Original Autoersatzteile zum Discountpreis?

Original Autoersatzteile zum Discountpreis?

«Ich bin Buchautor und Journalist, schreibe an einem neuen Kriminalroman, bei dem es unter anderem darum geht, dass Autos in Westeuropa gestohlen, in den ehemaligen Ostblock gefahren und dort in ihre Einzelteile zerlegt werden, die dann zum Teil wieder auf dem westeuropäischen Schwarzmarkt zu Discountpreisen auftauchen. Ich habe selber dazu in Polen und Rumänien recherchiert. Was unternimmt Ihr Unternehmen gegen diese Machenschaften?» Diese Frage habe ich mehreren Herstellern am Automobilsalon in Genf kürzlich gestellt, im Bewusstsein, vor Ort keine Antworten zu erhalten. «Mission impossible». Eine einzige Ausnahme bestätigt die Regel.

«Ich bin nicht befugt, Ihnen dazu etwas zu sagen», ist allenthalben zu hören, von VW über Volvo bis hin zu Mercedes und Maserati. Meinem «Und wer ist befugt, mir hier eine Antwort zu geben?», ohne dass ich die Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller, Ferdinand Piëch oder Rupert Stalder erwartet hätte, folgt ausnahmslos ein «Entweder sind alle Herren im Moment besetzt oder gar nicht anwesend». In einigen Fällen ist man aber so nett, mir die Mailadressen der entsprechenden Medienstellen zu geben, die ich tags darauf angeschrieben habe. Bei BMW fragt man nach meiner Visitenkarte, man werde mich aus München kontaktieren. Ein Kurzgespräch – bei Volvo – ist besonders unterhaltend, und so nebenbei bestätigt man den Sachverhalt («Wir haben solche Beiträge schon am TV gesehen»). Nein, man könne mir hier in Genf keine solche Antwort geben, ich müsse die Zentrale in Schweden anfragen. «Und wen verlange ich dort, Pippi Lang-
strumpf?» – «Nein, aber versuchen Sie es doch mit Astrid Lindgren», kommt lachend retour. Die Dame ist nicht auf den Kopf gefallen. Und dennoch: Eine Mailadresse kann sie mir nicht geben. Trotzdem habe ich einen Kontakt gefunden. Bin ja auch nicht auf den Kopf gefallen.

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Nichts gesehen, gehört, gesagt?
Die Antwort von Amag kommt umgehend: «Wir beziehen als Importeur nur Originalersatzteile über den offiziellen Kanal der Volkswagen AG. Und unsere eigenen Garagenbetriebe beziehen die Ersatzteile ausschliesslich beim Importeur. So gibt es für uns keine Berührungspunkte zu allfälligen Occasions-/Schwarzmarktteilen.» Mercedes schreibt: «Wir können uns zu den von Ihnen beschriebenen kriminellen Handlungen Dritter nicht äus-
sern.» Maserati und Volvo lassen die Frage – bis zum Redaktionsschluss – unbeantwortet, und auch die Münchner von BMW melden sich nicht. Kann ich verstehen: Wer verbrennt sich denn schon freiwillig die Finger mit einer heissen Kartoffel?

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Zu lesen von Amag: «Fahrzeughalter, die ihre Ersatzteile selber irgendwo (Internet oder so) beziehen, sind selten Kunden bei offiziellen Markenpartnern, sondern kennen jemanden, der jemanden kennt, der das ‹reparieren› kann.» Sage ich doch.

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Von Minijupes und Bodybuildern
Ehrlich gesagt: Von Autos habe ich ungefähr so viel Ahnung wie eine Simmentalerkuh vom Klavierspielen, nämlich gar keine. Das Höchste der Gefühle ist, wenn ich beim Tanken nicht
Bleifrei mit Diesel verwechsle, das können Sie mir glauben. Ich war dementsprechend auch erstmals am Autosalon, aus den bereits erwähnten Gründen… und habe sehr viel gelernt, zum Beispiel, dass es Marken wie Hamann, Koenigsegg (an deren Stand ein Berner Nationalrat auffallend viele Fotos schiesst), Dizaynvip, Rebellion oder Dendrobium gibt. Letzterer baut Autos im Stil «Batcar». Wunderbar.

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An den meisten – man beachte die subtile Wortspielerei – Ständen stehen schlanke Damen in Minijupes und Highheels rum, deren einzige Aufgabe es scheint, während zehn Tagen ihren Body zur Schau zu stellen. Aber auch ihre «Pendants» gibt es, nämlich Securityleute, die mit dem Knopf im Ohr rumlaufen, wie seinerzeit die Steiff-Plüschtiere ausgestattet. An einen dieser Wandschränke (selber immerhin 193cm gross und 110 kg schwer) wende ich mich, schaue zu ihm rauf: «Pardon, Halle 2, wo finde ich die?» – Mit einem Fingerzeig: «Die ist dort.» – «Nein, von dort komme ich, das ist Halle 6.» – «Normalerweise ist das aber Halle 2.» Ende der Diskussion. Wie gesagt, ich bin nicht auf den Kopf gefallen, Nummer 2 habe ich sogar ganz allein gefunden.

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Kleingeld für den Bugatti Chiron
Zwei Augenfälligkeiten – nebst den Damen im Mini – gibt es: Zum einen, dass viele Hersteller plötzlich Elektroautomobile einer fortgeschrittenen Generation präsentieren, wenn auch zum Teil erst als «Conceptcar». Wenn ich die Infowand bei Mercedes richtig verstanden habe – was bei mir und Autos allerdings bezweifelt werden kann –, soll das Modell «EQ» so weiterentwickelt werden, dass es einzig mit Solar-
energie aufgeladen werden kann. Hoppla. Zum anderen ist auffällig, dass bei vielen Herstellern von traditionellen Luxusmarken vor allem Interessenten aus dem arabischen Raum zu den ausgestellten Modellen zugelassen wurden. Aber ja, klar, wir sind ja in Genf, nicht in Laupen.
Apropos: Autos in Ehren, aber die grossen Flugzeuge von Emirates – wir sind bekanntlich in Genf – gleich nebenan auf dem Flughafen Cointrin üben auf mich eine ebenso grosse Faszination aus wie der Bugatti Chiron, der mit 1500 PS über 400 km/h schnell und laut «Autozeitung» über drei Millionen Franken teuer sein soll.

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Vorbild Technomag
Ach ja, ich bin Ihnen noch die Ausnahme der Regel schuldig. Das wäre Technomag, die Garagen in der ganzen Schweiz unter anderem mit Autoersatzteilen beliefert. Als ich den Stand betrete, betrachten mich zwei Herren, um sofort an mir vorbeizulaufen, weil ich offenbar nicht wie ein Autodealer aussehe. Ich ihnen hinterher. Ich stelle meine Frage. Es kommt eine entwaffnend offene Antwort: «Uns ist dieser Schwarzmarkt bekannt, aber jeder Garagist muss selber wissen, woher er seine Ersatzteile beziehen will. Viel mehr Bauchweh bereiten der Branche vermehrt auftauchende Kopien, die ähnlich wie die Originalteile aussehen, aber in keinem Verhältnis zu deren Qualität stehen.»

So einfach ist also eine Antwort, wenn man nichts «verwedeln» will…

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