«Ich schreibe für die Welt»

«Ich schreibe für die Welt»

Sarina Gygi ist 14 Jahre alt und hat schon weit über 200 Kurzgeschichten geschrieben. Vom Ehrgeiz gepackt, suchte sie auf eigene Faust nach einem Verlag, der ihr erstes Buch herausgibt. Die talentierte Schülerin hat ihre Leidenschaft schon früh entdeckt und verrät, dass sie das Haus nie ohne einen Schreiblock verlässt.

In dem Notizbüchlein hält Sarina Gygi all ihre Ideen fest. «Mir kommen ständig Geschichten in den Sinn, oftmals schon nur bei der Betrachtung einer Blume», erzählt sie. Will die Naturliebhaberin eine Idee umsetzen und zu einer Geschichte ausarbeiten, macht sie zuerst eine dreiseitige Zusammenfassung. Alles, was danach kommt, sei Intuition: «Die besten Ideen entstehen spontan.» Wenn es so richtig aus ihr heraussprudelt und ihr die Sätze nur so aus der Hand fliessen, darf sie niemand stören. Sie zieht sich zurück und versinkt in ihrer eigenen Welt. «Ich vergesse alles um mich herum und staune, wenn plötzlich Abend ist und ich zum Nachtessen gerufen werde», lacht sie.

Als Gygi noch nicht schreiben konnte – was sie vor Schuleintritt lernte – diktierte sie ihrer Mutter. «Ich war einfach fasziniert von den Buchstaben, die zu Wörtern, dann zu ganzen Sätzen und schlussendlich zu Geschichten geformt werden konnten», schwärmt sie. Als sie acht Jahre alt war, wurde in der Schule der Beruf Autorin vorgestellt. Das war ein Schlüsselmoment, an den sie sich noch heute mit einem Schmunzeln erinnert: «Ich ging nach Hause zu meinen Eltern und eröffnete ihnen, dass ich Schriftstellerin werden will.» Von da an war sie nicht mehr zu bremsen. Bei ihrem Vorhaben wird sie von ihrer ganzen Familie unterstützt. Ihr Grossvater, der selbst Gedichte schreibt, sei ganz ein schlaues Köpfchen, sagt die Schülerin und fügt hinzu: «Vermutlich habe ich von ihm mein Talent geerbt.» Auch Sämi, der 4-jährige Kater, ist ein wichtiges Familienmitglied und leistet ihr Gesellschaft, wenn sie sich zum Schreiben zurückzieht. Er ist ihre tierische Muse und moralische Unterstützung.

Ob traurig oder glücklich – schreiben kann die Teenagerin in jeder Gemütslage. Vieles, von dem sie schreibt, habe mit ihrem Leben zu tun. Oft sehe sie die Zusammenhänge aber erst im Nachhinein. Ihre Geschichten spielen sich nicht nur, aber vorwiegend in Fantasiewelten ab. Dabei sprudelt es nur so aus ihr heraus: «Der inhaltliche Sinn und die Botschaft einer Geschichte ist mir wichtig, aber es soll auch Platz für Humor haben und die Lesenden unterhalten.» Mit Ehrgeiz und einem Hang zum Perfektionismus arbeitet sie an ihren literarischen Fähigkeiten. Vor drei Jahren nahm Gygi an dem schweizweiten Förderungsprojekt «Schreibzeit Schweiz» teil und erreichte in ihrer Altersgruppe den 5. Platz, worauf sie zu einer einwöchigen Schreibwerkstatt eingeladen wurde. Darauf war sie zwar stolz, aber noch nicht am Ziel: Sie wollte ihr eigenes Buch herauszugeben.

Die Suche nach einem passenden Verlag gestaltete sich als schwierig und scheiterte meist an ihrem Alter: «Viele der grossen Verlage fanden mein Manuskript toll, sagten aber, dass sie grundsätzlich keine Autoren unter 16 Jahren annehmen.» Doch die Schmittenerin blieb hartnäckig und bekam schlussendlich die Zusage von einem kleinen Verlag aus Österreich. «Als ich das erfuhr, flippte ich fast aus», strahlt sie. Das Buch «Heu und Stroh im Nirgendwo – Willkommen im Niemandsland» erschien diesen April und erzählt die Geschichte von einem Stadtmädchen, das auf dem Land die Sommerferien verbringt und Abenteuer erlebt. Ihr eigenes Buch in den Händen zu halten erfüllt Gygi mit Freude und motiviert sie weiterzumachen. «Der zweite Band ist bereits geschrieben», verrät sie. Auch sonst hat die 14-Jährige noch viele Projekte: «Ich möchte gerne meine Geschichten vorlesen, zum Beispiel in Alters- oder Kinderheimen.» Schliesslich schreibe sie nicht nur für sich, sondern für die ganze Welt. Trotz ihren hohen Ansprüchen und dem ambitionierten Ziel, ihr Geld als Autorin zu verdienen, möchte sie auf dem Boden bleiben. «Ich muss realistisch sein», sagt sie bescheiden und ergänzt: «Zuerst will ich studieren und einen Job ausüben, um mir eine Grundlage aufzubauen.»

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
««Ich schreibe für die Welt»»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2