Der Wirtschafts-Apéro ist weit mehr als nur der Besuch einer interessanten Veranstaltung. Der Anlass dient insbesondere auch dazu, sich lokal und regional auszutauschen und zu vernetzen. Das Podiumsgespräch zeigte eindrücklich auf, welche gemeinsamen Herausforderungen sowohl eine Apothekerin als auch die Bio-Bäuerin oder der Dorfbeck haben.
Made in Switzerland
Gemeindepräsident Urs Rohrbach brachte es bei seiner Begrüssung auf den Punkt: Schwarzenburg ist ein attraktiver Standort für die Wirtschaft: «Wir haben gut vernetzte und langjährige Betriebe und in der Region zwischen dem Dreieck Bern-Thun-Fribourg ein enormes Potenzial an Fachkräften, viele motivierte und gut ausgebildete Leute.» Die 3200 Arbeitsplätze gelte es, gesichert in die Zukunft zu führen.
Die Antworten auf die Fragen von Moderator Urs Gilgen verstärkten zu Beginn diese Feststellungen. Schwarzenburg ist keine Schlafgemeinde, sondern ein attraktiver Ort, wo es alles gibt, was es zum Leben braucht. Erheiternd dabei die Meinung von Martin Plüss von Gilgen Door Systems, einem Unternehmen, das mit vielen ausländischen Geschäftspartnern zusammenarbeitet: «Wenn die Leute nach Schwarzenburg kommen, erfüllen sich für sie sämtliche Klischees, die sie von der Schweiz haben. Eine intakte Landschaft mit Kühen, die Berge, die reine Luft. Made in Switzerland. Das bedeutet Qualität.» Seine Aussage, dass die Arbeitnehmenden in Schwarzenburg überdurchschnittlich loyal, engagiert und treu seien, konnten alle auf dem Podium bestätigen.
Der Markt gibt den Takt vor
Je länger das Gespräch auf dem Podium dauerte, umso interessanter wurde es. Dorfbeck Renato Sahli deckte eine generelle Herausforderung auf, nämlich die Schwierigkeit, expandieren zu können, eine unabdingbare Voraussetzung für eine gesunde Wirtschaft: Obwohl sein Betrieb aus allen Nähten platzt, sei es schwierig, einen neuen Standort in der Gemeinde zu finden. Selber bauen möchte er nicht – «Wir sind Bäcker, keine Bauinvestoren». Er sucht ein Mietobjekt, idealerweise eine Industriehalle. Diese Zukunftspläne sind für Apothekerin Barbara Wyssenbach mit dem Projekt auf dem Linde-Areal bereits konkret. Sie hofft, dass die Bauarbeiten nächstes Jahr beginnen. Dennoch wäre es wünschenswert, so der allgemeine Tenor, dass die Behörden effizienter und schneller arbeiten würden, denn nicht die Amtsstube würde den Takt vorgeben, sondern der Markt. Eine Forderung, die in erster Linie die kantonalen Behörden betrifft.
Selbstverständlich ging es beim Anlass auch um den Mangel an Fachkräften, ein Thema, das Martin Plüss anschaulich erklärte: «Wenn wir einen Software-Ingenieur suchen, dann eben keinen kaufmännischen Angestellten.» Erstaunliches zum Thema ergab sich aus den Worten von Christine Stämpfli vom Biohof Obereichi: Sie selbst hat keine Mühe, Leute zu finden, weil es viele Menschen – Fachleute – gibt, die aus dem Hamsterrad des beruflichen Alltags mit seinem Stress aussteigen und endlich das Resultat ihrer Arbeit betrachten und nicht nur auf den Bildschirm starren wollen, «und sei es nur, dass sie am Abend sehen, was sie mit ihren eigenen Händen geschaffen haben.»
Abgeschlossen wurde die Diskussion mit dem Wunsch, dass «der Kanton» generell Sorge zu den Industrie- und Gewerbeflächen tragen möge, auch wenn Neubauten für Verwaltungsämter oder Wohnüberbauungen lukrativer sein mögen.
Das Podium
Moderation: Urs Gilgen, TV SRF
Barbara Wyssenbach, Schwarzwasser Apotheke
Christian Gasser, Gasser Gourmet
Christine Stämpfli, Biohof Obereichi
Franz Guillebeau, Landwirt Obereichi
Martin Plüss, Gilgen Door Systems
Renato Sahli, Dorfbeck