Generationenübergreifendes Verständnis

Generationenübergreifendes Verständnis

Ein altes Liebespaar auf der Flucht vor der Demenz und auf dem Weg der Veränderung. Amanda Wettstein erzählt mit viel Tiefgang und gleichzeitig mit einer Prise Leichtigkeit die Geschichte ihrer Grosseltern. Vor deren Tod lebte die Hobbyautorin eng an ihrer Seite und bekam hautnah mit, was Loslassen bedeutet und worauf es im Leben wirklich ankommt.

«Ursprünglich war das Buch als Geschenk zum 60. Geburtstag meines Vaters gedacht», erzählt die junge Frau und meint noch immer etwas ungläubig: «Nie hätte ich gedacht, dass ein Verlag dieses herausgeben möchte.» Als ihre Grosseltern starben, habe sie viel über den Tod nachgedacht. «Ich wollte die Geschichte meiner Grosseltern und, wie sie als Menschen waren, aufschreiben, damit sie in der schnelllebigen Zeit nicht vergessen gehen», so Amanda Wettstein. Mehr aus Neugierde heraus und um noch ein paar Schreibtipps zu erhalten, habe sie das Manuskript an einen Berner Verlag geschickt.

Leidenschaft für das Schreiben
Die ersten vier Jahre ihres Lebens lebte sie mit ihren Eltern in Amerika. Als die Familie in die Schweiz zurückkehrte und sich in Neuenegg niederliess, fiel es ihr schwer, Deutsch zu lernen. «Meine Mutter schenkte mir ein kleines, grünes Notizbuch mit weissen Schäfchen, in das ich die ersten Buchstaben reinkritzelte», erinnert sich die heute 25-Jährige. Bald bildeten sich Buchstaben zu Sätzen und es entstanden ihre ersten Kurzgeschichten. Da ihr das Administrative liegt, war es naheliegend, eine kaufmännische Ausbildung zu absolvieren. Dies tat sie im «Inselspital Bern». «Mir ist es wichtig, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem Menschen eine zentrale Rolle spielen und ich das Gefühl habe, dass ich etwas bewirken kann», ist sie überzeugt. Mittlerweile arbeitet sie im administrativen Bereich in der Kita-Trägerschaft «LeoLea».

Dass für Wettstein Menschlichkeit und Sinnhaftigkeit eine wichtige Rolle spielen, erkennt man auch in ihrem Buch «Peter & Greti». Darin erzählt sie die bewegende Geschichte ihrer Grosseltern. «Eigentlich ist das Buch eine Liebesgeschichte, doch zentrales Thema ist die Demenz und wie die Menschen damit unterschiedlich umgehen», erläutert die leidenschaftliche Schreiberin. Ihre Beobachtung sei, dass es einen entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden einer an Demenz erkrankten Person hat, wie sich das Umfeld verhält. «Reagieren wir mit Geduld und Verständnis und vor allem auch mit Respekt, fühlt sich der Mensch angenommen. Reagieren wir hingegen mit Unverständnis oder sogar aggressiv, wagt sich die erkrankte Person fast nicht mehr auszusprechen, was sie denkt, denn es könnte ja falsch sein», macht sie deutlich.

Loslassen betrifft alle
Verständnis hat die Jungautorin für beide Seiten: «Einen nahestehenden Menschen an diese Krankheit zu verlieren ist schmerzhaft und löst oftmals eine Überforderung im Umfeld aus. Aber auch die Erkrankten stellen fest, dass sie sich langsam verändern, und müssen lernen, dies anzunehmen.» Ihre Grosseltern wünschten sich nichts sehnlicher, als gemeinsam ihren Lebensabend in ihrem vertrauten Heim zu verbringen. «Als ‹Grosi› an Demenz erkrankte, veränderte dies alles», berichtet Wettstein. Begleitet von Zweifeln und Ängsten musste das Paar schlussendlich seine geliebte Wohnung in Thörishaus verlassen und zog ins Altersheim. Gleichzeitig begann ein neues Abenteuer, das nur durch das Loslassen möglich war.

Wertschätzung der Generationen
«Würde ich mich nur im Umfeld meiner Altersgenossen bewegen, wäre sicher alles anders gekommen», offenbart Amanda Wettstein und fügt hinzu: «Von meinen Grosseltern habe ich gelernt, an den einfachen Dingen Freude zu haben.» Auf den inneren Frieden kommt es an und man sollte nicht damit hadern, was die anderen denken. Da spielen soziale Medien und Followerzahlen keine Rolle. «Mein grosser Wunsch ist es, dass die Menschen generationenübergreifend mehr Geduld und Verständnis füreinander haben und sich auf das Wichtige im Leben fokussieren», sagt die Senslerin und macht deutlich: «Im Leben sind nicht die Anzahl Streitigkeiten, die man gewinnt, entscheidend, sondern die Anzahl Momente, in denen man das einfache, pure Leben einfängt und geniesst.»

Was die Zukunft für Amanda Wettstein noch bringen mag, dar­über hat sie keine genauen Vorstellungen. Diesen Sommer wird sie in das Haus ihrer Grosseltern ziehen. «Darüber hinaus mache ich mir noch keine grossen Gedanken», lacht sie und ergänzt schulterzuckend: «Ehrlich gesagt, denke ich gar nie gross über meine Zukunft nach, es kommt sowieso immer anders, als man denkt.»

INFO
Lesung in Neuenegg
Freitag, 13. Mai, 20 Uhr
Schul- und Gemeindebibliothek Neuenegg

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