«Traditionsgemäss sind wir immer am ‹Berner Lauffest› vertreten. Leider ist die Zahl aber in den letzten Jahren rückläufig», erklärt Direktor Vinzenz Miescher. Das Lauffest eignet sich besonders gut, weil es Bewegung, Begegnung und Feststimmung ideal verknüpft. Von der Stiftung Bernaville nehmen dieses Jahr neun Bewohner und fünf Bewohnerinnen teil.
Eine von ihnen ist die 30-jährige Noelle Perler. Sie hat in der gros-
sen, hellen Eingangshalle schon gespannt gewartet. Aber nicht etwa aus Nervosität, nein, sie freut sich auf das Interview, und ihre offene, gewinnende Art schlägt einen sofort in den Bann. So entstehen gar keine Berührungsängste. «Ich bin gern am Lauffest dabei. Die Atmosphäre ist cool und es fägt, mit den Kollegen zu laufen», erklärt sie. Nach einer kurzen Pause fügt sie dann schmunzelnd hinzu: «Ausserdem gibt es ein T-Shirt und gratis Essen.» Noelle Perler nimmt bereits zum dritten Mal am Waldlauf teil. Letztes Jahr schaffte sie zehn Runden (eine Waldrunde beträgt einen Kilometer, Dauer 60 Minuten). Dieses Jahr ist sie ein wenig skeptisch: «Ich habe nicht speziell trainiert und bin vor zwei Wochen 30 Jahre alt geworden!» Einige Jahre zuvor nahm sie mit dem Velo teil.
Noelle Perler lebt seit elf Jahren in der Wohngruppe Nummer zwei. Sie kam direkt nach Schulabschluss von der Salome Brunner Stiftung Wabern (vormals Sprachheilschule Wabern) ins «Bernaville». «Es hat mir hier sofort gefallen, vor allem, weil viele meiner Gspänli mitgekommen sind», bekräftigt sie. Sie pflegt auch ausserhalb ihrer eigenen Wohngruppe rege Kontakte, ihre beste Freundin Ramona kommt aus der Wohngruppe drei, und auch in der Sieben hat sie Freunde.
Noelle Perler litt während der Geburt unter Sauerstoffmangel. Als Folge davon leidet sie unter einer kognitiven Behinderung. Im «Bernaville» hat sie ihre IV-Lehre abgeschlossen und arbeitet seither begeistert als «Allrounderin». Momentan im regelmässigen Wechsel zwischen den Bereichen «Landwirtschaft», «Gärtnerei», «Werkstatt» und «Hauswirtschaft». Zwei Highlights stechen für sie heraus. Einmal das Backen der Weihnachtsgüetzi: «Ich liebe es, die Haselnusslebkuchen auszustreichen und zu verzieren.» Zum Zweiten die Gärtnerei: Noelle Perler liebt das Rasenmähen. Stolz sitzt sie auf dem knallroten Honda-Traktor und steuert ihn geschickt über die grosse Rasenfläche.
In ihrer Freizeit tanzt Noelle Perler Zumba, hört Musik und geht gerne auf Reisen. Sie mag selbstgemachte Gelati. An den Wochenenden ist sie turnusmässig bei ihrer Familie in Wabern, auf einem Bauernhof in Zuzwil (sie hilft dort beim Kartoffelgraben) und in ihrer Wohngruppe.
Ihr Wunsch: Sie wünscht sich eine lustige Zeit mit Tanja Zimmermann als neue Bezugsperson und Adrian Stoll aus der Landwirtschaft ganz gute Gesundheit.
Ihrem Rennen am «Berner Lauffest» sieht sie gelassen entgegen: «Loufe fägt, aber am liebschte tueni immer no Rasemähe.»