weiterarbeiten. Aber: «Es gibt schon Ideen», erzählt er und lacht, «mal reisen, auch das Militär steht noch an. Und vielleicht noch in andere Berufe reinschauen und eine zweite Lehre.» Doch das hat noch Zeit. Bis dann hat der Hobel vielleicht seinen definitiven Platz gefunden und macht Raum für eine weitere Auszeichnung.

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