Space Eye macht den Blick ins Weltall frei

Space Eye macht den Blick ins Weltall frei

Das neue Weltraumlaboratorium nimmt Form an. Am Tag der offenen Baustelle orientierte das Observatorium für Weltraum und Umwelt über den Stand der Arbeiten, aktuelle Herausforderungen und die Mission des Space Eye. Die Eröffnung des «Botta-Observatoriums» ist auf Mitte 2023 geplant.

«Freude herrscht!» Der Ausdruck von Alt-Bundesrat Adolf Ogi anlässlich der Mission des Schweizer Astronauten Claude Nicollier bleibt unvergessen. Freude herrschte auch beim Baustellenevent vom 5. November auf der Uecht bei Niedermuhlern. Obwohl es teilweise regnete, tat sich doch der eine oder andere Blick «nach oben» auf. Der Schweizer Prototyp einer Weltraumkapsel zog das Augenmerk auf sich, Infotafeln orientierten über Weltall, Lichtverschmutzung und Nachhaltigkeit.

Von Anfang an mit Leidenschaft
«In Zeiten von Abgrenzungen und Abkehr von gemeinsamen Herausforderungen wie dem Erhalt unseres Lebensraumes ist das Space Eye relevanter denn je», betonte Andreas Blaser anlässlich des Baustellenevents. Der Stiftungspräsident der Stiftung Sternwarte Uecht freute sich sichtlich, den rund 150 geladenen Gästen das Space Eye vorzustellen. Dieses stehe für Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg und baue eine Brücke zwischen Forschung und Bevölkerung, unabhängig von Nationalität oder politischer und kultureller Gesinnung.

Das dürfte ganz im Sinne des Berner Fabrikanten und Ingenieurs Willy Schaerer sein, der 1951 auf der Uecht eine private astronomische Beobachtungsstation errichtet hatte. Die Lage auf rund 1000 m ü. M. war schon damals perfekt, fernab von Nebel und Lichtsmog grösserer Städte. In 50 Jahren wuchs die Station zu einem vielbeachteten Observatorium heran. «Diese Pionierleistung schweizerischer Forschung und Innovation findet nun im Space Eye ihre Fortsetzung. Sie eröffnet neuen Wissensgenerationen einen einzigartigen Zugang zum Nachthimmel», hält die Stiftung fest.

«Mission to the Space»
Das «Botta-Observatorium» auf der Uecht ist von Weitem zu sehen. Schlank ragt das Hauptgebäude in den Himmel. Bereits steht auch der Rohbau des unterirdischen Besucherzentrums. Erstmals bot die Stiftung die Möglichkeit, den Rohbau von innen zu erleben und sich so ein Bild des künftigen Besucherzentrums zu machen.

Grosse Sprünge gelingen am besten im Team. So werden nach Eröffnung des Observatoriums im September 2023 über 50 Betriebspartner und wissenschaftliche Institutionen involviert sein. Bis nächsten Juni soll der Bau abgeschlossen sein und damit auch die sogenannten Inseln zur Wissensvermittlung, wie etwa das Multifunktionsplanetarium und das Teleskop. Dank gelebter Kooperation mit verschiedenen ähnlichen Institutionen weltweit wird das Space Eye über Live-Bilder weiterer Teleskope im In- und Ausland verfügen. Neben der Universität Bern als Hauptpartner sollen sieben Forschungsabteilungen mitarbeiten. «Damit wird das Space Eye zum schweizerischen ‹Out-
reachzentrum› für Weltraum und Umwelt», wurde am Baustellenevent betont. Space Eye soll nicht «nur» der Wissenschaft dienen, sondern auch der Bevölkerung. «Unser Angebot richtet sich an Schüler, Jugendliche, Studierende, Vereine und Firmen, Touristen und weitere Interessierte», erklärte Geschäftsführer Michael Kropf. Übrigens: Zur Wissensvermittlung werden Freiwillige gesucht, die als «Demonstrator» Gästen den fernen Himmel etwas näherbringen.

Dem Himmel so nah
«Das Space Eye will das Publikum für den Weltraum und unseren Planeten sensibilisieren – und zu einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen. Ich bin beeindruckt von der architektonischen Meisterleistung, in die sich die Wissensvermittlung einbettet und zum Lernen animiert», hielt Prof. Claude Nicollier fest, Schweizer Astronaut und Projektbotschafter. Der bisher einzige Schweizer im Weltall ist immer noch in einer grossen Mission unterwegs: Trotz seines respektvollen Alters hat er einen Lehrstuhl in Zürich.

Und der grosse Meister, Stararchitekt Mario Botta? Für ihn ist das Projekt «eine Herzensangelegenheit». Schon als Kind faszinierten ihn das Universum und die geheimnisvollen, unerreichbar scheinenden Sterne. Seine persönliche Herausforderung: «Ich wollte einen räumlichen Dialog zwischen der Präsenz des bestehenden historischen Baus und dem neuen Observatorium schaffen. Dieses hat einen minimalistisch-abstrakten Ausdruck und setzt sich als neues Zeichen in die Landschaft. Der kleine Turm wird Bindeglied zwischen Himmel und Erde, zwischen Traum und Wirklichkeit. Aus der Vogelperspektive liest sich der Grundriss wie ein Auge. Dieser Zufall zwischen Form-Inhalt-Funktion ist so überraschend wie treffend für das neue Observatorium.» Angesprochen mit «Maître», meinte Botta im persönlichen Gespräch: «Nein, nein! Ich bin ein bescheidener Mensch. Wir werden alle geboren und müssen einmal sterben. Le Corbusier war ein Meister, ein Maître. Ich bin höchstens ein Zentimeter.» Trotzdem wird Bottas Kunst-Bau-Werk Interessierte von fern und nah dem geheimnisvollen, unerreichbar scheinenden All ein grosses Stück näherbringen.

Teilen Sie diesen Bereich

Beitrag:
«Space Eye macht den Blick ins Weltall frei»

Die meistgelesenen Artikel

Kontakt

Datenupload

Der einfachste Weg uns Ihre Daten zu senden!

Werbeberatung

Schritt 1 von 2