Wenn Frauen sich trauen

Wenn Frauen sich trauen

Manchmal wünscht man sich, man würde sich mehr trauen. Einfach mal mutig sein. Egal, was die anderen denken oder welche Konsequenzen folgen.

Das fängt bei ganz kleinen Dingen an, wie zum Beispiel heute beim Mädels-Abend: Wer traut sich in dieser netten Runde, mit vollem Mund zu sprechen? Nein, das macht Frau (und Mann) nicht. Nein, das gehört sich nicht. Doch heute habe ich mal Lust, sofort in die spannende Diskussion mit meinen Freundinnen einzusteigen und nicht zu warten, bis ich endlich fertig gekaut habe und die Gelegenheit vorbei ist. Einfach mal drauflos. Und siehe da: Meinen Mädels zaubert es ein Schmunzeln ins Gesicht, wie ich mich mit vollem Mund für das Thema begeistere und kaum zu bremsen bin. Etikette, ja gerne. Nur nicht gerade jetzt, in diesem Moment.
Eine meiner liebsten Freundinnen schaut immer genau, was ich denn gerade anhabe. Der ein wenig tiefere Ausschnitt als sonst regt gleich ihr Misstrauen und wird sofort kommentiert. «Was ich denn heute noch vorhätte?», fragt sie mit tadelndem Ton und zugekniffenen Augen. «Naja», zwinkere ich zurück: «Eine muss sich ja trauen und dem Abend ein wenig Glamour verleihen.» Sie lacht und meint, sie hätte sich nicht getraut, ihr neues Kleid anzuziehen. Doch beim nächsten Mal werde sie es uns bestimmt nicht vorenthalten.
Die Steigerung folgt sogleich, indem ich nicht dieselbe Meinung vertrete wie meine beste Freundin am Tisch. Das kann dann schon mal hitzig werden. Ja, das Risiko ist da, dass meine Freundin enttäuscht von mir sein könnte, oder gar beleidigt. Sie könnte nicht mehr mit mir sprechen oder sich gar ganz abwenden. Doch heute traue ich mich und vertrete meinen Standpunkt. Unser Mädels-Abend zieht sich bis lange in die Nacht, denn wir führen nun ernsthafte und spannende Gespräche. Wir üben uns in Verständnis, Respekt und Hinhören. Wie wertvoll, dieses Risiko eingegangen zu sein.
Wenn Frauen sich trauen, kann ganz Wundervolles entstehen.
Üben können wir in kleinen Schritten, wie zum Beispiel im Auto laut zum Lied mitsingen, obwohl der Partner am Steuer die Augen verdreht. Wir können zu Hause die Musik anstellen und tanzen, obwohl die Tochter entnervt die Türe knallt. Wir können heute einmal ohne Make-up ins Büro und auf die Frage, ob man denn verschlafen habe, kokett antworten, im Gegenteil, so ein Schönheitsschlaf wirke halt Wunder. Am Bahnhof zu stehen in pinker Jacke, knallblauer Hose und einem grünen Schal und einfach zu strahlen: Das fällt auf – doch eben positiv! Manch eine würde sich gern trauen und tut es dann eben doch nicht.
Ich bewundere meine Mutter, die allein auf Reisen geht. Sie traut sich und kommt mit wunderschönen Erinnerungen im Gepäck zurück. Sie lernt jedes Mal tolle Menschen kennen und hat Orte gesehen, die man mit Worten nicht beschreiben kann. Sie traut sich und erlebt etwas. Sie ist mutig. Sie ist Vorbild.
Wir können Nein sagen, wenn von uns ein Ja erwartet wird. Wir können das Risiko eingehen, nicht zu gefallen oder anzuecken. Wir können unser Leben gestalten. Das braucht Mut.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche euch, dass ihr euch heute etwas traut. Traut es euch zu. Ich bin sicher, dass es wunderbar wird.

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