Mit Rindsblasen böse Geister vertreiben

Mit Rindsblasen böse Geister vertreiben

Zu den Vorbereitungen des traditionellen Laupener Silvesterbrauches «Achetringele» gehören das Blatern- und das Besenmachen. Ein etwas unappetitlicher Augenschein und ein Gespräch mit Älteren und Jungen, die das Brauchtum erhalten wollen.

«Wie geht es Ihnen mittendrin beim ‹Blatere› machen?», fragt mich Martin Bienz besorgt. Letztes Jahr sei eine Besucherin in Ohnmacht gefallen, da sie den Anblick und die Gerüche nicht ertrug. In der Tat ist das Beobachten der Oberstufenschüler beim Schlagen der rohen Fleischklumpen (Rindsblasen) auf ein Holzbrett nicht sehr appetitlich. «Das gehört halt dazu, wenn man beim Umzug mitmachen will», erklären drei zukünftige «Besenmannli». Mittendrin sind auch zwei Mädchen zu entdecken, die sich ohne mit der Wimper zu zucken an der Bearbeitung der Blasen beteiligen.
«Zuerst werden die Teile weichgeschlagen, dann sukzessive mit Pressluft gefüllt, wieder geschlagen, bis sie zu der endgültigen Grösse herangewachsen sind», erklärt Martin Bienz. Der Familienvater ist in Laupen aufgewachsen, kennt und liebt den Silvesterbrauch und will, dass er weiterbesteht. Als die Zahl und Motivation der zuständigen «Neunteler» vor fünf Jahren einbrach, halfen er und drei andere dem Brauchtum verpflichtete Laupener mit bei der Organisation.

Brauchtum erhalten mit
neuem Zeitgeist
Warum wird es schwieriger, den Brauch aufrechtzuerhalten? Es gäbe viel weniger Schüler und die Familien hätten an Silvester anderweitige Aktivitäten, sieht Bienz das Hauptproblem. «Es wird auch immer schwieriger, ‹Modis› zu finden, die sich während des Umzuges auf den Rücken schlagen lassen, so müssen oft immer dieselben hinhalten», ergänzen die «Neunteler Giele».

Traditionellerweise sei dieser Umzug mit den sieben «Blatere»- und dreizehn «Besenmannli», die vorne den Umzug anführen, ein Initiationsritus vom Bub zum jungen Mann. Da gelte es gleichaltrige Mädchen mit den «Blatere» zu tüpfen, erklärt Martin Bienz. Mangels genügend Knaben im entsprechenden Alter werden auch mal jüngere oder eben auch Mädchen als «Blatere»- und «Besenmannli» zugelassen. Es gebe Traditionalisten, die Mühe mit diesen Veränderungen bekunden. Aber um das Brauchtum aufrechtzuerhalten, gelte es dem veränderten Zeitgeist Rechnung zu tragen, ist Bienz überzeugt.

Sonnenwende feiern und Dämonen vertreiben
Geschichtlich sei das «Achetringele» ein Brauch aus vorchristlicher Zeit, der zu der Kategorie der Lärmumzüge mit Maskierten gehöre. Man feierte damit geräuschvoll die winterliche Sonnenwende. Mit dem Lärm und der Maske sollten Dämonen vertrieben und die Rückkehr der Toten abgewehrt werden.
In der heutigen Form finde das «Achetringele» seit 1924 statt. Nebst den rund 300 aufgeblasenen und getrockneten Blateren müssen auch Besen aus Wacholderzweigen vorbereitet werden. Drei Samstagvormittage sind insgesamt dafür vorgesehen. «Wir sind sehr dankbar, dass wir das Tenn von Hanspeter Ruprecht für die Vorbereitungen benützen dürfen.»

Vom «Glöggeler» zum «Besen»-
und «Blasenmannli»
Die «Besen»- und «Blasenmannli» setzen sich jedes Jahr die von Kunstmaler Ernst Ruprecht entworfenen Masken auf. Auch die Hundefelle, die sich die Teilnehmenden anziehen, werden immer wieder gebraucht. «Sollten wir dereinst Ersatz benötigen, wird das ein echtes Problem», weiss Bienz. Mit Hundefellen dürfe heute in der Schweiz nicht mehr gehandelt werden.

Um sich den begehrten Platz ganz vorne beim Umzug als Besen»- oder «Blasenmannli» zu verdienen, muss in den Jahren zuvor als «Glöggeler» mitmarschiert werden. Diese tragen ein weisses Hemd, einen weissen Spitzhut mit bunten selbstgebastelten Papiergirlanden und eine Glocke oder Treichel.

«Am Silvesterabend beim Glockenschlag um acht Uhr beginnt der Umzug beim Schloss oben und schlängelt sich durch das Stedtli», freuen sich Jannik Kunz, Andreas Bienz und Michel Rindlisbacher schon heute.

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