Freie Fahrt – neu ohne «Autobahn»

Freie Fahrt – neu ohne «Autobahn»

Nun geht es in die Mitwirkung: In den nächsten zehn Jahren erhält das Dorfzentrum der Gemeinde ein neues Gesicht – einige Strassen werden saniert und verkehrsberuhigt. Die Umfahrungsstrasse wird mit einem direkten Anschluss an die Längenbergstrasse sowie ins Dorf noch wichtiger – auch Velofahrende profitieren.

35 Minuten pro Stunde steht der Verkehr am Bahnübergang in Kehrsatz werktags still. Aufs Land Gezogene, die von Zimmerwald her in die Stadt pendeln, warten dann, oder Handwerker-
innen unterwegs zum nächsten Auftrag. Ausflügler, die über die Nebelgrenze wollen – und natürlich Kehrsatzerinnen und Kehrsatzer, Schulkinder, Einkaufende. «Die Einführung des 15-Minuten-Takts der S-Bahn ist für uns zwar grundsätzlich positiv, hat aber rund um den Bahnübergang zu einer unübersichtlichen und gefährlichen Situation geführt», fasst es Katharina Annen an der Medienorientierung zusammen. Die Gemeindepräsidentin stellte Mitte September, zusammen mit Vertretenden der Gemeinde, des Kantons sowie der BLS, das Projekt «Kehrsatz Mitte» vor.

Direkter Anschluss

Das Gesamtprojekt, das innerhalb der nächsten rund zehn Jahren umgesetzt werden soll, betrifft längst nicht nur die eigene Gemeinde. Die Umfahrungsstrasse nämlich wird komplett umgestaltet, weg vom «autobahnähnlichen Charakter», wie es Michel Piller nannte. Der Bereichsleiter Strassenbau Tiefbauamtes des Oberingenieurkreises II stellte gleich mehrere Punkte vor, bei denen der Kanton federführend ist. Die Umfahrungsstrasse wird künftig statt heute deren vier nur noch zwei Spuren aufweisen – der gewonnene Platz kommt zwei abgetrennten Radwegen zugute. Auf Höhe Bahnhof ist ein Kreisel vorgesehen, von dem aus eine noch zu bauende Strasse zur Zimmerwaldstrasse führen wird. So können vom Längenberg herkommende Reisende direkt in Richtung Belp oder Bern weiterfahren – oder in die umgekehrte Richtung – ganz ohne Wartezeiten vor Barrieren. Die Geschwindigkeit wird auf 60 km/h begrenzt, beim Kreisel auf 50 km/h. E-Bike- und Velofahrende profitieren dort in Fahrtrichtung Bern von einer Unterführung. 

Neue Überbauung beim Bahnhof und Aufwertungsarbeiten

Es gibt aber noch eine vierte Ausfahrt im Kreisverkehr. Sie führt in ein neues Quartier und von dort aus ins Dorfzentrum. Denn auf der Bahnhofmatte, wo heute eine Wiese zwischen Strasse und Schiene liegt, will die Burgergemeinde Bern bauen. Vorgesehen sind hauptsächlich Wohnungen, aber auch Gewerbe-, Dienstleistungs- und Verkaufsnutzung. Ins Erdgeschoss des grössten Gebäudes zieht ein Supermarkt ein. Die mit dem Bahnhof benachbarte BLS plant ihre Arbeiten in Absprache mit «Kehrsatz Mitte», ohne direkt involviert zu sein. So können alle Beteiligten Synergien nutzen. Gemäss Rodaina Mardawy, Projektleiterin Studien und Bestvarianten der BLS Netz AG, müssen die Perrons um 45 m
auf 220 m verlängert und die Unterführung angepasst werden. Letzteres, um das Behindertengleichstellungsgesetz zu erfüllen. Neu soll das Postauto direkt beim Bahnhof halten, um diesen zu einer kundenfreundlichen Mobilitätsdrehscheibe zu machen. Der Zugang von der neuen Überbauung aus wird dabei eine grössere Bedeutung erhalten. 

Von Kantons- zu Gemeindestrassen

Die durchs Dorf führende Bernstrasse und der untere Teil der Längenbergstrasse wird der Kanton sanieren und anschliessend der Gemeinde übergeben.  Ab dann soll dort Tempo 30 herrschen, allerdings verkehrsorientiert – sprich, die einbiegenden Nebenstrassen haben keinen Vortritt. An neuralgischen Stellen, insbesondere auf den Schulweg bezogen, können auch Zebrastreifen eine Option sein. «Die alte Zimmerwaldstrasse wird rückgebaut, erhält mehr Grünraum und wird für ein kurzes Stück als Einbahn mit Fahrtrichtung Längenberg geführt», so Piller. Auch die Bernstrasse wird von heute 6-7 m auf 5,5 m verengt, wodurch mehr Grünelemente Platz haben. Um das Restaurant Brunello herum wird der Aussenbereich aufgrund des geringeren Verkehrsaufkommens künftig besser genutzt werden können, sogar eine Begegnungszone mit Tempo 20 steht hier zur Diskussion. 

Mitwirkung

Vom 2. Oktober bis am 1. Dezember soll sich nun die Bevölkerung einbringen. «Tun Sie Ihre Meinung kund», rief Annen die Anwesenden an der Informationsveranstaltung auf. Anschliessend prüfen die Verantwortlichen die Eingaben, bevor das Projekt zur Vorprüfung ans Amt für Gemeinden und Raumgestaltung AGR geht. Nach dem überstandenen Auflageverfahren kommt es zur Beschlussfassung an der Gemeindeversammlung. Schliesslich folgt die Genehmigung des AGR. Die Kehrsatzer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden über den Artikel Zone mit Planungspflicht (ZPP  6A «Bahnhofmatte Kern») entscheiden. Anschliessend wird die Überbauungsordnung angegangen. Der Kanton führt gleichzeitig ein separates Strassenverfahren durch. 

Erste Fragen von Parteivertreterinnen und Bürgern thematisierten hauptsächlich den Zeitpunkt der Tempo-30-Einführung, zur Postautolinie bzw. eines Ortsbusses und der Frage, ob die verkehrsberuhigte Zone nicht bis zur Talstrasse hinauf reichen könne. Themen, die in die Mitwirkung einfliessen dürften. Seit zwanzig Jahren schon ist die Erschliessung der Bahnhofmatte  regelmässig Thema, auch «Kehrsatz Mitte» hat bereits eine längere Planungszeit hinter sich. Die Mitwirkung soll nun die Anliegen der Bevölkerung abholen – als nächste Schritte von noch vielen weiteren, bis die Bagger auffahren und die grossen Pläne umsetzen können.

www.kehrsatz-mitte.ch

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