«Wir haben die Baubewilligung»

«Wir haben die Baubewilligung»

26 Jahre nach dem Abbruch der Wirtschaft «Zur Linde» liegt eine Baubewilligung vor. Wenn alles klappt, ersetzen ab 2025 zwei neue Gebäude den Kiesplatz im Dorfzentrum. Im Fokus der schier unendlichen Geschichte: Stefan Kunz, seit 2018 eines der vier ehrenamtlichen Verwaltungsratsmitglieder der Dorfzentrum Linde Schwarzenburg AG, und Marcel Hauert, Architekt bei Ductus Studio.

Am 1. Juni 2021 hatte die Dorfzentrum Linde Schwarzenburg AG das Baugesuch eingereicht, am 12. Mai 2023 kam die Baubewilligung. «Wir waren schon vor fünf Jahren bereit», erzählt Kunz. «Dann musste aber noch der Richtplan verhandelt werden, und nun haben wir mit der Eingabe des Baugesuchs nochmals zwei Jahre verloren. 2022 wurde das Gesuch publiziert, was drei Einsprachen nach sich zog. Die Verhandlungen mit den Einsprechenden waren nicht von Erfolg gekrönt, aber der Bauinspektor befand die Gründe als baurechtlich nicht stichhaltig.» Nun könnten die Einsprecher mit Beschwerden an die Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons gelangen. Kunz sieht dem gelassen entgegen: «Bisher war das Verfahren gratis, ab jetzt wird es kostenpflichtig. Das Recht auf eine Beschwerde gehört zum ordnungsgemässen Verfahren, aber materiell ist sie chancenlos; das Projekt ist baujuristisch auf Herz und Nieren geprüft.»

Investoren aus Schwarzenburg

«Zwei Jahre waren wir auf Investorensuche», erzählt Kunz. Mit Erfolg: Die Parzelle beim Restaurant «Sonne» übernimmt die Schwarzwasser Apotheke, die im Erdgeschoss einzieht. Die zweite Parzelle geht an die Bank Gantrisch, welche die Räume des Dienstleistungszentrums erweitern wird.

«Die beiden Käuferinnen sind für uns ein Glücksfall», sagt Kunz, «denn sie haben nicht nur finanzielle Ziele, sondern wollen das Dorfzentrum beleben.» Dies deckt sich mit den Zielen von Architekt Hauert: «Ich wünsche mir ein vielfältiges Dorf mit qualitativ hochwertigen Geschäften im Zentrum. Der Dorfkern ist wichtig für Schwarzenburg und Schwarzenburg ist wichtig für die ganze Gantrischregion.» In den Obergeschossen sind acht bis neun Mietwohnungen geplant. Bei der Aufteilung sei man aber noch flexibel. Gemäss Kunz bestehen schon diverse Anfragen von Leuten, die aus ihrem Haus in eine kleinere Wohnung umziehen möchten.

Die Käuferinnen haben sich für den Landerwerb mit rechtskräftiger Baubewilligung verpflichtet, die Ausführungsplanung steht. Wenn alles ideal verläuft, kann der Bau im Frühling oder Sommer 2024 beginnen. Hauert rechnet mit einer Bauzeit von 14 bis 16 Monaten. Grösste Herausforderung wird der Bau des Kellergeschosses, wegen der Lage am Dorfbach. 

Unzulässige Zustände

An der Lage sind diverse Projekte gescheitert, sei es aus Gründen des Hochwasserschutzes, der Denkmalpflege oder der Finanzierung. Hauert bekam 2014 den Auftrag für eine Skizze des heutigen Projektes und meint: «Ich habe noch nie erlebt, dass in einer Zone der höchsten Schutzsstufe ein Neubau geplant wird. Heute wäre ein Abbruch gar nicht mehr zu bewilligen. Man müsste so viel Substanz erhalten wie möglich.» Die Fläche dient momentan als Parkplatz und gehört für eine ganze Generation zum unschönen Dorfbild. Kunz ergänzt: «Auch die Nutzung zum Parkieren ist nie bewilligt worden. Eigentlich leben wir seit 26 Jahren in einen unzulässigen Zustand.» Die Planung gestaltete sich schwierig. Einerseits sind die Vorschriften im Dorfzentrum sehr strikt, auf der anderen Seite sind viele Anwohner betroffen. Das Projekt wurde in sieben Workshops unter Einbezug der Denkmalpflege, Gemeinde, Raumplanung und Bauherrschaft entwickelt, daraus resultierte 2016 ein Fachbericht mit Empfehlung zur Realisierung. Nun scheint es endlich Realität zu werden.

Aufatmen bei den Aktionären

«Die Bewilligung ist eine grosse Erleichterung für die Aktionäre», stellt Kunz fest. Die AG besteht aus rund 90 Privatpersonen, Dorfunternehmen und der Gemeinde. Gegründet wurde sie 1997 mit dem Zweck, den «Schandfleck» wie das leerstehende ehemalige Gasthaus betitelt wurde, zu entfernen und die Neugestaltung zu finanzieren. 

Ein Grossteil des Kapitals ging beim Kauf der Parzellen an die Vorbesitzer, der Rückbau und die vorangegangenen Planungen schluckten den Rest. Die Architekten, die Aktionäre und der vierköpfige Verwaltungsrat (Stefan Kunz, Jolanda Grunder, Karl Boss und Urs Rohrbach) haben sich mit hunderten Arbeitsstunden ehrenamtlich engagiert. «Einzige Geldquelle war die Vermietung der Parkplätze auf der Baulücke, ansonsten hatte man all die Jahre nur Ausgaben», erklärt Kunz. «Dadurch, dass wir das Projekt zur Bewilligungsreife gebracht haben, werden die beiden Parzellen so aufgewertet, dass damit die aufgelaufenen Kosten gedeckt sind und ein kleiner Gewinn verbleiben sollte.» 

Die Dorfzentrum Linde Schwarzenburg AG hat danach ihren Zweck erfüllt und wird sich, sobald das Land mit dem bewilligten Projekt verkauft ist, an einer ausserordentlichen Generalversammlung auflösen – im besten Fall geschieht das noch dieses Jahr.

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