Wer wagt, wägt ab

Wer wagt, wägt ab

«Sein oder nicht Sein», fragt sich Shakespeare in seinem Stück «Hamlet». «Weitergehen oder Umkehren», fragt sich Bergführerin und Umweltingenieurin Ariane Stäubli, wenn sie mit einer Seilschaft vor einem Problem steht. Ihre Entscheidung kann aber auch über «Sein oder nicht sein» entscheiden.

«Es gibt kein dazwischen; es gibt nur schwarz oder weiss. Entscheiden und Verantwortung übernehmen.» Ohne die Bilder verschneiter Gipfel im Hintergrund, könnte man diese Aussage glatt auch in die Wirtschaftswelt entlehnen. Entscheidungen öffnen den Weg und die Richtung, ob am Berg, in der Arbeit oder im Leben. Und es sollte nicht der einzige Bereich sein, den Ariane Stäubli im Kontext von Gletschern, Felswänden und Gipfeln erwähnt, der Alltagstauglich mit nach Hause genommen werden kann. Die SLR nimmt ihre Gäste am diesjährigen Forum mit auf eine Reise in die mächtige und doch so bedrohte Schweizer Bergwelt. Referentin Ariane Stäubli nimmt die Riggisbergerinnen und Riggisberger an ihr Seil und startet eine Tour voller Magie und Tragödie zugleich.

Analytisch unterwegs
Gletscher schmelzen, Hänge rutschen, Steinschläge donnern in Siedlungsgebiete. In den Alpen zeigt sich der Klimawandel in aller Deutlichkeit. Welche Folgen haben steigende Temperaturen für die Bergwelt und die Menschen, die darin leben? «An einigen Stellen haben die Gletscher bis zu 6 m an Eisdicke verloren – in nur einem Sommer», weiss die Bergführerin aus eigener Erfahrung. Wie lange kann sie also noch – wie auf den Bildern des SRF-Dokfilms «Frauen am Berg» – den Pickel ins Eis rammen und sich mit den Steigeisen an den Schuhen über exponierte Stellen wagen? «Mehr Blankeis, mehr Steinschlag, die Situationen ändern sich heute extrem schnell», erzählt sie. Doch die Simmentalerin nutzt all das, was sie als Bergführerin gelernt hat, um die Verhältnisse einschätzen zu können. 3 mal 3 lautet etwa eine Methode, mittels derer sie arbeitet, zuhause, vor Ort und an den Schlüsselstellen. Dann kommt die Waage, Gutes kommt auf die eine Seite, Bedrohliches auf die andere. Statt nicht mehr weiter zu wissen, wägt Stäubli ab. «Ich bin analytisch unterwegs, mitten in einer Traumwelt», beschreibt sie. Und wieder spricht sie von den Bergen und die Gäste erkennen: dass schnell ändernde Situationen, Methoden damit umzugehen und ein Abwägen, wenn man am Berg steht, all das eignet sich genauso gut für das Leben im Tal, im Alltag, im Beruf.

Klimaschutz – Klimaanpassung
Doch zurück zu den schmelzenden Gletschern, den steigenden Temperaturen und einer Bergführerei, der immer mehr Touren wegbrechen. Stäubli unterscheidet zwischen Klimaschutz und Klimaanpassung. Ersteres ist Ursachenbekämpfung und das ist schwierig. «Es geht um Massnahmen versus Wirkung. Wieso soll ich nicht mehr nach Griechenland fliegen, wenn der Nachbar dreimal nach Dubai reist? Wir sind Gewohnheitstiere und das macht es schwer. Denn die Wirkung von Massnahmen kommt sehr viel später und oft an einem anderen Ort. Dennoch braucht es Regeln für alle», so die Bergführerin, die mit gutem Beispiel vorangeht und Mitglied von POW (Protect our Winters) ist, zusammen mit anderen Grössen, die den Bergen eine Stimme geben wollen, Skirennfahrer Daniel Yule zum Beispiel. «Klimaschutz ist eine Lebenseinstellung. Ich will möglichst wenig Ressourcen nutzen, damit das Grosskind noch etwas davon hat. Klimaanpassung hingegen muss jede und jeder machen, da hat man gar keine Wahl», so Stäubli und verweist auf die Entscheidungen, die es stets von Neuem zu treffen gilt, um Situationen zu akzeptieren und darauf angemessen zu reagieren.

Risotto zur Belohnung
«Trotz all dem bleibt Bergführerei ein Traumjob. Berge machen die Menschen klein, man wird demütig und hat dennoch das Gefühl, am richtigen Ort zu sein», schliesst Stäubli ihre Gedanken mit einigen Worten von Bergsteiger-Kolleginnen aus einem Buch. Als die Lichter im Saal des Schlosshofs wieder angehen, verschmelzen zwei gute Dinge miteinander: die Faszination Berg und die Kulinarik des Teams vom Schlosshof Riggisberg. Nicht zuletzt dank vorzüglichen Speisen des Teams rund um Luca Lo Faso und seinen Lernenden, verweilen die Gäste gerne noch etwas länger am SLR-Forum. Daniel Müller und sein Team der Spar + Leihkasse Riggisberg dürfen nun ausatmen. Nicht nur, weil der Anlass die Gäste einmal mehr erfreut hat und gelungen ist, sondern auch, weil Ariane Stäubli versichert, dass die geführte Bergtour, die man mit ihr buchen könne, nicht über die Eigernordwand führe. Glück gehabt, dachte sich der Bankvorsteher, ehe die Bergführerin ergänzt: «Aber auf den Eiger kann man trotzdem, man muss ja nicht die Eigernordwand als Route nehmen.»

Ob das SLR-Team die Dienste der Bergführerin in Anspruch nehmen wird, sei hier nicht verraten. Sehr wohl aber, dass auch die Riggisberger Regionalbank beweisen kann, dass sie selbst eine gute Seilschaft bildet. «Eine mit vielen tollen Mitarbeitenden», freut sich Müller. Und eine Lektion nimmt jede und jeder noch mit nach Hause: diejenige wie man in der heutigen Zeit gut Entscheidungen fällen kann: wer etwas wagt, der wägt ab.

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