Weshalb haben Flugzeuge denn Notrutschen?

Weshalb haben Flugzeuge denn Notrutschen?

Doch ja, Sie wissen es aus den Medien, ich weiss es. Dennoch: Soooo schlimm kann es auf den Flughäfen mit den Wartezeiten nicht sein. Gebucht haben wir bereits im Januar, als die Welt auf den europäischen Airports noch einigermassen in Ordnung war und wir froh sein mussten, an einem ganz bestimmten Datum überhaupt noch insgesamt acht Sitzplätze buchen zu können.

Doch ja, Sie wissen es aus den Medien, ich weiss es. Dennoch: Soooo schlimm kann es auf den Flughäfen mit den Wartezeiten nicht sein. Gebucht haben wir bereits im Januar, als die Welt auf den europäischen Airports noch einigermassen in Ordnung war und wir froh sein mussten, an einem ganz bestimmten Datum überhaupt noch insgesamt acht Sitzplätze buchen zu können.

Die Zugfahrt am Freitag nach Zürich-Kloten verläuft ereignislos. Unser Trüppli – unterwegs zu einer Hochzeit in Holland – macht grosse Augen, als wir die Abflughalle mit den unzähligen SWISS-Schaltern erreichen: Volk, Volk, Volk. Aber wie es sich in Schweizerlanden gehört – geordnet. Von der grossen Anzeigetafel grüssen die Herren «Verspätet» und «Annulliert». Mit viel Fantasie lässt sich sogar eine Warteschlange ausmachen, die sich jedoch von den Check-in-Schaltern… wegbewegt. Erst nach einer Ehrenrunde kommen wir zu den schlangenförmigen Absperrungen. Bis wir unsere Koffer aufgeben können, verstreichen 90 Minuten*. Zum Glück sind wir frühzeitig angereist. Dennoch reicht es nicht zu einem schnellen Zmittag, es wird fliegend auf dem Weg zum Flieger verpflegt.

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Dann werden Erinnerungen wach. Stichwort Militär. Pressieren und anschliessend langes Warten. Wir hocken in der Maschine – operated for Swiss by Helvetic – und warten. Und warten. Keine Information, weshalb. Mit einer Verspätung von 45 Minuten auf den Flugplan starten wir nach Amsterdam, wo wir eine zünftige Zusatzschlaufe fliegen, möglicherweise, weil wir einen Slot verpasst haben. Auch egal. Wir landen, dann benötigt das Fluggerät sage und schreibe eine halbe Stunde zur Andockstation. Kaum dort, stehen die ersten Passagiere – und setzen sich wieder nach zehn Minuten. Grund: Das Andocksystem ist für unsere Maschine «zu hoch eingestellt», der Captain bittet um Geduld und Verständnis. Die Frage sei erlaubt: Wozu haben Flugzeuge denn Notrutschen? Als wir endlich, endlich aussteigen können, geht es zu Avis für zwei Mietwagen, einer davon ist – trotz Reservation und Bestätigung – nicht vorhanden, weshalb wir nach einer halben Stunde upgraded werden. Zum Schluss des Reisetages noch Stau auf der Autobahn.

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In unserem B&B-Motel erfahren wir, dass erzürnte Bauern aus Protest gegen neue Landwirtschaftsgesetze am Montag den Verkehr in ganz Holland mit Traktoren lahmlegen wollen. Und weshalb nicht am Samstag, Sonntag oder Dienstag, bitte schön, wenn wir nicht betroffen wären? Egal. Aus reiner Vorsicht gehen beide Autos bereits am Sonntagabend retour, wir fahren am Morgen mit den ÖV nach Schiphol. Der Kluge reist bekanntlich im Zuge. Aber nicht im Flugzeug. Emel nicht ab Amsterdam. Vier Stunden vor Abflug sind wir da (vorher ist man unerwünscht), wir versuchen uns beim automatischen Bagage Drop, wobei sich herausstellt, dass viele der Kisten nicht funktionieren. Egal. Dann fragen wir nach dem Weg zur Sicherheitskontrolle. «Dort drüben müssen Sie anstehen, aber es ist eine lange Kolonne», sagt uns ein Offizieller.

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Denn: Dort, wohin der Beamte mit dem Finger auf die Schlange zeigt, ist kein Einstieg möglich, da abgesperrt. Heisst: Alle Neuansteher müssen in entgegengesetzter Richtung zur Kolonne laufen, damit sie sich 500 Meter weiter hinten nach einer 180-Grad-Drehung an die Schlange anschiessen dürfen, an vielen unbesetzten Security-Schaltern vorbei. Immerhin: Man kommt einigermassen vorwärts, es herrscht kein Gedränge, immer haben wir die gleichen geduldigen Passagiere vor und hinter uns. Nach schätzungsweise 500 Metern dreht die Kolonne ab, zuerst durch lange Zelte, danach ins Freie, wo es später wieder eine Spitzkehre retour gibt, so dass wir immer wieder die gleichen Leute sehen. Nach ungefähr zwei Stunden kommt man vor das Flughafengebäude, besser gesagt, man läuft daran vorbei, um wieder eine Pirouette zu produzieren, wonach man ins Terminal kommt. Mittlerweile sind mehr als zweieinhalb Stunden vergangen, ungefähr zwei Kilometer Fussmarsch liegen hinter uns. Unten muss man die Boardingkarte einscannen, dann geht es hoch zur Sicherheitskontrolle, wo sich die Schlange dramatisch verengt, so dass die letzte Stunde zur Tortur wird, physisch und psychisch. Man sieht die Sicherheitskontrollen zwar, vor allem die vielen unbesetzten Anlagen, läuft aber im Zickzack immer wieder an ihnen vorbei. Besonders störend: Die Beamten sind völlig abgestumpft, hören wohl gar nicht zu, wie viele Reisende sagen, dass sie wohl ihr Flugzeug verpassen. Nur keine Eile, Dienst nach Vorschrift. Ginge uns vielleicht auch so. Als ich endlich zur Kontrolle komme, senkt sich hinter mir ein grosser Rollladen. Aus die Maus. Vermutlich haben die Leute Pause.

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In der Hoffnungslosigkeit, unseren Flieger doch noch zu erwischen, rennen wir wie Rekruten auf der Kampfbahn in Richtung Gate B31, das sich ganz hinten im Terminal befindet – und das 20 Minuten nach der offiziellen Abflugzeit. Und siehe da! Der Zürcher-Kurs hat ohne Ankündigung eine Stunde Verspätung. Noch nie habe ich mich derart über eine Verspätung gefreut.

*Zwei unserer Reisenden haben bei KLM gebucht. Keine Wartezeit an deren Schalter in Zürich…

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