Eines ist sicher und stimmt tröstlich: Wir alle – Sie, die Sie im Moment diese Kurzgeschichte lesen, und ich – werden gemeinsam älter, wenn auch nicht ganz mit dem gleichen Jahrgang. Egal. Hat man einmal die 70 passiert, lernt man Körpergegenden kennen, von deren Existenz man bisher keine Ahnung hatte. Und erlebt auch sonst allerhand.
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Als Teen und Twen habe ich nie begriffen, weshalb die alten Leute, a) immer von früher und b), ständig von ihren Gebrechen sprachen. Gopf, gab es keine anderen Themen? Heute, ein paar Jahre später, wird mir bewusst, weshalb dem so war respektive, weshalb dem so ist. «Nos chers amis romands» reden dann phonetisch vom «Tamalou», die Abkürzung von «Tu as mal où?» («Wo tut es dir weh?»). Aber damit will ich Sie nicht weiter langweilen, sonst artet das noch aus.
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Wenn ich online lese oder ausnahmsweise mal Hochglanzheftli durchblättere und gewisse Passagen lese, kommen die sogenannten Stars aus Film, Fernsehen, Sport oder Society geradezu inflationär daher. Wussten Sie übrigens, dass zum Beispiel der Ausdruck des Starfotografen daherkommt, dass ein Knipser lediglich Stars fotografiert, selbst wenn er die Kamera nicht nach Lehrbuch in der Hand halten kann? Schon ist man Starfotograf. Anyway. Jannick Schümann, Devrim Lingnau (nicht Langnau), Carrie-Anne Moss, Sofie Eifertinger, Billy Zabka. Das sind scheinbar alles Stars. Schon mal gehört? Ich auch nicht. Humphrey Bogart, Edith Piaf oder Heinrich Gretler schon. Lassie und Rin Tin Tin auch.
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Und wenn wir schon bei den Filmstars sind: Wieso kommt mir vor, dass nicht nur in Krimis alle Darstellenden mehr und mehr gleich oder ähnlich aussehen und deshalb kaum zu unterscheiden sind? Ich habe extrem Mühe damit. Wer ist jetzt wer? Opfer oder Täter? Wieso können Regisseure nicht einfach einen Kleinen, einen Grossen, einen Dicken, einen Mageren, einen Chinesen, einen Indianer, einen Eskimo (sorry, einen Inuit) und je einen Weissen und Schwarzen in die Rollen schreiben, damit ich die Leute einordnen kann? Hop Sing bei den «Cartwrights» war so ein Unverwechselbarer.
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Typisch für mein Alter: Ich kriege je länger, je öfter Filmlis und Witzlis, die mit dem Alter zu tun haben. Das ABC für alte Leute? A wie Arthritis, D für Darmspiegelung, K wie Kalziumtabletten, P für Prostata, R wie Rheuma, U wie Urologe. Das V erspare ich uns Herren. Haha. Sehr lustig.
Woran Sie sich automatisch als Oldie outen, unbewusst? Wenn Sie vom Natel reden. Heisst seit Jahrzehnten Handy.
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Umständlich wird es unter Umständen, wenn Sie zum Haus- oder zum Zahnarzt wollen, vor allem, wenn diese(r) gleichzeitig mit Ihnen pensioniert wurde. Was nun? Automatisch zum Nachfolger? Es empfiehlt sich in diesem Fall, dass Sie sich im Bekanntenkreis nach jemandem umhören. Und sofern Sie dort in den nächsten sechs Monaten einen Termin erhalten – unbedingt checken, welchen Jahrgang er/sie hat, sonst…
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Unser Enkel entdeckt bei mir im Büro die Underwood, Jahrgang 1920, auf der ich in den 60ern schreiben gelernt habe. Sie wissen schon: Umschalttaste für Grossbuchstaben links, wobei man sich dafür fast den kleinen Finger brach. Kohlepapier, der Buchstabe o mit einem Loch, schlug man zu stark an, Wegblasen der Gummireste bei Korrekturen. Und so weiter. «Grossätti, was isch das?» – «Das isch e Schrybmaschine.» – «Für was bruucht mer die?» Ich erkläre ihm die Tastatur, die fast gleich aussieht wie beim Laptop. «Und wie funktioniert die Maschine?» Zur Demonstration trage ich sie hinauf ins Esszimmer, stelle sie auf den Tisch. Noch bevor ich Papier einspannen kann, läuft der Achtjährige um den Tisch herum, betrachtet die Underwood mit grossem Interesse. «Wo cha mer die Schrybmaschine aastelle?» Passt irgendwie zu seiner Frage, wie wir früher ins Internet kamen, wenn wir doch noch keine Computer hatten. Kluges Kerlchen.
Sy no Frage?
Thomas Bornhauser
PS: Ach ja, wo sind eigentlich die Wanderstöcke meiner Eltern?
