Lust auf mehr

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Die Schweiz fieberte mit, als die Könizerinnen Mujinga und Ditaji Kambundji an der EM in die Startpflöcke stiegen. Der Jubel war gewaltig, als beide zu Edelmetall liefen und gemeinsam einen kompletten Medaillensatz nach Hause brachten. Dafür wurden sie zum Saisonende gefeiert.

Es ist einer dieser trüben Herbsttage. Doch sobald die beiden Schwestern Mujinga und Ditaji durch die Türe treten, geht die Sonne auf. Vorfreudig und selbstsicher tritt das Duo auf. Zu feiern gibt es die sensationellen Saisonhöhepunkte der beiden Leichtathletinnen: Mujinga Kambundji schrieb mit ihrem Sieg über 200m und der Silbermedaille über 100m Schweizer Sportgeschichte. Ihre jüngere Schwester Ditaji, von allen «Didi» genannt, lief über 100m Hürden zu Bronze und zeigte in ihrer ersten Saison bei den Aktiven, dass auch sie ganz vorne mitmischt. Im Gespräch mit der «Könizer Zeitung | Der Sensetaler» blicken die Schwestern zurück und geben einen Ausblick.

Herzliche Gratulation zu eurer unglaublichen Leistung in München. Wie habt ihr diese Saison erlebt?

Ditaji: Ich bin mega zufrieden, dass ich den Schritt zu den Aktiven gemacht habe und europaweit vorne ankommen und mithalten konnte. Auch zeitmässig habe ich mich verbessert. Es macht einfach Lust auf mehr.

Mujinga: Bei mir war es eine Saison, mit der ich gut auf die letzte aufbauen konnte. Ich habe ein stabiles Umfeld, bin mehr bei mir. Es ändert sich jedes Jahr etwas, es sind aber nicht mehr die ganz grossen Veränderungen. Und ich hatte ein Jahr lang keine Verletzungen. Daran habe ich riesig Freude.

Mujinga, du hast mehr erreicht als jemals eine Schweizer Sprinterin vor dir. Ditaji, du hast ein grossartiges Debüt bei den Aktiven hinter dir. Was wollt ihr noch erreichen?

Mujinga: Ich habe jedes Jahr das Gefühl, ich habe mehr erreicht, als ich mir je vorstellen konnte. Trotzdem geht es jedes Jahr noch ein bisschen besser. Dieses Jahr hatte ich eine richtig gute Hallensaison, das will ich nun wiederholen oder noch besser machen. Über 100m bin ich überzeugt, dass ich noch etwas schneller laufen kann und auf 200m bin ich so nah an der 22s-Grenze, dass ich diese knacken will. Und nächstes Jahr sind die Weltmeisterschaften, da versuche ich, in alle Finals zu laufen. 

Ditaji: Ich sehe mich am Anfang meiner Karriere und habe noch viel vor. Ich merke aber auch, dass es die Jahre braucht, um sich zu verbessern und an sich zu arbeiten. Ich sehe einiges, in dem ich mich noch verbessern kann, bin mir aber auch sicher, dass ich noch viel rausholen kann. Ziel wird sein, jedes Jahr so weit vorne zu laufen wie möglich. Medaillen sind natürlich immer ein Wunsch, aber vor allem: Dranbleiben, weil es Spass macht.

Wie schafft ihr es an den Meisterschaften, im richtigen Moment die volle Leistung zu bringen?

Mujinga: Ein grosser Teil ist die Planung der Trainer im Hintergrund, damit es etwa von der physischen Verfassung her stimmt. Ich hatte das aber früher schon: Je nervöser ich war, desto besser bin ich gelaufen (lacht). Ich brauche auch den Druck. Es hilft, wenn du weisst, dass du genau eine Chance hast, dass du es jetzt packen musst. Nervosität und Druck sind bei jedem Anlass da, aber bei Grossanlässen ist es auf jeden Fall nochmal spezieller.

Ditaji: In München habe ich gemerkt, dass ich physisch auf dem Höhepunkt bin, und spürte, dass ich bereit bin. Es gab keinen Grund, weshalb ich nicht schnell hätte laufen können. Ich bin noch am Herausfinden, was mein optimaler Zustand ist, ob es die Nervosität ist, die ich unbedingt brauche oder etwas anderes, um die Spannung zu halten und gleichzeitig locker zu bleiben.

Bleibt euch neben dem Spitzensport noch Zeit für anderes?

Mujinga: Es wird schon jedes Jahr schwieriger, nebenbei noch Sachen zu machen. Es wird immer mehr, grösser, mehr Aufmerksamkeit. Anders als vor 10 Jahren brauche ich auch mehr Behandlung. Dann gibt es viele Sponsoren und Medientermine, da bleibt nicht viel Zeit nebendran. Freizeit verbringe ich meistens mit Freunden und Familie. Wir haben als Sportlerinnen ein aufregendes Leben, man ist immer unterwegs. Das macht Spass, aber es ist auch gut, wenn man etwas runterkommen kann. 

Ditaji: Bei mir war die Belastung etwas anders diesen Sommer, ich habe noch das Gymnasium abgeschlossen. Streng war es dann, als neben dem Training noch andere Termine dazukamen. Die Prüfungen haben sich mit den Wettkämpfen überschnitten. Ich bin froh, habe ich das nun geschafft. Jetzt mit dem Profileben zählt nur der Sport, darauf freue ich mich. Aber meine Lieblingsbeschäftigung nebenbei ist auch, meine Freundinnen und meine Familie zu sehen.

Ihr stammt aus einer sportlichen und sportbegeisterten Familie, lauft beide an der Spitze mit. Was könnt ihr voneinander lernen?

Mujinga: Wenn man jünger ist, ist man unbeschwerter. Je älter man wird, desto mehr beginnt man, die Konsequenzen abzuwägen. Das merke ich bei mir. Wir haben nicht vergleichbare Karrieren, Didi ist an einem ganz anderen Punkt als ich damals in ihrem Alter. Bei mir hiess es, du kannst nicht auf den Sport setzen. Didis Generation will so viel mehr. Es ist sehr motivierend, die Jungen und Didi zu sehen, die sich schon mit 20 ehrgeizige Ziele steckt und vom Umfeld unterstützt wird. 

Ditaji: Es gibt so viel, das ich durch Mujinga kennengelernt habe. Ich bin schon früh an die richtigen Leute herangekommen, die mich und meine Ziele unterstützen. Auch von Mujingas Erfahrung mit Wettkämpfen kann ich viel lernen, wie man mit Druck umgeht, wie man alles um sich aufbaut. Durch sie ist mir klar, wie enorm wichtig das ganze Team ist, das man um sich hat. Wir können uns auch gegenseitig unterstützen, wenn wir zusammen an Meetings sind. Zusammen ein Zimmer teilen und so auch ein bisschen etwas von Zuhause dabei haben. Mit Mujinga ist immer jemand da, der mich versteht. Das ist sehr schön.

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