Nachfolgelösung gesucht

Nachfolgelösung gesucht

In den schneereichen Wintern der 70er- und 80er-Jahre wurden die Skilifte im Gantrisch-Gebiet von Gästen geradezu überrannt. Doch plötzlich wird alles anders. Schnee fällt immer weniger und die Temperaturen sind zu warm. Wie das Beispiel auf dem Gurnigel zeigt, ist auch der Fortbestand des Skiliftbetriebes aufgrund der unsicheren Nachfolgeregelung gefährdet.

Anfangs der 70er-Jahre wurde die Aktiengesellschaft Skilift Gantrisch Gurnigel AG gegründet. Bereits im Jahre 1974 ging der neue Lift in Betrieb. Endlich hatte es auf dem Gurnigel einen Skilift. Für die allermeisten Skifahrenden aus der Region ging ein Traum in Erfüllung. So pilgerten sie in Scharen in das neu erschlossene Skigebiet. Überaus lange Wartezeiten an der Talstation waren die logische Folge. Zu diesem Boom beigetragen haben auch die schneereichen Winter, wie es sie damals eben noch gab. Es wurde Geld verdient. Doch nach und nach mussten sich die Verantwortlichen mit dem Problem der schneearmen Winter befassen. Dieses Problem wird immer dramatischer.

Erfreulich ist, dass der Verwaltungsrat mit dem Skilift nie ein Geschäft machen wollte. Immer haben die Verantwortlichen aus Idealismus und zugunsten der Region gehandelt. Im Jahre 1975 hat der Riggisberger Hans-Peter Schmid seinen Vater im Verwaltungsrat abgelöst. Seit 2006 amtet er als dessen Präsident. Nun, als 74-Jähriger, will er sich zurückziehen. Nur ist die Lage alles andere als einfach und im schlechtesten Fall könnte dies das Aus des Liftes bedeuten. Im folgenden Interview gibt Hans-Peter Schmid Antworten zur aktuellen Situation der Skilifte Gantrisch Gurnigel AG.

Hans-Peter Schmid, wo drückt der Schuh im Moment?
Für meine Nachfolge als Verwaltungsratspräsident der Skilifte Gantrisch Gurnigel AG haben wir bis jetzt niemanden gefunden. Gegen eine sofortige Stilllegung des Liftes wehrte ich mich und so entschieden wir uns, noch eine Saison anzuhängen. Doch nach der kommenden Saison ist Schluss, auch mit dem Verwaltungsrat in seiner heutigen Zusammensetzung. Das bedeutet das Aus des Skibetriebes. Um weitermachen zu können, suchen wir deshalb nach einer Nachfolgelösung.

Wie soll diese Nachfolgelösung aussehen?
Uns ist es wichtig, dass der Skibetrieb weiterläuft. Aber dazu braucht es eine Nachfolge. Zum Beispiel kann dies ein Verein oder Skiklub sein. Möglich wäre auch eine Privatperson. Verschiedene Möglichkeiten stehen da offen. Bereits jetzt zeichnen sich gewisse Lösungen ab. Mehr kann ich noch nicht dazu sagen.
Gibt es innerhalb des bestehenden Verwaltungsrates keine Lösung?
Nein, leider ist niemand bereit, sich weiter hier einzubringen. Im Verwaltungsrat herrscht Angst wegen zusätzlicher Verantwortung und Auslastung. Diese Zeit will oder kann heute kaum jemand mehr aufwenden. Ein solches Amt braucht Zeit und von selber läuft nichts.
Ein weiterer Grund ist sicher die drohende Klimaerwärmung mit dem fehlenden Schnee in den Voralpen. Unsere Betriebstage nehmen kontinuierlich ab, das zeigt sich deutlich, wenn wir die Lage zurückverfolgen.

Die Probleme liegen also eher beim fehlenden Schnee und der Nachfolgeregelung und weniger im finanziellen Bereich?
Momentan sind die Probleme der Finanzen nicht an erster Stelle. Aber als Folge von immer weniger Betriebstagen und dadurch weniger Lifteinnahmen können die Finanzen zum Pro­blem werden. Darum sind wir unbedingt auf einen schneereichen Winter angewiesen, dies gäbe wieder Luft nach oben.
Lässt sich unter solchen Aussichten überhaupt eine Nachfolge finden?
Es gibt immer wieder begeisterungsfähige Leute, die bereit sind, zum Nulltarif eine Dienstleistung zu erfüllen. Aber man muss diese suchen und wenn wir sie finden, dann sehe ich eine Zukunft für den Skibetrieb. Es braucht Herzblut und Verbundenheit zum Lift. Eine Entschädigung gibt es hier nicht.

Was wäre für Sie das gravierendste Szenario?
Das Schlimmste für mich wäre das endgültige Aus des Skiliftes. Das wäre ein wahnsinniger Verlust für die Region. Wenn ich die kleinen Kinder bei ihren ersten Versuchen sehe, macht mir das enorm Freude. Mit unserem Preisniveau kann man es sich als Familie leisten, im Gurnigel Ski zu fahren. Wenn unsere Skilifte plötzlich verschwinden und nur noch die hochalpinen Skilifte funktionieren, fände ich das enorm schade. Die Kleinen lernen bei uns das Skifahren. Wir betreiben also Nachwuchsförderung.

Kommt diese Nachwuchsförderung schlussendlich den grossen Skiorten zugute?
Dem ist so und das ist ihnen bewusst. Als Folge davon erhalten wir von der Jungfrau-Skiregion Unterstützung. So erhalten wir Hilfe von Mitarbeitern für unsere Instandhaltungsarbeiten. Mit dem «Gantrisch Schneepass» kann man in der Jungfrau-Region zu Sonderkonditionen Ski fahren. Wir sind also gut eingebettet.

Was müsste ein zukünftiger Betreiber mitbringen?
Momentan haben wir ein gutes Team, das den Skilift betreibt. Langjährige und erfahrene Mitarbeiter, die sich für ihren Nebenjob mit Begeisterung engagieren. Das erleichtert einer Person den Neueinstieg gewaltig. Mitbringen muss ein Bewerber Idealismus und viel Herzblut. Aber auch finanziell muss er imstande sein, einen Teil der Aktien zu übernehmen.

Sind Investitionen an der Infrastruktur zu tätigen?
Bei den Investitionen sind wir gut aufgestellt. Solange ich mich erinnern kann, haben wir nie auch nur 1 Franken aus der Betriebskasse genommen, um eine Sonderleistung oder Dividende auszuzahlen. Unseren Umsatz, den Ticketverkauf, haben wir immer wieder investiert.

Wie verläuft der Verkauf des «Gantrisch Schneepasses»?
Sobald wir das Abo anbieten, wird es gleich von unseren Stammkunden bestellt. Das freut uns sehr. Der Verkauf ist gut angelaufen. Trotz der Unsicherheit, was den Schnee angeht, sind die Kunden bereit, die Kosten für den Pass zu opfern. Es geht den Leuten nicht darum, in der Jungfrau-Region günstig Ski zu fahren. Sondern sie wollen die Region Gantrisch unterstützen und die Sympathie zu unserem Lift unter Beweis stellen. Das motiviert den Verwaltungsrat und auch die Belegschaft.

Ist die von den Skibetreibern gegründete Interessengemeinschaft (IG Wintersport Gan­trisch) noch aktiv?
Ja, wir treffen uns bis zweimal jährlich. Obwohl wir Konkurrenten sind, funktioniert es. Nur wenn sich kleine Skilifte zusammenschliessen, bekommen sie ein Gewicht zum Weiterbestehen. Gemeinsame Werbung, mehr Macht im Naturpark oder auch einen besseren Auftritt bei der Jungfrau-Region. Gemeinsam wird man stärker.
In den Anfängen, Mitte der 70er-Jahre, wurde der Skilift Gantrisch Gurnigel von Skifahrern geradezu überrannt. Sehnen Sie sich nach diesen Zeiten?
Das war so, aber hat eindeutig nachgelassen. Langes Anstehen am Lift ist Vergangenheit. Ich sage es mal so: Das Oberland sowie das Wallis sind nähergekommen. Alles ist mit dem ÖV schnell erreichbar, und das spüren wir natürlich hier im Gantrisch-Gebiet.

Was wünschen Sie sich für die kommende Skisaison?
Selbstverständlich wünschen wir uns tiefe Temperaturen und eine Menge Schnee. Wenn wir beides bekommen, haben wir kein finanzielles Problem, sondern müssen höchstens die Nachfolge regeln. Bei einem schlechten Winter kommt natürlich noch eine finanzielle Misere dazu.

Welche Corona-Schutzmassnahmen werden im Gantrisch unternommen?
Nach dem Schutzkonzept des Schweizerischen Seilbahnverbandes kommen die Skilifte gut weg. Mit Maske kann man zu zweit Schlepplift fahren. Im Weiteren haben wir die Kapazität etwas herunterfahren, indem die Bügelabstände verlängert wurden. So bleibt beim Abbügeln genügend Zeit, ohne dass sich die Skifahrer in die Quere kommen. Das war unsere Idee zum Schutze unserer Kunden.

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