Am 3. Februar dieses Jahres fand das erste Speed-Dating im Kanton Freiburg statt. Claudia Neuhaus, Mitarbeiterin Sport, Bildung und Kultur bei der Pro Senectute Freiburg: «Initiatorin jenes Anlasses war Keziah Perez. Sie trat mit dieser Projektidee an uns heran und bat um Unterstützung. Für Pro Senectute Freiburg ist dies das erste Mal, dass wir selbst einen solchen Event organisieren, zusammen mit dem Verein Coeur 65plus, von Kezial Perez gegründet.»
Vom Jackpot und Freundschaften
Die Pro Senectute Freiburg wollte allen ab 60 Jahren eine Gelegenheit bieten, in entspannter Atmosphäre und in einem seriösen Rahmen neue Kontakte zu knüpfen. Gerade im Alter gibt es oft nur wenige unkomplizierte Möglichkeiten, Partner kennenzulernen. Claudia Neuhaus: «Ein Jackpot wäre es, wenn sich ein Liebespaar finden würde. Wir freuen uns aber genauso über neue Freundschaften. Sei es eine Jasspartnerin, ein Wandergeselle oder jemanden zum Pilzesammeln. Jeder neue und erwünschte Kontakt bereichert.»
Vorfreude, Zurückhaltung, Neugierde, Unsicherheit, Hoffnungen unter den Teilnehmenden: Alles war um 14 Uhr zu spüren, als Claudia Neuhaus das Prozedere des Speed-Datings erklärte. Die Veranstaltung war generalstabsmässig vorbereitet worden. Die Herren sassen im grossen Saal einzeln aufgereiht an Tischen den Wänden entlang, die Damen an einem langen Tisch in der Mitte. Auf los ging es dann los, im 5-Minuten-Takt. Die Herren blieben sitzen, ihre weiblichen Gegenüber rückten jeweils einen Tisch weiter. Die kurzen Vorstellungsgespräche wurden jeweils mit Musik abgebrochen, sinnigerweise mit «Pour un flirt avec toi» oder «Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben».
Überregional
Der jüngste Anwesende war 60, die älteste Dame 78 Jahre alt, die meisten in der Region wohnhaft, aber auch aus Bern und selbst aus der Region Basel. Auffallend: Samt und sonders kamen «d‚Froue u d‚Manne» ganz gewöhnlich gekleidet daher, nichts von abgetakelten Fregatten oder Mucho Machos. Leute wie du und ich. Ebenfalls zur Unterstützung dabei: die Mitarbeiterin einer Pfarrei. Um seelsorgerisch eingreifen zu können, sollte jemand kollabieren oder ausflippen?
Interessant: In der Pause sprachen viele Leute miteinander, schienen sich sogar zu kennen. In Unkenntnis ihrer Bekannten darüber, dass man mit seinen Wünschen nicht allein war? Auffallend: Es gab während den Gesprächen kein störendes, lautes Lachen. Man zeigte dem Gegenüber Respekt, die Frauen eher in der Zuhörerinnenrolle, die Herren durchaus mit den Händen gestikulierend, als wolle man(n) seinen Worten bildlich Nachdruck verleihen.
Wir verzichten ausdrücklich darauf, Teilnehmende abzubilden oder zu zitieren. Kurze Pausengespräche ergaben nämlich ein einheitliches Bild, ohne Abweichung: Alle begrüssten die Aktion, fanden sie «nachahmenswert».
Eine zufriedene Claudia Neuhaus abschliessend: «Mir ist es wichtig, dass ältere Menschen nicht nur als ‹Senioren› wahrgenommen werden, sondern als Menschen mit vielseitigen Interessen und Potenzialen.» Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Speed-Dating
Speed-Dating ist eine Möglichkeit zur Partnersuche, abseits des Internets, bei der Alleinstehende in kurzer Zeit im Zwiegespräch – meistens fünf Minuten – andere Singles kennenlernen, um eine Partnerschaft aufzubauen. Der Kurs wird vom Bundesamt für Sozialversicherungen subventioniert, weil er in besonderem Masse die Selbständigkeit und Autonomie von älteren Menschen fördert.
Inklusionsserie
Inklusion bedeutet, dass alle Menschen dazugehören und ins gesellschaftliche Leben einbezogen werden. Also auch Menschen mit Behinderungen, unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, jeglichen Alters, Geschlechts, Bildungsstands oder sozialer Schicht. Innerhalb einer Artikelserie widmen wir uns diesem Thema in verschiedenen Beiträgen.