Es gibt im Leben angeblich keine Zufälle

Es gibt im Leben angeblich keine Zufälle

In der August-Ausgabe der BümplizWochen - die ebenfalls von bm-media herausgegeben werden, wie auch diese Zeitung - habe ich darüber berichtet, dass noch immer jemand Blumen bei einem Baum entlang der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke im Bremgartenwald oberhalb des TCS-Campings niederlegt, wo 1948 Achille Varzi tödlich verunglückt ist. Auf diesen Bericht hin hat sich der heute 82-jährige David Maurer aus Bümpliz auf der Redaktion gemeldet.

Kurze Vorbemerkung zu dieser Geschichte: Ich hatte vor vielen Jahren das Vergnügen, den Mentalisten Vincent Raven kennenlernen zu dürfen. Exakt. Das ist jener mit dem Raben. Und eben dieser Vincent Raven erklärte mir, dass es im Leben keine Zufälle gibt. Es würde aber zu weit führen, hier und heute  in die Details gehen zu wollen. Es war eine extrem spannende Begegnung.

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«Nein», sagt David Maurer gleich zu Beginn unseres Gespräches, «ich bin es nicht, der beim Baum Blumen für Achille Varzi niederlegt, vermutlich sind es Landsleute des verunglückten Italieners.» Bleibt also dieses Rätsels für dem Moment weiter bestehen.

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David Maurer ist in Ausserholligen aufgewachsen, seit fast 50 Jahren lebt er in Bümpliz. «Unser Vater hatte eine Schreinerei, wir Buben mussten nur durch den Tunnel und schon waren wir am Rand der Rennstrecke», erinnert er sich. Bereits Mitte der 40er-Jahre musste David, damals noch nicht einmal schulpflichtig – er wuchs mit sechs Geschwistern auf – im Betrieb des Vaters mithelfen. «Aber während der Trainings bekamen wir frei, durften unseren Idolen auf ihren Motorrädern und Rennautos zuschauen.» Vor allem bei den Motorrädern konnte die Buben ganz nahe ran und beobachten, wie die Zweiräder für die Rennen präpariert wurden.

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Die Renntage selber verbrachte David unter der Zuschauertribüne. Hallo? Weshalb denn das? Ausgerechnet, wenn es spannend wurde… «Mein Vater starb sehr früh, meine Mutter erhielt neben ihrer kargen Witwenrente pro Kind gerademal 12 Franken Unterstützung pro Kind. Pro Monat. Damit musste sie auskommen.» Viele Zuschauende liessen ihre leeren Glasfläschli während der Rennen einfach zwischen den Bänken auf den Boden der Tribüne fallen, wo die Kinder sie sammeln und das Depotgeld kassieren konnten, 15 Rappen pro Fläschli. «Das Geld gaben wir unserer Mutter, die es bitter nötig hatte.»

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Es ist beeindruckend, was David Maurer aus jener Zeit zu erzählen hat. Die wirkliche Überraschung bildete jedoch die ausführlichen Dokumentationen über die Rennen der Formel-1 seit Beginn der 50er-Jahre, nicht nur in Bern. Was sich seither bei David Maurer angesammelt hat, vor allem seine persönlichen Dokumente, gleicht einem Privatmuseum des Automobilrennsports, mit Schwerpunkt Ferrari. Das alles ist in Worten nicht auszudrücken. Joseph Németh, mit der Ferrari-Garage in Hinterkappelen, den David Maurer bisher noch nie getroffen hat, würde Bauklötze staunen. Es sind dies keine Ansammlungen von Briefen, Berichten, Fotos oder Zeitungsausschnitten, es ist kein verstaubtes Chrüsimüsi. Alles – wirklich alles! – ist hochprofessionell katalogisiert und in Dutzenden von Ordnern sorgfältig abgelegt. Unglaublich. Bis mich jemand beeindrucken kann, braucht es einiges. Hier aber bin ich aber sprachlos, verabschiede mich dann von David Maurer. Das war Teil 1 der heutigen Geschichte.

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Teil 2: Eine halbe Stunde später bin ich zur einer erstmaligen Therapie in einer Gemeinschaftspraxis angemeldet, in der ich zuvor noch nie war. Heisst: Neuland. Auch den Therapeuten kenne ich logischerweise nicht. Als ich auf dem Schragen liege, beginne ich mit der Konversation. Aber nicht über Ferienerlebnissen, nicht über meine ehemaligen Arbeitgeberin, nicht über Politik. Nein, und fragen Sie mich bitte nicht, weshalb: Ich erzähle von meinem Besuch zuvor, so wie er soeben beschreiben wurde. Der Therapeut lächelt. Ich frage, weshalb. «Wissen Sie, ich habe 18 Jahre bei der Ferrari Garage gearbeitet…» Wie bitte? Das kann doch nicht wahr sein! Ich suche den Raum nach versteckten Kameras ab. Verstehe ich Spass? Und weshalb macht er sich jetzt an meinem Bein zu schaffen? «Ich wollte in meinem Leben Neues lernen, hatte genug von Autos verschiedener Marken in Hinterkappelen. Es war eine gute Zeit.» Deshalb hat er sich zum Medizinischen Therapeuten ausbilden lassen. Sy no Frage? Ig ha kener meh.

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Wie auch immer: Auf dem Heimweg halte ich bei Josef Németh, erzähle ihm beide Stories. Er lächelt und bedauert noch heute den Abgang seines ehemaligen Mitarbeiters, «er ist ein guter Typ». Kann ich bestätigen, wenn auch nicht anhand seiner früheren Branche.

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