«Mein Ziel ist die Goldmedaille»

«Mein Ziel ist die Goldmedaille»

Vom 12. bis 17. Oktober finden in Shanghai (China) die Berufsweltmeisterschaften, die sogenannten «WorldSkills», statt. Darunter ist mit Dominik Bartlome auch ein Kandidat aus Schwarzenburg.

Im November 2020 hatte er den nationalen Wettkampf für sich entschieden. Dass er die Schweiz in Shanghai vertreten darf, war aber kein Selbstläufer. Die jeweils vier Erstplatzierten der Carrosseriespengler und -lackierer wurden zu einem «Assessment» (Einschätzung) eingeladen. In Spiez ging es um fachliche Aufgaben, in Weggis wurde der Teamgeist inspiziert, in Zürich die körperliche und geistige Fitness getestet und in Zofingen der Umgang mit den Medien geübt. Bartlome berichtet: «Wir mussten zusammen ein Menü kochen, zu zweit ein Graffiti sprayen, machten eine 20-Kilometer-Wanderung mit rationierten Lebensmitteln auf den Uetliberg und durften dabei nur Englisch sprechen.» Er selbst hatte gemischte Gefühle: «Ich hatte die SwissSkills gewonnen und musste nochmals beweisen, dass ich an die WorldSkills will.» Schliesslich hat er die Experten überzeugt und die Selektion geschafft.

Die Schweizer Delegation wird mit 34 Männern und 8 Frauen aus 39 Berufen antreten. Der Aufwand für die Vorbereitung ist massiv: Von rund 1000 Stunden ist in einer Pressemitteilung die Rede. Dazu gehören neben der fachspezifischen Vorbereitung auch physische und mentale Elemente sowie Auftritts- und Medienschulung. An sechs Wochenenden trifft sich das Na­tionalteam an diversen Orten in der Schweiz. Bartlome erzählt: «Wir haben von ehemaligen Teilnehmern Inputs bekommen, in einer Reha-Klinik Übungen kennengelernt und die Ernährung besprochen.» Es geht auch darum, Kontakte zu knüpfen, damit sich die Einzelkämpfer am Wettkampf nicht isoliert fühlen.

Mit seinem persönlichen Coach, Diana Schlup, hat er einen Trainingsplan erstellt. Sie überwacht die Arbeit und optimiert seine Abläufe. Potential sieht er noch überall: «Es sind die letzten Prozente, die es ausmachen, die aber am schwierigsten zu trainieren sind. Im Moment geht es darum, die Arbeiten sauber zu erledigen. Später muss das Tempo steigen, ohne dass die Qualität leidet.» Bisher schaffte er es immer, an den Prüfungen seine Bestleistung abzurufen. Das Schlimmste am Wettbewerb sei der Zeitdruck. Im Kraftraum arbeitet er an seiner Physis, geht in die Physiotherapie und hat einen persönlichen Mentalcoach engagiert: «Er hilft mir, mit Ablenkungen fertig zu werden und die Abläufe konzentrierter auszuführen.»

Für jedes Auto-Modell gibt es Reparaturleitfäden, die eingehalten werden müssen. An der WM werden diese von den Experten erweitert, was die Schwierigkeit erhöht. Erst einige Wochen vor dem Wettkampf werden 70% der Aufgaben veröffentlicht. «Man muss an den WorldSkills nochmals viel präziser arbeiten, denn die kleinsten Fehler ergeben Abzüge», erklärt Bartlome. Oft entscheiden wenige Punkte über einen Spitzenplatz. «Ich kenne die Bewertungskriterien. An den Schweisspunkten muss zum Beispiel die Grundierung vom Blech entfernt werden. An der WM ist die verlangte Fläche grösser als normal. Jetzt geht es darum, täglich nach diesen Standards zu arbeiten. «Alles, was ich bisher gelernt habe, muss ich in Einzelteile zerlegen und optimieren – das ist ein riesiger Lernprozess.» Deshalb ist seine tägliche Arbeit momentan qualitativ noch besser, dafür aber ein wenig langsamer. Seit Februar 2021 arbeitet Bartlome in der Carrosserie Spiez. Das Pensum hat er auf 80% reduziert, damit er mindestens einen Tag pro Woche ins Training investieren kann. Die Rückendeckung seines Chefs ist ihm gewiss: Patrick Balmer organisiert selbst die Berufs-Schweizermeisterschaften und war bis 2017 Prüfungsexperte an den WorldSkills.

Seit 2001 war die Schweiz immer das beste europäische Land, 2019 in Kazan holte man 16 Medaillen, 2017 in Abu Dhabi sogar deren 20 und einen zweiten Platz in der Nationenwertung. Dominik Bartlome wird in Shanghai auf rund 20 Konkurrenten treffen. Vier Tage dauert die Prüfung, insgesamt 24 Stunden. «Mein Ziel ist die Goldmedaille», sagt er selbstbewusst. Die letzten drei Schützlinge seines Coaches haben sich eine Medaille geholt. Der letzte Schweizer Sieg bei den Carrosseriespenglern liegt aber 30 Jahre zurück. Favoriten seien die Chinesen, welche im Internat drei Jahre gezielt an Neuteilen trainieren. Und dennoch ist Bartlome zuversichtlich: «Ich arbeite seit bald vier Jahren auf mein Ziel hin und habe den Ehrgeiz, besser zu sein als meine Konkurrenten.»

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