Sein Töffli faszinierte Andres Nussbaum schon während der Schulzeit. Er schraubte und frisierte an ihm herum, sodass er halt hin und wieder mit der Polizei in Konflikt kam. Dann machte er als 18-Jähriger den Führerschein und von da an war der Motorradbegeisterte mitten in der Töffszene unterwegs. Er besuchte Motorradrennen und kam in Kontakt mit Insidern. Das ermöglichte ihm, das Geschehen an vorderster Front mitzuerleben. Sein Augenmerk richtete er besonders auf die Klasse der Seitenwagen. Hier bekommt das Publikum attraktiven Rennsport geboten. Wenn die Gespanne sich heisse Rad-an-Rad-Kämpfe liefern und um Meisterschaftspunkte fighten, dazu das sensible Zusammenspiel zwischen Fahrer und Beifahrer, werden die Seitenwagenrennen für die Zuschauerinnen und Zuschauer zu einem besonderen Erlebnis. Hier müssen 2 Menschen das ihre zum Erfolg beitragen. Besonders die Aufgabe des Beifahrers sei nicht zu unterschätzen. «Er braucht Feingefühl, um sein Gleichgewicht der jeweiligen Situation anzupassen. Der Beifahrer muss selber spüren, wo es nicht optimal war und was er in der nächsten Runde besser machen könnte. Auch was der Pilot in der jeweiligen Situation von ihm verlangt, muss er ohne Kommunikation spüren», erläutert Andres Nussbaum. Denn auf der Rennpiste ist keine verbale Verständigung möglich. Zudem muss die physische und psychische Verfassung der beiden auf einem Topniveau sein. Deshalb ist der 43-Jährige mit seinem Bike öfters im Gebiet des Schwarzsees anzutreffen.
Unerwarteter Rückschlag
Angefangen hat es mit einem erworbenen Gespann aus Deutschland, mit dem er dann die ersten Rennen in der Internationalen Nachwuchstrophy in Deutschland bestritt. Sein damaliger Beifahrer war Tobias Aebischer aus St. Antoni. Die Saison verlief zufriedenstellend, wobei die Klassierungen sich gegen Schluss bereits im ersten Drittel einpendelten. Mit einem neu erworbenen Gespann wurde eine weitere Saison gefahren. Die Erfolge stellten sich ein und es resultierte der 3. Gesamtrang in der Trophy 2011. Nachdem Tobias Aebischer das Team aus familiären Gründen später verliess, holte sich Andres Nussbaum mit Michael Prudlik einen deutschen Beifahrer ins Seitenwagen-Team. Bereits in der 1. Saison erreichten die beiden den 5. Gesamtrang in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft. Umso beachtlicher, weil in dieser Meisterschaft auf einem weit höheren Niveau gefahren wird als bisher in der Trophy. Nach einigen Modifikationen am Gespann und dem Ersatz der Haube wurde die Saison 2016 voller Erwartungen und mit viel Freude in Angriff genommen. Leider machte ein Unfall mit Totalschaden bereits beim 2. Rennen auf dem Nürburgring alle Hoffnungen zunichte. «Wir arbeiteten über den ganzen Winter am Töff, waren also bereit anzugreifen. Dann dieser Rückschlag. Wir waren schockiert, aber glücklicherweise blieben Prudlik und ich unverletzt», so Nussbaum.
Sieg und 3. Rang
Mit diesem Totalschaden wurden 40’000 Franken zunichte gemacht. Kein Wunder, dass Nussbaum vorerst genug hatte und diesen Schock verarbeiten musste. Erst letztes Jahr, als ihn sein Kollege Manuel Hirschi, der ein eigenes Gespann, aber keinen Beifahrer hatte, ins Team holte, konnte er wieder hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Die beiden einigten sich, dass Andres Nussbaum das Gespann pilotieren wird und Manuel Hirschi als Beifahrer Platz nimmt. Die erste Saison beendeten die beiden auf dem 5. Gesamtrang. Und die beiden ersten Rennen dieser Saison auf dem Lausitzring wurden mit einem 1. und 3. Rang beendet. Vielversprechende Ergebnisse, sodass dieses Jahr mit dem Meistertitel in der Internationalen Deutschen Meisterschaft geliebäugelt werden kann. Ein solch toller Erfolg wäre diesen beiden Kämpfern und äusserst sympathischen Senslern durchaus zu gönnen.