Streng, aber schön

Streng, aber schön

In der März­ausgabe dieser Zeitung berichteten wir über das Vorhaben von Lorin Ritschard, der für ein Schulprojekt eine Spendenfahrt in Angriff nehmen wollte, um Geld für eine Urwaldschule in Ecuador zu sammeln. Am 3. Juni war es soweit – 366 km durch sechs Kantone legte der Velofahrer zurück und sammelte dabei fleissig Geld.

Um 3 Uhr morgens klingelte der Wecker, um 4 Uhr startete der junge Skifahrer mit seinem Vater und einem Kollegen in das «Abenteuer Spendenfahrt». Anfangs mit Stirnlampe – ein besonderes Erlebnis. «Ich kenne die Strecke gut, aber es ist recht cool, wenn alle noch schlafen», erklärt Lorin Ritschard. Das Wetter habe mitgespielt, sodass optimale Bedingungen herrschten. Über Schwarzenburg ging es nach Steffisburg, bevor das Trio nach rund drei Stunden auf dem Schallenberg, dem ersten Etappenziel, ankam. Dort warteten Lorins Schwester Alani und seine Mutter Ariane mit Verpflegung auf die Männer. «Essen und Trinken ist das Wichtigste bei so einer Tour», betont der 14-Jährige. Über Entlebuch und Malters führte die Strecke nach Luzern, wo sie die nächste Pause einlegten. «Ich war erstaunt, dass wir da schon über 125 km geschafft hatten. Ich dachte, es sei weniger, aber wir sind gut vorangekommen», berichtet er. Es folgte der für ihn schönste Teil: «Entlang des Vierwaldstättersees und des Lauerzer Sees. Trotz Feiertag war die Strasse leer.» In Goldau folgte die dritte Rast, bevor der nächste See (Zugersee) passiert wurde. Von Zug über Sempach erreichten sie Sursee. «Wir haben immer ca. 50-km-Etappen gemacht. Meine Mutter und Schwester versorgten uns mit Brötchen, Bananen usw.», erläutert Lorin Ritschard. In Ursenbach warteten Kollegen auf die drei: «Ein kleiner Empfang, der grosse war dann in Wünnewil.» Fast 20 Leute warteten dort am Abend. Die Strasse war mit Fähnchen geschmückt. «Schön war, dass meine Grosseltern und die Nachbarn von unserer Ferienwohnung auch da waren, sie sind nicht aus der Region», freut er sich.

Anerkennung
Am Tag danach sei er zwar noch etwas müde vom frühen Aufstehen gewesen, aber ansonsten fit. «Direkt nach der Tour war ich ein bisschen verspannt, aber am Freitag habe ich schon wieder im Garten geholfen. Ich hätte eigentlich direkt wieder loslegen können», lacht der junge Sportler. Auch sein Vater wirkt noch frisch. «Es ist direkt schade, dass wir die 400-km-Marke nicht geknackt haben, aber das ist ein Anreiz für nächstes Jahr», so Ritschard. Steigerungspotenzial sei noch vorhanden, aber bei 500 bis 550 km innerhalb von 24 Stunden liegt wahrscheinlich die Grenze. Vor dem Start und nach seiner Rückkehr erreichten ihn viele positive und motivierende Kommentare und E-Mails – unter anderem auch von der Gemeinde, der Direktorin sowie Lehrpersonen seiner Schule. «Die Begeisterung für das Projekt und die Anerkennung meiner Leistung waren toll. Für viele ist es schwierig, sich vorzustellen, was eine solche Tour bedeutet. Ich kann es aber auch schwer beschreiben», meint der Wünnewiler. Durch das Projekt habe er viel gelernt. «Vor allem, was den Umgang mit den Medien oder das Promoten in eigener Sache angeht, kann ich viel mitnehmen. Das wird mir auch bei der Sponsorensuche oder in Zukunft helfen», ist er überzeugt.

Erfolg
Rund 15’000 Franken an Spenden wurden bisher gesammelt, aber es besteht weiterhin die Möglichkeit: «Den Link auf meiner Website gibt es noch.» Christine von Steiger, die sich für die Schule in Ecuador engagiert, freut sich über die Summe. So können vier Hektar Land für ein Landwirtschaftsprojekt gekauft werden. Die Schülerinnen und Schüler erhalten damit die Möglichkeit, regionale Produkte anzubauen. Der Rest soll für einen Internetanschluss verwendet werden. «Dadurch kann ein Austausch mit anderen Schulen stattfinden. Auf dem Postweg war dies bisher mühsam. Jetzt können E-Mails verschickt und somit auch internationale Kontakte geknüpft werden», erzählt Lorin Ritschard. Das Projekt war in dieser Hinsicht ein voller Erfolg. Man darf gespannt sein, ob er sein Ziel, andere Jugendliche zu motivieren, ihre Bildschirmzeit zu überdenken, auch erreichen konnte – ein Vorbild ist er auf jeden Fall.
Kirstin Burr

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