Es ist Samstagmorgen im Wanne Träff. Vier junge Frauen trinken ihren Kaffee und tauschen sich aus. Um halb elf packen sie ihre Sachen zusammen. Die «Hockeyler» räumen das Feld und nicht wenig später stehen sie selbst auf dem Eis. Sie mischen sich unter die Kinder und Jugendlichen, die sich vertraut begrüssen. Alle reden miteinander und stehen kurz darauf in einem Kreis, um sich aufzuwärmen. Danach teilen sie sich alle in Gruppen auf und verteilen sich auf dem Eis.
Schon auf den ersten Blick wird klar: Diese Abläufe sind routiniert. Kein Wunder, in Anbetracht des 10-Jahre-Jubiläums, das es dieses Jahr zu feiern gibt.
Vom Kürsli zur Eislaufschule
Katja Staudenmann, Livia Guillebeau, Linda Hürst und Lena Staudenmann sind in Lanzenhäusern aufgewachsen. Vor vielen Jahren haben sie gemeinsam an einem Eislaufkurs teilgenommen. Damals unterrichtete eine Leiterin aus Oberlangenegg während drei Jahren auf dem Eis der Schwarzwasserbrücke. Als sie den Kurs nicht mehr anbot und nach Oberlangenegg zurückkehrte, folgten ihr die vier Mädchen. Dort trainierten sie weiter Eiskunstlauf und kamen schliesslich auch zum Synchron-Eiskunstlauf. Vor allem Letzteres hat sie fasziniert.
Damit «das, was wir hatten, auch andere haben können», boten sie vor zehn Jahren zum ersten Mal ein Eislauf-«Kürsli» an. Niemals hätten sie sich damals getraut, das Projekt einen Eislaufclub zu nennen, geschweige denn von einem 10-Jahre-Jubiläum zu träumen. Lena, die damals 16 war, erzählt, wie schwierig es war, sich als junge Frauen in einem männerdominierten Umfeld durchzusetzen. Sie lacht und erzählt von den 15 Kindern, die sie am Anfang auf einem Drittel des Eises der Hockeyschule trainieren durften. Die Nachfrage stieg jedoch stetig. Sie hatten eine Marktlücke entdeckt und das, obwohl sie «keine Ziele und Pläne» hatten, sondern «einfach selbst mega Freude am Schlöfle».
Vom Schlöfle zu komplexen Küren
Mittlerweile trainieren die Vier 95 Kinder und Jugendliche. Jeden Samstag werden Trainings durchgeführt. 4- bis 18-Jährige teilen sich das Eis. In verschiedenen Gruppen werden die unterschiedlichen Levels trainiert. Zuerst lernen die Jüngsten das Grundlegende: Schlöfle und Bremsen. Wenn diese Fähigkeiten sitzen, starten die Kinder mit dem Eiskunstlauf und können die sogenannten Sternetests absolvieren. Diese Tests zu bestehen ist ein Ziel, das vor allem die älteren Teilnehmerinnen motiviert. Den Leiterinnen ist es aber wichtig, dass kein Leistungsdruck entsteht und der Spass immer im Vordergrund bleibt.
Unter der Woche trainieren zusätzlich zwei Synchron-Skating-Teams. Diese gibt es mittlerweile seit drei Jahren. Zweimal pro Jahr nehmen diese Teams an Wettkämpfen teil. Für die meisten ist das «die Saisonmotivation», wie die Trainerinnen sagen. An diesen Wettkämpfen wird eine Kür gezeigt. Das ist eine rund dreiminütige Choreografie, die zahlreichen Reglementen unterliegt und deren Entwurf komplex ist. Früher haben die Leiterinnen diese Aufgabe delegiert. Mittlerweile wagen sie sich aber selbst an diese Kunst.
Weitere Küren werden jeweils am Ende der Saison in einer grösseren Show gezeigt. Mit viel Effort und Kreativität wählen die vier Leiterinnen jedes Jahr ein Thema und bauen eine ganze Aufführung darum herum. Letztes Jahr imitierten sie das SRF, davor führten sie einen Zirkus auf, machten eine Zeitreise oder spielten Disney nach. Für die Teilnehmenden ist dieser Anlass ein Höhepunkt. Bis zu 800 Menschen zieht die Show jeweils an die Schwarzwasserbrücke. Für die Leiterinnen ist dieses Event zeitintensiv, macht aber auch viel Spass.
Von der Flugblattwerbung zur kompletten Auslastung
Katja, Livia, Linda und Lena arbeiten ehrenamtlich für «Ischzyt». Sie sagen, ihre Tätigkeit lasse sich gut mit ihrem Leben vereinbaren. Privat stehen sie heute jedoch weniger auf dem Eis als früher. Wenn sie es neben dem «Ischzyt»-Training noch aufs Eis schaffen, dann aus Spass und nicht, um zu trainieren.
Für Nachwuchs in der Leitung ist zum Glück gesorgt: Bereits jetzt übernehmen ältere Läuferinnen Aufgaben der Leiterinnen. Einige von ihnen sind seit Anfang an dabei und können sie dementsprechend gut unterstützen. Das Ziel ist, künftig noch mehr Verantwortung abgeben zu können.
Im Gespräch erzählen die Vier, dass sie zu Beginn vor dem Coop Flugblätter als Werbung verteilten. Heute sind sie komplett ausgebucht und müssen weitere Anfragen ablehnen, da ihre Kapazitäten ausgelastet sind und auch auf dem Eis kein weiteres Kind mehr Platz habe. «Zum Glück müssen wir keine Werbung mehr machen», sagen sie lachend.
Mit zehn Jahren Leidenschaft, Gemeinschaft und Eigeninitiative ist das, was vor zehn Jahren als «Kürsli» begann, zu einem wichtigen Bestandteil im lokalen Eislauf und dem Leben aller Teilnehmenden geworden.


