Wer das Schaufenster von «Foto Zbinden» betrachtet, entdeckt eine Goldmedaille. Sie gehört Peter Zbinden. Mit seinen 72 Jahren ist er einer der ältesten noch aktiven Porträtfotografen der Schweiz. Vor 17 Monaten errang Schwester Ruth Clalüna-Zbinden den Titel «Goldmaster». Die Geschwister haben das Fotogeschäft 1975 von Vater Robert Zbinden übernommen.
«Ich bin natürlich mit dem Me-
tier aufgewachsen», erzählt Peter Zbinden. «Allerdings nahm ich den Fotoapparat auf Schulreisen nur für Erinnerungsbilder mit. Ich wusste lange nicht, welche berufliche Richtung ich einschlagen würde.» Nach der Schulzeit besuchte er ein Institut im Welschland. Nach seiner Rückkehr schlug ihm der Vater die Lehre als Fotograf vor. Peter Zbinden wurde so erster und einziger Lehrling im väterlichen Betrieb. «Wir haben uns gut verstanden. Ich bekam Zeit zum Experimentieren», erinnert er sich. Dieses Experimentieren weckte in ihm die Begeisterung fürs Fotografieren. Nach der Ausbildung arbeitete er als Industrie- und Werbefotograf in Basel, später im Ausland. Fast sesshaft wurde er in Kanada. Neben der Fotografie war er auch Skilehrer und Liftangestellter am bekannten Whistler Mountain. «Die Hippiezeit war einzigartig, auch meine langen Haare!» Er kehrte zurück, weil sein Vater ihn vor die Wahl stellte: «Entweder machst du hier weiter, oder ich verkaufe das Geschäft!» Bereut hat er diesen Schritt nie.
Seit dieser Zeit hat er eine Affinität zu Winter und Schnee, fährt heute noch begeistert Ski und Snowboard. Kurios, dass ihn das Thema des Wettbewerbs «Eiskalt» zunächst nicht speziell angesprochen hat. «Ich habe dann versucht, mich wirklich mit dem Thema auseinanderzusetzen», beschreibt er sein Vorgehen. Schon bald entstand vor seinem inneren Auge das mögliche Motiv: Eiskalt ist die Farbe Blau, also ein schwarz-weisses Bild, blau eingefärbt; dazu ein männliches Charaktergesicht mit Falten, die das Leben gezeichnet hat. Ein Mensch, der viel draus-
sen ist, ein Landwirt! Mit Hilfe eines Tierarztes fand er sein «Modell» Beat Herrmann. Das Foto entstand genau vor einem Jahr: «Über eine halbe Stunde lang bewarf ich Beats Gesicht immer wieder mit Schnee, wartete, dass dieser taute und so mit der Zeit diese markanten Eiskristalle entstanden», erklärt Peter Zbinden. Schnee, Himmel und Tannen lieferten das einzigartige Licht.
Fotografie damals und heute
Peter Zbinden möchte heute nicht mehr auf die digitale Fotografie verzichten. Die Möglichkeit zur (Nach-)Bearbeitung und Korrektur hat neue Perspektiven eröffnet. Hingegen findet er die analoge Fotografie als Zeitdokument wertvoller und die Arbeit anspruchsvoller. «Für mich ist der Druck auf den Auslöser der entscheidende Moment, fast schon meditativ», sinniert er. Im Geist sieht er bereits das fertige Bild.
Zukunftspläne
Peter Zbinden fehlt noch eine Medaille zum «Goldmaster». Er weiss aber nicht, ob er an einem weiteren Wettbewerb teilnehmen wird. Momentan freut er sich auf die Skiferien mit seiner Lebenspartnerin. Seine Experimentierfreudigkeit zeigt sich auch bei seinen Neujahrskarten, sogenannten «composing selfies» (digitales Bild aus zwei verschiedenen Fotos zusammengesetzt). Das aktuelle zeigt ihn im ersten Studio seines Vaters aus den Dreissigerjahren. Gerne würde er auch das Archiv seines Vaters (siehe Kasten) aufarbeiten. Da schmunzelt Peter Zbinden wieder: «Aber dafür habe ich ja noch die nächsten 20 Jahre Zeit.»