Handlungskompetenz: Wegweiser in die Zukunft

Handlungskompetenz: Wegweiser in die Zukunft

Die KV-Lehre als eine der wichtigsten Grundbildungen wird alle fünf Jahre überprüft. Mit dem Ziel, dass die Ausbildung künftiger Kaufleute den veränderten Bedürfnissen in der Arbeitswelt laufend angepasst wird. Die Reform fördert die konsequente Ausrichtung der Lernenden hin zu mehr Handlungskompetenz.

Rund 13’000 junge Menschen schliessen jährlich die kaufmännische Grundbildung ab. Die Reform will die Lernenden zum Umgang mit Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft befähigen und sie fit machen für die Herausforderungen der Zukunft. Über allem steht die Förderung der Handlungskompetenz. Erfolgreiche Bewältigung unterschiedlicher Anforderungen an das Handeln wird durch praktische Erfahrung erlernt, somit steht der Lehrbetrieb als wichtigster Lernort im Zentrum. Ein solcher ist die Gemeindeverwaltung in Köniz. Dort ist Elisabeth Lottaz als Verantwortliche Berufsbildung zuständig für die Lernenden, von denen pro Lehrjahr jeweils drei die kaufmännische Grundbildung durchlaufen. Wie geht Handlungskompetenz in der Praxis? «Die Lernenden werden an drei Lernorten ausgebildet: im Betrieb, an der Berufsfachschule und in den überbetrieblichen Kursen. Bei uns im Lehrbetrieb orientierte sich die Ausbildung schon immer an der Handlungskompetenz. Es entstehen laufend Handlungssituationen, die eine konkrete Aktivität erfordern.» Das sei so und werde so bleiben, die Neuerungen würden vor allem die Instrumente und die Art der Dokumentation betreffen. «Der Praxisbezug als Kernstück ist bei uns im Gegensatz zur rein schulischen Ausbildung gegeben.» 

Eigenverantwortung für Lernende

Davon ist auch Roger Eberle überzeugt. Er ist Teamleiter Human Resources bei der Firma Sanitas Troesch in Bern-Bümpliz, wo ebenfalls Kaufleute ausgebildet werden. Er steht hinter der Reform und koordiniert als Verantwortlicher die Berufsbildner im kaufmännischen Bereich des schweizweit tätigen Unternehmens. «Was die Lernenden bei uns im Betrieb lernen, wird sich inhaltlich nicht ändern», sagt er zum Praxisbezug der Reform, «verändern tut sich die Art, wie etwas erreicht wird.» Bis anhin gab es pro Semester eine Arbeits- und Lernsituation, die benotet wurde. «Neu gibt es die Praxisaufträge, die von der Branche vorgegeben werden. Die Lernenden wählen die pro Abteilung zugeteilten Praxisaufträge selbst aus und müssen alle in der dreijährigen Lehrzeit erledigen.» Bei Sanitas Troesch ist man bereit, der Weg zur Umsetzung ist abgeschlossen und die Prozesse sind festgehalten. Um die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Ausbildung innerhalb des Unternehmens für alle Lernenden die gleiche ist, organisierte Roger Eberle ein Meeting aller Berufsbildner in der Schweiz. In den Praxisaufträgen sieht er einen grossen Vorteil, «weil es nicht mehr einen Stichtag gibt, an dem die Arbeiten überprüft werden. Es ist ein ständiges Lernen und Reflektieren.» Die Lernenden kennen die Enddaten und es liegt in ihrer Verantwortung, die Aufträge in Teilschritten zu erledigen. Mit einem hohen Grad an Selbständigkeit, was der angestrebten Handlungskompetenz sehr förderlich sei, ist Roger Eberle überzeugt, «weil die Lernenden die Aufträge selbständig erarbeiten müssen. Mit Unterstützung natürlich, aber mit hoher Eigenverantwortung.» 

Veränderung als Chance

Selbständiges Handeln mit mehr Freiräumen muss in jedem Lehrbetrieb gelernt werden, auch wenn die Voraussetzungen unterschiedlich sind. «Bei uns in der Gemeindeverwaltung», weist Elisabeth Lottaz auf einen wichtigen Aspekt hin, «sind wir sehr nahe bei den Menschen, die hier leben. Wir begleiten sie teils sehr lange in verschiedensten Lebenssituationen. Das betrifft auch unsere Lernenden im kaufmännischen Bereich und fördert ihre eigenständige Handlungsweise.» Aus der Überzeugung, dass man bei der Gemeinde die Anforderungen abdecken kann, sieht sie der Reform gelassen entgegen. Elisabeth Lottaz weiss um die Verantwortung als Lehrbetrieb, auch deshalb, weil dieser einen grossen Anteil zur Note der Lehrabschlussprüfung beiträgt. «Da bei uns KV-Lernende in verschiedenen Abteilungen tätig sind, werden wir speziell darauf achten müssen, dass die bisherigen Prozesse gut vereinbar sind mit den neuen. Aber das ist machbar. Es sind vor allem die Bewertungssysteme, die anders sein werden.» Die gemischten Gefühle, wie Roger Eberle die vereinzelte Kritik gegenüber der Reform bezeichnet, überraschen ihn nicht und er lässt sie gelten. Die Vorteile überwiegen für ihn, auch weil damit ein weiterer Schritt zu gleichen Voraussetzungen für die Lehrbetriebe getan werde. «Veränderungen sind immer eine Sache der Einstellung und sollten grundsätzlich als Chance betrachtet werden.»

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