Zum Glück war der Wettergott wohlgesonnen, sonst hätten viele der über 300 Besucher keinen Platz gefunden. So aber standen auch hinter der Tätschhütte Tische und Bänke und unter den Sonnenschirmen waren alle Plätze besetzt.
Einweihung und fünfjähriges Jubiläum
Um 11.30 Uhr eröffnete Gemeindepräsident Ruedi Flückiger den offiziellen Teil. In seiner Rede verwies er auf das fünfjährige Jubiläum der Stiftung Schloss Schwarzenburg. «Das Projekt Tätschhütte ist eine weitere Perle der Stiftungsarbeit.» Die Tätschhütte und das Schloss stammen aus derselben Zeit.
Initiant Urs Rohrbach (IG Tätschhütte) zitierte Emanuel Friedli und Hermann Binggeli: «Jahr für Jahr wird irgendwo in Guggisberg so ein Tätschhaus ufghäbe…» (1911). Und: «Viele dieser Häuser sind verschwunden. Dieser Haustyp wird untergehen…» (1953). Nun, die Schwarzenburger Tätschhütte nicht. Urs Rohrbach hielt fest, dass «z’Vreneli und Hansjoggeli änet dem Bärg» ziemlich sicher in einer stattlichen Tätschhütte gelebt haben.
«Erinnern Sie sich noch, wie die Tätschhütte vor einem Jahr ausgesehen hat?», so begann Gerhard Remund (Remund Holzbau) seine Schilderung über Abbau, Restaurierung und Wiederaufbau der Tätschhütte. Die kantonale Denkmalpflege stand beratend zur Seite und dokumentierte alles. «Ich denke, das Resultat hat unsere Erwartungen übertroffen!» Unter allgemeinem Gelächter versicherte er dann der Stiftung Schloss, dass «die Tätschhütte, dank Betonfundament und Eternitdach, die nächsten 100 Jahre sicher überdauern wird».
Kantonsarchäologe Adriano Boschetti (stv. Leiter des Amtes für Kultur) bezeichnete die Tätschhütte als Unikat. Für die Denkmalpflege galt sie in ihrem ursprünglichen Zustand als nicht mehr «erhaltungswürdig». Erst durch den Einsatz der IG Tätschhütte wurde das Projekt noch einmal unter die Lupe genommen. Mit Erfolg! «Der Umzug eines Hauses ist immer zweite Wahl, aber in diesem Fall wurde mit der Platzierung neben dem Schloss eine einzigartige Lösung gefunden», betonte er. Die Tätschhütte steht nun wieder unter Denkmalschutz.
Verleihung Kulturpreis und Schlüsselübergabe
Als letzter Redner trat Markus Keller, Vizepräsident des «Lions Club Köniz», auf die Laube. «Wir verleihen alle zwei Jahre unseren Kulturpreis an Personen, die sich nicht nur für Kultur einsetzen, sondern mit ihrem persönlichen Einsatz auch erreichen, dass etwas erhalten bleibt! Hier wurde der Grundstein von Urs Rohrbach und Eduard Salzmann gelegt, die sich bei einer Begehung der alten Tätschhütte plötzlich fragten, wie sie das Gebäude retten könnten.» Dann überreichte er unter Applaus den mit 10’000 Franken dotierten Check an Urs Rohrbach, Anna Rohrbach (Stiftung Schloss) und Eduard Salzmann (Denkmalpflege) mit den Worten: «Freiwilligenarbeit ist Leidenschaft!»
Als letzten offiziellen Akt übergab Urs Rohrbach symbolisch den Schlüssel der Tätschhütte an die Stiftung Schloss.
Geeignet für Anlässe aller Art
Stündlich fanden dann Führungen durch die Tätschhütte statt. Inzwischen sind die zwei Stuben heimelig eingerichtet. In der Rauchküche baumeln die «Würste» unter dem Dach und der Kessel hängt über der Feuerstelle. Der typische Rauchgeruch ist auch noch in der Luft.
Mit dem Einweihungsfest ist die offizielle «Züglete» abgeschlossen. Einzig kleinere Zusatzarbeiten (Heubühne, sanitäre Anlagen) werden noch folgen. Das Tenn, der Gaden und die Stuben können für Anlässe gemietet werden. Der Naturpark Gantrisch plant Ausstellungen.
Die Redner betonten, dass dieses einzigartige Projekt ohne das beispiellose Engagement aller Beteiligten nicht zustande gekommen wäre. Ein Nachbar der «alten» Tätschhütte brachte es auf den Punkt: «Es isch ömu fei guet cho!»