Er kann es immer noch nicht lassen

Er kann es immer noch nicht lassen

Seine spektakulären Fahrkünste und die wunderschönen Boliden haben Gurnigelgeschichte geschrieben. Jürg Dürig war mit seinen BMWs potenzieller Publikumsmagnet. Der einheimische Garagist aus Riggisberg war sehr erfolgreich und wurde zweimal Schweizermeister. Noch heute beteiligt sich der 72-Jährige an der TWC-Meisterschaft.

Eine Frage, die interessieren kann: Was machen jene Leute, die in früheren Jahren Gurnigel-Geschichte geschrieben haben? Zur 50. Auflage des Gurnigelrennens nach erfolgter Neuauflage hat diese Zeitung den einheimischen Tourenwagenpiloten Jürg Dürig zum Interview gebeten. Mit seinen auffälligen und wunderschönen BMWs ist der ehemalige Garagist aus Riggisberg, neben dem Seriensieger Fredy Amweg, wohl der erfolgreichste und darum auch bekannteste Teilnehmer am Gurnigel. Ende der 70er- bis Anfang der 90er-Jahre bestritt der heute 72-Jährige die Gurnigelrennen. Er eroberte meistens Klassen- und Gruppensiege, brach Streckenrekorde und wurde zweimal Schweizermeister der Spezialtourenwagen. Im Weiteren hatte Dürig auch tolle Erfolge in ganz Europa. Noch heute beteiligt er sich an der internationalen TWC-Meisterschaft.

Jürg Dürig, welche Erinnerungen kommen auf, wenn Sie sich an Ihre Rennen am Gurnigel zurück­erinnern?
Der Gurnigel war meine Hausstrecke. Viele meinten, ich sei nur deshalb schnell, aber es gab noch viele Konkurrenten, die ebenfalls sehr schnell waren. Doch ich konnte meinem Publikum zeigen, was in mir als Hobby-Rennfahrer steckt. Dann bekam ich jedes Jahr Anfragen von vorwiegend jüngeren Rennfahrern, die mich baten, ihnen die Fahrweise auf der Rennstrecke zu erklären. Schönste Erinnerung ist, dass ich hier zuhause vor meinem Publikum zweimal den Schweizermeistertitel bei den Tourenwagen holen konnte.

Neben Amweg sind Sie wohl die bekannteste Legende am Gurnigel. Haben Sie dies jemals wahrgenommen?
Ja, und wie. Am Gurnigel fühlte ich mich zuhause. Für mich war es absolut wichtig, das schönste und top vorbereitetste Auto auf dem Platz zu haben. Sauberes und korrektes Auftreten des gesamten Teams war meine Etikette. Das wurde von den Leuten wahrgenommen und war beste Werbung für mein Geschäft als BMW-Händler. Dadurch habe ich viele Kunden gewonnen.

Trotzdem haben Sie die BMW-Vertretung verloren und später auch das Geschäft aufgeben müssen.
Wie alle Marken hat auch BMW sein Händlernetz stark reduziert. Uns fehlte ein Show-Room und auch sonst hätte viel gebaut werden müssen. Einen 5,5 Mio. Franken teuren Neubau konnte und wollte ich mir nicht leisten.

Der Gurnigel gilt als sehr selektive Strecke. Wegen Ihren Fahrkünsten fieberten die Fans mit. War Ihnen das bewusst?
Die Zuschauerkulisse am «Laashoger» und Gurnigelbad wird höchstens im Unterbewusstsein wahrgenommen. Weil die Bergrennen höchste Konzentration erfordern. Unfälle passieren, wenn diese nachlässt. Darum hat die mentale Verfassung höchste Priorität.

Was haben Ihnen diese Rennen vor der Haustüre bedeutet?
Die Erwartungen der Fans, dass Dürig vor seiner Haustüre gewinnt, war natürlich spürbar und eine Belastung. Das konnte ich aber mental gut wegstecken. Beim Weg zum Start bin ich die Strecke gedanklich schon mal durchgegangen. Dann gab’s nur noch volle Konzentration. Und trotzdem habe ich hin und wieder kleine Fehler gemacht. Angespornt hat es mich dann, wenn meine Konkurrenz mir an den Fersen hing oder gar schneller war. Da bin ich halt mal Risiken eingegangen.

Erinnern Sie sich noch an ein besonderes Erlebnis am Gurnigel?
Immer wieder beeindruckend war die lange und von Fans umgebene Rollstrecke zum Start. Kurz vor dem Start, die Konzen­tration fürs Rennen, dann aber das motivierende Gefühl der vielen zuwinkenden Fans, das war immer ein besonderes Erlebnis, das es nur am Gurnigel gibt.

Rückblickend gesehen, sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?
Insgesamt gesehen waren die Gurnigelrennen für mich eine gute Sache. Ich konnte Gruppen- und Klassensiege feiern, erreichte Streckenrekorde und wie schon erwähnt, wurde ich zweimal Schweizermeister. Der Gurnigel ist eines der letzten Rennen der Saison. Darum wird der Meistertitel oftmals erst hier vergeben. Etwas habe ich nicht erreicht, das tut weh. Ich hätte am 24-Stundenrennen in Le Mans teilnehmen können. Leider verweigerte der ACS mir die erforderliche Lizenz.

Was macht Jürg Dürig heute? Ist der Rennsport noch ein Thema?
In Schmitten an meinem Wohnort habe ich mir eine kleine Reparaturwerkstatt eingerichtet. Hier kann ich meine Passion leben, indem ich mein Rennauto, aber auch jene «Youngtimer Rennfahrzeuge» meiner Kunden repariere, etwas austüftle oder abändere. Aktuell beteilige ich mich sporadisch mit meinem original restaurierten und neu aufgebauten BMW 635 CSI an der internationalen Tourenwagen-Classics-Meisterschaft (TWC).

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