«Vor mir war kein Blatt sicher»

«Vor mir war kein Blatt sicher»

Walter Poffet porträtiert seit über 70 Jahren seine Umwelt. Seine Werke zeigen Motive aus Nah und Fern. Die kon­trastreiche Architektur der Schweizer Bergwelten sind seine grösste Passion. Der Maler aus dem Sensebezirk ist stets einem Motto treu geblieben; er malt nur Orte, an denen er selbst gewesen ist.

Aufgewachsen mit vier Geschwistern auf einem kleinen Bauernbetrieb bei Alterswil lernte Walter Poffet früh das einfache Leben kennen. Die Mithilfe auf dem Hof auf 900 m.ü.M. war eine Selbstverständlichkeit, aber auch eine sinnvolle Beschäftigung abseits der Zivilisation. «Im Winter hatten wir kein Wasser, die Kühe mussten wir zum Tränken zu den weit entfernten Nachbarn bringen», erinnert sich der 87-Jährige und fügt an: «Bis zur Schule in Alterswil waren wir eine Stunde zu Fuss unterwegs.»
1950 in der Sekundarschule in Tafers entdeckte der Bauernsohn seine Leidenschaft für das Zeichnen: «Vor mir war kein Blatt sicher», schmunzelt er. Mit den einfachsten Mitteln wie Bleistift und Papier zeichnete er eindrucksvolle Bilder, die meist Landschaften, Blumen oder Tiere zeigten. Sein Lehrer habe ihn gefördert und ermuntert mit dem Malen fortzufahren. Schnell war klar, dass der kreative Schüler nicht Landwirt werden wollte. «Ich wollte etwas Gestalterisches machen wie Bau- oder Maschinenzeichner», erzählt er und lacht: «Zudem gehört Frühaufstehen nicht zu meinen Stärken.» Doch mangels Lehrstellen und finanzieller Möglichkeiten für das (Zeichnungs-)Lehrerseminar absolvierte er schliesslich das KV. Diesem Beruf blieb der ehemalige CEO von den Bergbahnen Grindelwald-First AG bis zu seiner Pensionierung 1994 treu. Er bildete sich sprachlich weiter, war im Militär aktiv und gründete eine Familie. «Da blieb nicht viel Zeit für das Malen», meint der Vater von drei Töchtern bescheiden.

Zurück zur Kunst
Der Wunsch, seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen, wurde stärker. Als Ausgleich zu seiner Arbeit begann er 1977 wieder mit dem Malen und besuchte an der Fachhochschule für Kunst in Bern Abendkurse in Maltechnik, Komposition und Farbenlehre. In jeder freien Minute zog es den Freiburger mit der Malausrüstung unter dem Arm auf Erkundungstour. «Die Natur in ihrer ganzen Vielfalt inspiriert mich. In Wahrheit ist sie die grösste Künstlerin auf unserer Erde», so Poffet bewundernd. Auch das Reisen sei eine grosse Passion gewesen, die er mit der Familie verbinden konnte und bei der er unzählige Motive für seine Bilder fand. Über die Jahre entstanden Werke, die in mittlerweile über 30 Ausstellungen in der ganzen Schweiz und im Fürstentum Lichtenstein gezeigt wurden.

Geschmackssache
Walter Poffet möchte sich nicht auf eine bestimmte Kunstrichtung festlegen. Wichtig sei ihm reale Motive aufzugreifen und diese erkennbar, aber mit einem gewissen Gestaltungsfreiraum wiederzugeben. Durch seine gute Beobachtungsgabe gelingt es ihm gekonnt Stimmungen einzufangen und mit geübtem Pinsel ein harmonisches Miteinander von Form und Farbe zu inszenieren. «Wenn ich mit meinen Bildern begeistern und eine gewisse ‹Betroffenheit› auslösen kann, erfüllt mich das mit Freude», schwärmt der Maler. Kunst sei individuell und liesse sich nicht messen: «Sämtliche Versuche, Kunst anhand verschiedener Kriterien messbar zu machen, sind gescheitert. Auch der Preis, der für ein Bild bezahlt wird, ist kein Qualitätsmerkmal.» Schlussendlich sei es eben Geschmackssache, meint er schulterzuckend.
Heute sitzt der Schmittener im sonnigen Wintergarten seines Einfamilienhauses mit Blick auf den malerischen Garten. Kater Flecki liegt genüsslich auf dem Liegestuhl. Rückblickend auf sein Leben seien eine existenzsichernde Berufsbildung, die Gründung einer Familie, der Bau des Hauses und die Malerei als Hob­by seine besten Entscheidungen gewesen, sagt der ambitionierte Pilzsammler. Dies habe ihm die Freiheit gegeben, sich mit Musse und ohne finanziellen Druck der Kunst zu widmen. Mit seinen 87 Jahren hegt er keine grossen Pläne, ist aber offen, wenn sich spannende Projekte ergeben, und sagt lächelnd: «Ich zeichne und male, solange ich kann und Freude daran habe, und ab und zu geniesse ich gerne ein feines, selbstgemachtes Pilzgericht.»

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