Im Frühling des Jahres 1944 wurde der Männerchor Mühleberg gegründet. Die Pflege und Förderung des Gesangs, aber auch der Freundschaft und des gesellschaftlichen Zusammengehörigkeitsgefühls waren damals die Hauptgründe, die zur Vereinsgründung führten. Diese Grundsätze stehen auch in den Statuten geschrieben. Der Vereinssekretär Theo Petschen hält fest, dass der Männerchor diese vor 75 Jahre gefassten Grundsätze bis heute treu nachlebt. In der heutigen digitalisierten und schnelllebigen Zeit, wo das Zusammengehörigkeitsgefühl immer mehr an Bedeutung verliert, keine Selbstverständlichkeit. Viele Vereine, besonders Chöre bekunden Mühe, genügend Nachwuchs zu finden, um die Vereinsexistenz zu sichern. Dabei würden – nicht nur, aber vor allem – einsamere Menschen in solchen Gemeinschaften wieder Halt finden und geerdeteres Leben führen. Mit dem Handy als täglichem Gegenüber wird es wohl kein Entrinnen aus der persönlichen Einsamkeit geben. Auch aus medizinischer Sicht wird dem Singen eine heilende Wirkung für die Seele attestiert. Der Männerchor-Präsident Walter Jauner bringt es auf den Punkt: «Unser Haus- und bekannte Fernseharzt Dr. Kissling sagte es im Fernsehen und mir persönlich mehrmals, dass Singen gesund sei, den Stress abbaue und beruhigend wirke. Dazu trägt auch die gute familiäre Kameradschaft bei.»
Verstärkung ist willkommen
Der Vereinspräsident bezeichnet den Zustand des Männerchors Mühleberg als mager und bedenklich. Zum längerfristigen Überleben braucht der Chor unbedingt neue Sänger in allen Stimmlagen. «Trotz dieser Situation sind die Stimmen gleichmässig besetzt, sodass ein ausgeglichener Klang gewährleistet ist. Auftritte des Männerchors wie am bevorstehenden Jubiläumsabend sind jederzeit möglich», bekräftigt Walter Jauner. Zum jetzigen Zeitpunkt zählt der Chor 12 Sänger. Die Leitung hat Peter Stooss inne. Einen zwischenzeitlichen Unterbruch nicht eingerechnet, amtet er bereits rund 20 Jahre im Chor. Die Hoffnung auf neue Sänger geben die Verantwortlichen nicht auf. «Die Fühler werden ausgestreckt. Schön wäre es, wenn jemand Jüngeres beitreten würde, der dann weitere Kollegen mitbringt», wünscht sich Jauner.
Aktive Vereinstätigkeit
Der Männerchor pflegt ein aktives Vereinsleben. Höhepunkt ist jeweils der Unterhaltungsabend mit Liedervorträgen und Theater im Restaurant Traube. Dann organisiert er jeweils am 2. Advent zusammen mit der Musikgesellschaft Laupen-Mühleberg ein Seniorenkonzert in Allenlüften. Ein vergessenes Spiel hat der Männerchor wiederaufleben lassen. Das sogenannte «Chneble» wird jedes 2. Jahr durchgeführt. An diesem Kampfspiel können sich Jung und Alt gegenseitig bekämpfen, was dann für alle wiederum zum Vergnügen wird. Dazu kommen mehrere vereinsinterne Anlässe. Und wichtig ist, dass überall die Frauen der Sänger miteinbezogen werden. Anlässe, wie das Theater oder Seniorenkonzert, wären ohne Mithilfe der Frauen nicht durchführbar. Auch ist der Männerchor mit dem Restaurant Traube in einer komfortablen Lage. «Wir geniessen ein grosses Entgegenkommen des Wirtepaares Miranda und Renato Escher, indem wir die Bühne zum Theaterüben und den Saal für die Chorproben jederzeit gratis benützen können», untermauert Theo Petschen. Das war nicht immer so. Vor rund 10 Jahren war die Traube über längere Zeit geschlossen. Umso mehr weiss man die heutige Situation zu schätzen.
75 Jahre Männerchor –
75 Jahre Margrit
An der Gründungs-Hauptversammlung vom 28. März 1944, die im Restaurant Traube in Mühleberg abgehalten wurde, hat sich parallel dazu eine schöne Geschichte abgespielt: Der Wirt, der ebenfalls an der Gründungsversammlung anwesend war, habe die Versammlung mehrmals verlassen, um bei seiner Frau nebenan nachzusehen, wie weit es mit der Geburt von Margritli stehe. Alles sei gut gegangen. Zum 25-Jahre-Jubiläum, im Jahre 1969, hat sich der Männerchor eine Standarte angeschafft. Fahnengotte wurde die gleichaltrige, 25-jährige Wirtstochter Margrit. Es liegt auf der Hand, dass die 75-jährige Margrit Bettler sich auch zum 75-Jahr-Jubiläum des Männerchors einfinden wird.