Sechs Saiten, eine warme Stimme, einfache Worte und tanzende Klänge – es sind wenige Werkzeuge, die Adi Halter braucht, um Zuhörer in seine Welt eintauchen zu lassen. Fünfzehn solche Welten hat der Liedermacher in Musik verwandelt und auf seine neue CD gebannt. «Ich hatte schon lange den Wunsch, eine CD im intimen Rahmen zu machen, ganz authentisch», erklärt er. Dieser Wunsch ging mit «Lah la gah» in Erfüllung. Erstmals ist Adi Halter ohne Band und ohne begleitende Kinderstimmen zu hören und singt dabei nicht für andere, sondern in erster Linie für sich selbst.
Leben im Wahnsinn
«Lah la gah» ist ganz und gar Adi Halter, rundum unverfälscht und echt. Dass die Aufnahmen im Estrich des Verlegers und Freundes Thomas Seilnacht entstanden sind und bei jedem vorbeifliegenden Flugzeug unterbrochen werden mussten, passt genau so zum Resultat wie der Titel. Loslassen, auf die Pausentaste drücken – ein Thema, das den Liedermacher sehr beschäftigt. «Wir leben in einem Wahnsinn, immer mehr und immer schneller», so der Musiker nachdenklich, «es geht viel Zwischenmenschliches verloren dadurch, die Menschlichkeit geht unter.» Dagegen wehrt sich Adi Halter, immer mehr kommt er zur Überzeugung, dass weniger eben doch mehr ist. Die CD ist sein eigener Versuch, etwas Ruhe zu finden, Gedanken zu bündeln und zu ordnen, «es ist ein Aufarbeiten». Es geht um Beziehungen, Liebe und die ewige Suche nach dem eigenen Glück. Themen also, die im Leben immer wieder auftauchen und beschäftigen. Man erkennt sich rasch selbst in Halters Liedern. Dennoch: «Ein Lied ist ein Lied, die Realität ist eine andere», betont er. Trotz nachdenklichen Tönen driftet Adi Halter mit seiner CD nicht in melancholische Schwermut ab, sondern singt mit Witz und Augenzwinkern. Denn trotz weltweitem Irrsinn und zunehmender Alltagshektik schaut der Liedermacher positiv in die Welt. Sein Ziel ist es nicht, diese zu verändern, sondern den Menschen etwas mitzugeben, etwas auszulösen und sie zu berühren.
Das eigene Glück
Die Frage, die man sich beim Zuhören immer wieder stellen kann, ist: Worum geht es im Leben? Adi Halter hat darauf keine abschliessende Antwort, ist aber überzeugt: «Wir rennen dem vermeintlichen Glück nach, dabei haben wir es schon in uns.» An Ideen und Gedanken rund um sein eigenes Glück mangelt es Adi Halter nicht. «Ich habe viele Ideen, was ich noch alles möchte und was noch alles machbar wäre, aber dafür ist das Leben wohl zu kurz», schmunzelt er. Mit seiner Liedermacherei hat er bereits viel erreicht, hat mit Bands zusammen CDs aufgenommen, war mit Kindern im Studio, gewann Preise und tourte mit Klassen durch die Schweiz. «Mein schönstes Projekt war mit behinderten Kindern zusammen», erinnert sich Adi Halter. Eine seiner früheren CDs, «Guet druff», ist aus dieser Zusammenarbeit entstanden. Doch die Konzertbühne und der Erfolg locken den Liedermacher nicht. Im Gegenteil: Konzerte bedeuten für Adi Halter immer noch Stress, zu hoch sind seine eigenen Erwartungen an sich selbst. Auch wenn er, mal auf der Bühne, kaum zu bremsen und mit viel Herzblut bei der Sache ist. Von der Musik leben, wie sich das andere Musiker erträumen? Nein, das wäre zu einseitig, zu festgefahren. «Ich brauche viel Kontakt mit Menschen und arbeite gern mit Kindern», erklärt er. Deshalb ist die Liedermacherei ganz bewusst nur ein Hobby, auch wenn die Musik in seine Arbeit als Sprachheillehrer stark miteinfliesst. «Es ist immer Musik in mir», strahlt Halter.
Talent und feines Gespür
Dass er ein Talent und ein feines Gespür für Geschichten und Lieder hat, wurde ihm früh klar. Als Junge spielte er zwar Schlagzeug und brachte sich Gitarre nur bei, um ein Mädchen zu beeindrucken. Aber mehr und mehr wurde Musik fester Bestandteil von Adi Halters Leben. Er begann, Botschaften an seine Freunde auf Kassette aufzunehmen und zu versenden. Noten lesen kann er bis heute nicht, aber Melodien kamen wie von selbst, Texte dazu ebenfalls. «Ich bin sehr dankbar, dass ich das Talent und mittlerweile auch das Werkzeug habe, um Menschen zu berühren», sagt der Liedermacher heute. Was ihn besonders bewegt und ihm viel gibt, sind seine Geschenklieder. Lieder, die er extra für andere Menschen schreibt und singt und in denen sie und ihr Leben die Hauptrolle spielen. Dass sich Adi Halter trotzdem entschieden hat, eine neue CD zu machen, hat neben persönlichen Gründen auch eine pragmatische Komponente. «Ich bin wohl ein Archivar», gesteht er lachend, «man hat etwas zusammen, alles sauber auf einer Scheibe. Etwas in Händen zu halten ist eine schöne Sache.» Mit dem Resultat ist Adi Halter rundum zufrieden. Und wenn «Lah la gah» den Menschen hie und da Freude macht und sie berührt, hat der Liedermacher sein Ziel erreicht.
