Schwung der EM nutzen

Schwung der EM nutzen

Die FIFA Frauen-WM lockte Tausende vor die Bildschirme, Vereine erfahren wachsendes Interesse an Mädchenteams, und in zwei Jahren findet die EM der Fussballerinnen in der Schweiz statt. Diesen Schwung wollen Politisierende für eine Förderung des beliebtesten Teamsports der Schweiz nutzen – und damit mehr Gleichstellung erreichen.

Bachmann, Crnogorčević, Sow oder Wälti: Gerade in den vergangenen Wochen der Fussballweltmeisterschaft der Frauen wurden die Namen der Schweizer Nati-Spielerinnen auch vielen ein Begriff, die sonst eher Shaqiri, Xhaka oder Sommer kennen. Auch die Einschaltquoten auf SRF zwei – trotz Anpfiffzeiten am Vormittag oder gar am frühen Morgen – zeigen: Der Frauenfussball ist im Aufwind. Im Raum Köniz-Schwarzenburg erhält die Juniorinnenabteilung «Team Schwarzwasser» seit zwei Jahren derart Zulauf, dass die Verantwortlichen der beteiligten Vereine FC Sternenberg, SC Thörishaus und FC Schwarzenburg sie nun ausbauen wollen (siehe Artikel «Aus dem Abseits auf das Feld» vom Mai). 

Es fehlen Plätze und Garderoben

Doch viele Clubs sind vom erwachenden Interesse der Mädchen herausgefordert. «Die wenigsten Vereine verfügen über genügend Plätze und Garderoben, um allen gerecht zu werden», beklagt der Waberer Grossrat David Stampfli in einem parlamentarischen Vorstoss. Diesen reichte der SP-Politiker Anfang Juni ein. Er verlangt, den Schwung der EM 2025 zu nutzen und den Frauenfussball zu fördern. 

Vereine nicht allein lassen

Sportförderung ist im Kanton Bern nichts Neues. Insbesondere der Sportfonds sagt Beiträge zugunsten von Sportanlagen, an Material, Vereins- oder Verbandsförderung zu. «Diese Unterstützung ist aber subsidiär», erklärt Stampfli. Ein Verein müsse gewillt und in der Lage sein, selbst Geld zu investieren, zudem brauche es auch die Gemeinden dazu. Mitmotionärin ist seine Grossrats- und Parteikollegin Andrea Zryd. Sie ist Präsidentin von bernsport, dem Dachverband der bernischen Sportverbände, und hat dadurch viele Berührungspunkte mit Fussball. Beide betonen den grossen Förderungsbedarf im Mädchen- und Frauenfussball und dass der Kanton verstärkt helfen könnte und müsste: «Die Vereine allein werden es nicht schaffen, die Infrastruktur auszubauen.» Den Rückstand zum Männerfussball gelte es von den Profis über den Amateurbereich bis hin zu den Juniorinnen anzugehen. «Denkbar wäre eine projektspezifische Unterstützung aus dem Lotteriefonds. Darüber hinaus kann der Kanton auch bei der Planung helfen, einen Leitfaden erstellen und Hürden abbauen.» Konkret könnte das bedeuten, eine Bedürfnisabklärung durchzuführen oder alle kantonalen Sportanlagen zu erfassen. Denn der Mangel an Sportplätzen, Garderoben und Trainern sei auch bei den Buben und Männern verbreitet – umso stärker müssten daher oft die Mädchen und Frauen hintenanstehen. 

Kanton soll Chance nutzen

Die Motion wird voraussichtlich Ende November in der Wintersession des Grossen Rats behandelt. «Die Antwort des Regierungsrats erwarten wir im Herbst», so Stampfli. Sein Wunsch: «Idealerweise ruft der Regierungsrat im Hinblick auf die EM eine Offensive für den Frauenfussball aus und entwickelt einen konkreten Aktionsplan mit den nötigen finanziellen Mitteln.» Er verweist aufs Ausland: «In England etwa fliesst von den Proficlubs ein kleiner Prozentsatz in den Frauenfussball. So können auch die Frauenprofis vom Salär leben und haben eine gute Infrastruktur.» Er gibt zu: «Dort gibt es einen riesigen Hype um die ‹Lionesses›.» Das sei hier noch nicht so, könne sich jedoch mit der EM ändern. Aber, sagt er, «das passiert nicht von selbst – wir müssen es jetzt anpacken.» 

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Interpellation auch in Köniz

Die Könizer SP/JUSO bzw. Rahel Gall und Franziska Adam haben Mitte Mai eine Interpellation eingereicht. Sie möchten vom Gemeinderat wissen, wie es aktuell um den Mädchen- und Frauenfussball in der Gemeinde Köniz steht, wie viele solche Mannschaften es im Breiten- und Leistungssport gibt und wie leistungsstarke Mädchen gefördert werden. Weiter fragen sie, ob von den Vereinen oder von der Gemeinde her bereits Massnahmen für den Mädchen- und Frauenfussball ergriffen wurden, was die Vereine für die Förderung desselben brauchen und was dafür auch von Gemeindeseite her getan werden könnte. Ebenfalls wissen wollen die Interpellantinnen, ob eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden oder dem Kanton besteht, um den Mädchen- und Frauenfussball generell sowie auf die EM hin zu stärken. Sie begründen ihre Anfrage damit, dass die Durchführung «der grössten frauenspezifischen Sportveranstaltung Europas eine Riesenchance für die Schweiz» sei. Köniz habe verschiedene Fussballvereine, dennoch seien Mädchen und Frauen im Fussballsport untervertreten. «Fussballspielende Mädchen und Frauen sollen die gleich guten Rahmenbedingungen haben wie Jungen und Männer», begründet Rahel Gall ihr Engagement für die Sache. Nach der Beantwortung der Interpellation – sie wird voraussichtlich am 6. November im Könizer Parlament behandelt – werde geprüft, ob die Gemeinde durch spezifische Massnahmen die Entwicklung in diese Richtung fördern kann. 

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