Mit einem herzlichen Lachen und einer Tasse Kaffee sitzt Mariel Wolf zufrieden in ihrem lauschigen Gartenplätzchen unter dem Apfelbaum. Um sie herum grasen 2 Minishettlandponys. Auf der Weide stehen 3 weitere Pferde im Schatten. Die Tiere haben alle etwas gemeinsam: Sie haben viel erlebt, bevor sie zu ihrer neuen Besitzerin gekommen sind. «Durch meine Arbeit in den letzten 15 Jahren in der Advokatur und bei einer Gerichtsbehörde traf ich immer wieder auf Missstände bei der Tierhaltung», erzählt Wolf und ihre Miene wird ernster. Als Gründungsmitglied zweier Anwaltskanzleien in Bern nahm sie auch schon mal bei Kontrollen vor Ort eine beratende und vermittelnde Funktion zwischen Klienten und dem Veterinärsamt ein und vermittelte Tieren in Zusammenarbeit mit Tierschutzorganisationen ein neues Zuhause. In Mariel Wolfs Obhut sind u.a. das eine Minishetty, das durch die Scheidung seiner Besitzer sein Zuhause verlor, der Trakehner aus dem Distanzsport oder der mittlerweile 26-jährige Haflinger, der über die Organisation «Pferde in Not» bei ihr einen Lebensplatz fand.
Neben den täglichen Arbeiten rund um den gepachteten Hof mit Freilaufstall und angrenzenden Weiden bekommen die Ponys und Pferde viel Aufmerksamkeit und eine liebevolle Pflege. Auf jedes Tier geht Mariel Wolf individuell ein und schreckt auch vor finanziellen Ausgaben nicht zurück. Sie investiert neben der obligaten Huf- und Zahnpflege in Chiro- oder Craniosacral-Behandlungen, Blutegeltherapie oder in individuelles Futter. Doch die Pferde brauchen ebenso Bewegung und Beschäftigung – so hatte sie die Idee, dieses Bedürfnis mit dem Interesse der Menschen zu verbinden. Im Jahr 2012 gründete sie nebenberuflich ihre Einzelunternehmung, die 2018 ihren neuen Standort in Schwarzenburg fand und ihre Tore auf Anfrage öffnet. «Wir wollen den Menschen die Möglichkeit bieten, sich mit den Tieren auseinanderzusetzen und ihre Bedürfnisse besser kennenzulernen», erklärt die 36-Jährige. Jedes Erlebnis im «Pony Club Schwarzenburg» startet mit einem gegenseitigen Kennenlernen bei der Pflege und Fütterung sowie der Mithilfe im Stall. Mariel Wolf gibt ABC-Kurse für Kleinkinder, begleitet geführte Spazierritte auf dem Grasburg-Erlebnispfad und organisiert mit viel Ideenreichtum Kindergeburtstage mit dem Pony oder auch themenorientiere Back- und Bastelnachmittage. «Besonders die Geburtstage oder das Hufeisen-Verzieren sind ein Highlight und werden oft gebucht», erzählt sie begeistert. Als nächstes findet ein Yoga-Event und im Oktober die Halloweenparty statt. Sie freue sich schon jetzt auf das jährliche Advents-Chränzlä und, dass der Samichlaus wieder auf Besuch käme. Gerade jetzt in der Coronazeit sei die Nachfrage für Ausflüge und Events im familiären Rahmen gross.
Die Pferdeliebhaberin lebt heute ein Leben, wie sie es sich als Kind vorgestellt hat, und verzichtet zum Wohl der Tiere auf so manchen Luxus. Doch sie ist noch nicht am Ziel angekommen. «Mein Projekt in ein paar Jahren ist, ein Altersheim für Kühe zu gründen», verrät sie. Denn neben ihrer Passion für Pferde hegt sie seit ihrer Kindheit auch eine grosse Faszination für diese Tiere. Zudem will sie die Ausbildung zur Fachperson Tierschutz machen und sich weiterhin für das Wohl der Tiere einsetzen. Mariel Wolf ist es ein Anliegen, ihre Mitmenschen für das Thema Tierschutz zu sensibilisieren: «Jede Privatperson kann, wenn auch nur im kleinen Rahmen, zum Tierschutz beitragen.» Wichtig sei nicht wegzuschauen, sondern unwürdige Tierhaltung dem Veterinäramt zu melden. Sie ergänzt abschliessend: «Mir ist bewusst, dass ich die Welt nicht ändern kann, aber für manches Tier ändert sich die Welt.»
