Stift, Papier und eine Prise Mut

Stift, Papier und eine Prise Mut

Wortspielereien, Geschichten und Texte: Rita Sidler bietet kreatives Schreiben und begleitetes Phantasieren als Kunstprozess an – Anregungen und wohlwollende Atmosphäre inklusive. Ein Sommerangebot für alle, die Freude am eigenen Schreiben haben oder es lernen wollen.

Nach einem durchzogenen Jahr sind die Hoffnung und Vorfreude auf einen lebhaften und bunten Sommer gross. Nebst lauschigen Abenden in geselliger Runde, dem Sprung ins kühle Nass und Feriengefühlen dank grosser Portionen Eis gehören in der Gemeinde Köniz dieses Jahr auch leisere Töne zum Ambiente. In der Bibliothek findet der Kurs zum ersten Mal statt. Laut Initiantin und Leiterin Rita Sidler ist der Sommer ideal, um mit dem Schreiben zu beginnen. «Die Leichtigkeit, Fülle und Farben dieser Jahreszeit können helfen, auch mögliche schwere Themen auszugleichen», erklärt sie. Themen, wie sie im vergangenen Ausnahmejahr vermutlich allen begegnet sind. Die durchlebten persönlichen Krisen können, müssen aber nicht ihren Weg aufs Papier finden. Vielmehr geht es Rita Sidler in ihrem Angebot um die Freude an der Sprache, die Kreativität und die Suche nach den eigenen Geschichten und Erzählformen.

Gemeinsamkeiten
Die Gründe, die zum Schreiben bewegen können, sind so vielseitig wie die Menschen selbst. Geschehnisse verarbeiten könne tatsächlich ein Beweggrund sein, so Rita Sidler, ebenso wie der Wunsch, sich selbst und andere besser zu verstehen oder das Bedürfnis, eine Geschichte zu erzählen, eine Botschaft weiterzugeben. «Man kann für jemand anderes schreiben, aber auch nur für sich, als Selbstfürsorge», ist sie überzeugt. In ihrer Schreibwerkstatt soll alles Platz haben. Ganz bewusst hat sie sich weder für ein spezielles Thema noch für ein bestimmtes Publikum entschieden. Oder besser gesagt: Rita Sidler hat sich für die Offenheit entschieden, für die Unvoreingenommenheit. Genau darin liegt die Stärke des kreativen Schreibens. «Man kann einfach loslegen, es gibt keinen Zwang, keine Bewertung», beschreibt sie, «man kann in die Tiefe gehen, verborgene Schätze heben.» Die geschriebenen Texte, in all ihrer Vielfalt und mit allen Unterschieden, finden im Verlauf der Sommerschreibstunden den Weg in die Gruppe. Denn erst der Austausch führe zu neuen Erkenntnissen. Rita Sidler erläutert: «Bei jedem Text, jedem Schreiben sehe ich, dass es kollektive und individuelle Anteile hat.» Ein kollektives Gefühl und verbindende Elemente könne man auch zwischen zwei Generationen oder zwei völlig unterschiedlichen Lebenssituationen entdecken. Die Leiterin sorge für ein passendes, wohlwollendes Schreibklima in entspannter Atmosphäre. Die Schreibwilligen bringen Neugier und Offenheit mit.

Zeit für etwas Eigenes
Neugier und Offenheit beschreiben nicht nur die Könizerin selbst, sondern auch ihren Werdegang. Sie habe immer schon geschrieben, nur für sich selbst – Tagebücher im Alltag oder während ihren zahlreichen Reisen. Den Berufsweg ging die ausgebildete Psychologin der Nase nach, Intui­tion und Neugier als Leitplanke. Dass sie ein Flair für Sprache hat, wurde ihr von Arbeitskolleginnen immer wieder rückgemeldet. Ein ausführlicher Kurs war ein erster Schritt in die Welt des Schreibens. Doch erst mit dem Ausbruch der Pandemie und dem darauffolgenden Jobverlust vor einem Jahr kam die Entscheidung. «Ich realisierte, dass es Zeit ist, etwas Eigenes zu machen, das Leben aufzuräumen», erinnert sich Rita Sidler zurück, «aus etwas, das schlimm daherkommt, lässt sich auch etwas Gutes machen.» Wer ihr zuhört, spürt die Begeisterung fürs Schreiben in jedem Satz und jeder Geste und es ist klar: Hier erweckt eine erfahrene Frau ihren Herzenswunsch zum Leben. Mit dem Schreibangebot in der Bibliothek Köniz, das auch von der Gemeinde selbst unterstützt wird, geht Sidler erste Schritte in die berufliche Unabhängigkeit. Ein Wagnis? Nicht nur, denn: «Zweifeln gehört dazu, auch beim Schreiben. An diesem Widerstand, dem eigenen und dem von aussen, kann man aber wachsen.»
Kein richtig, kein falsch
An sich selbst, den eigenen Ideen und Zweifeln wachsen, werden auch alle, die das Sommerschreiben besuchen. In einer Gesellschaft, in der Leistungsdruck fast allgegenwärtig ist, ist das kreative Schreiben eine Oase des Durchatmens. Nichts ist vorgegeben, man kann eintauchen in die eigenen Gedanken, die eigenen Worte, in eigene Fantastereien. Stift, Papier und eine Prise Mut, mehr braucht es nicht für die Teilnahme am Sommerschreiben.

Christa Pfanner

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