Wenn Mascha Marek ihren grossen Koffer öffnet, weiss man im ersten Moment gar nicht, wohin man schauen soll. Farben und Formen springen einem entgegen und locken die Augen mal hier hin, mal da hin. Fein gearbeitete Stoffblumen auf Haarspangen reihen sich aneinander, kleine und grosse Monster liegen dicht nebeneinander. Keines gleicht dabei dem anderen. «Ich versuche, jedes Monster nur einmal zu machen», erklärt Mascha Marek, «es soll keine Massenware sein.»
Praktische Begleiter
Als Massenware bekannt geworden sind Monster eines ganz anderen Schlags, die sogenannten «Sorgenfresser». Doch obwohl auch Mareks kleine «Stoffmonster» grosse Reissverschlussmünder haben, unterscheiden sie sich deutlich von ihren plüschigen Verwandten. Dieser Unterschied ist der Näherin wichtig. «Meine ‹Taschenmonster› sollen praktisch und nützlich sein.» So füttert man sie denn auch nicht mit symbolischen Sorgenträgern, sondern mit alltagstauglichen Kleinigkeiten: Taschentücher, Robidog-Säckchen, Pflaster, Kleingeld für Einkaufswagen und Parkautomaten. Die Möglichkeiten, welche die «Monsterchen» bieten, sind vielfältig. Am beliebtesten sind die kleinsten Exemplare, die problemlos am Schlüsselbund Platz haben und so zu treuen Wegbegleitern werden. «Jedes Monster hat seinen eigenen Nutzen», erklärt Mascha Marek, «es ist immer schön zu hören, wozu es jeweils gebraucht wird.» Sie strahlt und erzählt von Rückmeldungen aus verschiedenen Kindergärten: Dort werden die grösseren «Taschenmonster» mit Coolpacks gefüllt und trösten die Kinder über so manche Prellung und Schramme hinweg. Seit Anfang Februar ist Mascha Marek mit Feuer dabei, ihr Sortiment zu vergrössern und Neues auszuprobieren. Dass es so weit gekommen ist und die beliebten Taschenmonster ein Hingucker an jedem Koffermärit werden, hätte sie sich vor Anfang Jahr nicht vorstellen können.
«Taschenmonster» durch Zufall
Denn angefangen hat alles mit ein paar Stoffresten und Knöpfen von alten Arbeitskleidern des Ehemanns. Diese einfachen Dinge inspirierten Mascha Marek zu ihrem ersten eigenen Produkt: Die Stoffe geschickt drapiert, um einen Knopf angeordnet und fixiert – fertig waren die kleinen Stoffblumen. Auf Haarreifen, -spangen und -gummis zieren sie heute zahlreiche Mädchenköpfe. Mit ihrer Mutter zusammen, die gebrannte Glasperlen verkauft, teilte sich Mascha Marek zu Anfang einen Stand an diversen Märkten. «Es war klar, dass ich nicht nur meiner Mutter aushelfen, sondern auch selbst etwas verkaufen wollte», erinnert sie sich an ihre Anfänge. Die Stoffblumen waren da die ideale Möglichkeit und der Startschuss für eine unerwartete Leidenschaft: nähen. Sie habe immer gerne genäht, erzählt Mascha Marek. Nun hat sie richtig Feuer gefangen und verbringt jede freie Minute, die ihr neben ihren Nebenjobs und ihrer Arbeit als Familienmutter bleibt, an der Nähmaschine. «Wenn ich nähen kann, ist das für mich Erholung und Ausgleich», lächelt Marek. Dass die «Taschenmonster» seit fast einem Jahr zu ihrer Kollektion gehören, scheint fast schicksalhaft zu sein. Eine Freundin hat die kleinen Monster entworfen, übergab aber aus Zeitgründen alles Material und die Rechte an Mascha Marek.
Mit Herz unterwegs
Mittlerweile ist die Leidenschaft von Mascha Marek ein ständiger Begleiter: Kleine Arbeiten für die Stoffblumen erledigt sie unterwegs, im Wartzimmer beim Arzt, im Zug, im Bus. In den Ferien spürt sie neue Stoffe auf, ihre etwas andere Art von Souvenir. «Man hat Ideen, wenn man den Stoff vor sich sieht, ich kann mich richtig vertiefen», beschreibt sie ihre Inspiration, lacht und ergänzt: «Wenn es nach mir ginge, ich würde Tag und Nacht nähen!» Auch an rund dreissig Märkten jährlich ist Mascha Marek mittlerweile präsent, eine Herausforderung, wie sie erzählt. Denn jeder «Märit» muss individuell gestaltet und organisiert werden, je nach Platz am Stand oder eben im Koffer. Besonders die «Creativa», eine Messe für kreative Ideen in Zürich, war dieses Jahr ein Erfolg. Doch Erfolg ist immer relativ, gerade im Handwerk. «Man kann sich nicht auf Rosen betten», weiss die Näherin. Trotzdem: Die Freude ist immer noch da und ungebrochen. An Ideen, wie es weitergehen könnte, mangelt es Mascha Marek nicht. Nebst weiteren Märkten und Verkäufen in Boutiquen über die Regionsgrenzen hinaus kommt im neuen Jahr ein besonders grosses Projekt auf Marek zu. Endlich soll eine eigene «Taschenmonster»-Webseite her. Und wenn alles gut läuft, werden die knuffigen und praktischen kleinen «Taschenmonster» schon bald an zahlreichen Schlüsselanhängern baumeln und mit grossen Augen und breiten Reissverschlussmündern in die Welt schauen.