«Oh, du fröhliche… Oh, du selige…»

«Oh, du fröhliche… Oh, du selige…»

Nein! Es ist nicht zu spät, um ein sinnvolles Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Noch nicht. Um Ihnen die Entscheidungsfindung zu erleichtern, was für wen zu posten ist, erlaube ich mir, einige Tipps für Sie aufzuschreiben. Selbstverständlich kostenlos, das versteht sich von selbst, wenn man keine Werbe- oder Marketingbude ist. Gut aufpassen.

Für den Enkel

In führenden Spielzeugläden des Kantons Bern gibt es das Bastelspiel «Wir stellen ein Atomkraftwerk ab». Logisch, auch Papa oder Grossätti können da mithelfen, vor allem, wenn Junior den roten Knopf zur Abschaltung drückt und es in der Wohnung umgehend dunkel wird (und nur dann wurde die beigelegte Gebrauchsanweisung korrekt umgesetzt). Hier ist die Erfahrung der Oldies gefragt: Taschenlampe geladen, Zündhölzli und Kerzen parat, der Weihnachtsbaum wurde Sekunden zuvor mit echten Kerzen in Betrieb genommen, nicht mit einer Lichterkette. Ganz wichtig: Das Essen steht bereits auf dem Tisch. E Guete!

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Für die Schwie(ri)germutter 

Machen Sie sich beliebt, beweisen Sie Weitsicht, wenn Sie während der Festtage bei ihr eingeladen sind. Mit einer liebevoll verpackten Rolle gebührenpflichtiger 35-Liter-Abfallsäcke liegen Sie goldrichtig. Aber Achtung: Abfallsack ist nicht Abfallsack. Jede Gemeinde bewirtschaftet ihre eigenen Säcke in verschiedenen Farben. Besonders originell: Benutzen Sie für das Anhängerli Ihres Präsents eine Abfallsack-Vignette, das ist echt nachhaltig.

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Für das Ur-Grosi 

Hier sei der Geschenkgutschein für eine Alpenüberquerung mit dem Gasballon empfohlen. Weil die Wartelisten bei den organisierenden Ballonsportgruppen schier unendlich lang sind, stehen Ihre eigenen Chancen, als Erbe selbst einmal in den Genuss dieses Erlebnisses zu kommen, recht günstig.

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Für den widerlichen Nachbarn

Was für ein Glückfall, sollten bei der Weihnachtsfeier Kinder zugegen sein, idealerweise ungefähr zehn Jahre alt: Treiben Sie einen eigennützigen Keil zwischen Ihre Familie und Ihre Nachbarn. Schenken Sie den kleinen Kratzbürsten ein batteriebetriebenes Polizei- oder Feuerwehrauto (Sie wissen ja, weshalb – siehe «Enkel») mit lautstarker Sirene. Und mit diesem Foltergerät lassen Sie die lieben Kleinen spielen, wenn sie die Tage danach erwachen, meist gegen 6 Uhr morgens. Ein offenes Fenster verstärkt die Wirkung ungemein. Jede Wette: Ihre Nachbarn werden noch vor Silvester die weisse Fahne schwenken und Sie zu Friedensverhandlungen einladen.

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Für die 15-jährige Julia 

Ihr fortschrittliches und tolerantes Vorausdenken können Sie vor den Augen ihrer Eltern beweisen, indem Sie Julia mit einer individuell zusammengestellten Kollektion von sechs, sieben Bestsellern aus dem Hause «Condomeria» aufwarten. Eine wohltuende Auflockerung der an sich besinnlich-biederen Stimmung neben dem Christbaum ist Ihnen mit diesem Geschenk sicher, genauso wie das hochrote Gesicht der Beschenkten. Logisch, der Vater Ihrer Nichte wird Sie danach subito unter vier Augen und Ohren sprechen wollen. 

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Für den Chef 

Freude bereitet in jeder Situation eine von allen Angestellten persönlich unterschriebene Karte mit den besten Wünschen zu den Feiertagen und der Bemerkung: «Für ein Geschenk haben die Löhne nicht ausgereicht, aber vielleicht klappt es ja nächstes Jahr!»

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Für Grossätti

Als der rüstige Rentner noch im Saft war, da wusste man nicht einmal dem Namen nach, was Riverrafting oder Bungee-Jumping ist. Geben Sie ihm seine Jugend zurück – ganz nach dem Motto: «Man ist so alt, wie man sich fühlt!» Ermöglichen Sie ihm ein solches Erlebnis. Vorsicht: Für Corega-Tabs- und Kukident-Benutzer weniger empfehlenswert.

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Für die Erbtante 

Überraschen Sie Tantchen mit einer «Limited Edition» Zyan-Cola in der praktischen 3dl-Einwegflasche, von einem bekannten Künstler gestaltet. Um ihr Ihre Zuneigung und Fürsorge zu zeigen, empfehlen Sie ihr, das Getränk vor dem Einschlafen zu nehmen, «weil es dann am besten wirkt». Zu dumm nur, wird die Rechtsmedizin feststellen, dass… Also, vergessen Sie es.

Und jetzt, ganz unter uns: Ganz schöne Feiertage wünsche ich Ihnen, liebe Lesende. Auf 2023, auf uns alle!

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