«Wo ist der Hebel, um die Motorhaube zu öffnen?»

«Wo ist der Hebel, um die Motorhaube zu öffnen?»

Zu Ihrem Lesevergnügen müssen Sie eines wissen (aber das werden Sie ohnehin schnell merken): Mein Verständnis für Autos beschränkt sich mehr oder weniger darauf, dass ich beim Tanken Benzin nicht mit Diesel verwechsle. Und mein Rückwärtsfahren ist legendär: Jede Frau – jede! – kann das besser. Nervt nicht, amüsiert mich höchstens. Es gibt Schlimmeres oder Wichtigeres im Leben.

Wir kriegen die Aufforderung des Strassenverkehrsamts der Repu­blik Bern, den Ford Kuga meiner Frau inspizieren zu lassen. Ich selber fahre aus den soeben erwähnten Gründen einen kleinen Ford Fiesta ohne Zusatzgags, nicht mal mit GPS. Item: Weil meine Frau am Tag des Marschbefehls arbeitet, fahre ich den Kuga zur Kontrolle. Die behördlichen Instruktionen sind klar: Datum, Zeit, Spurnummer, bei mir sechs. Als ich nahe des Stade de Suisse einfahre, gilt es, korrekt einzuspuren, 1-5. Und wo, bitte, ist die sechs am Boden markiert? Nirgends. Weil irgendwo am Gebäude eine sechs zu sehen ist, schliessen sich die Schweissporen.

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Wenige Minuten später, genau zur befohlenen Zeit, kommt ein Profiprüfer zu mir. Kurze Begrüssung, dann muss ich den Kilometerstand angeben. Nachdem ich bemerke, dass dazu der Zündschlüssel gedreht werden muss, geht das prima. Der Profiprüfer weist mich ein, Piste 6. Ich halte den Wagen wie gewünscht an, stelle den Motor ab. «Öffnen Sie die Motorhaube.» Leichter gesagt als getan, wenn man(n) nicht weiss, wo drücken oder ziehen. «Wissen Sie vielleicht, wie das geht?» bekommt der Profiprüfer vom Amateurfahrer gefragt. Sekunden später gibt die Haube das Verborgene preis. Keine Ahnung was, aber scheinbar läuft alles auch ohne meine Unterstützung (…). Er bittet mich, nach vorne zu fahren, zwischen die Rollen, damit er aus dem Untergrund heraus ohne umgehängtes Stethoskop etwas sehen oder hören kann. Und überhaupt: Einen weissen Kittel trägt der Mann auch nicht.

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Der erste Versuch, die Reifen – besser gesagt, die Vorderachse – zwischen die Rollen zu schieben, misslingt, ich schiesse knapp über das Ziel hinaus. Aber eben, knapp daneben ist auch vorbei. Es folgt meine Lieblingsdiszi­plin: Rückwärtsfahren. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals klappt es. Und dann tönt es von unten: «Drücken Sie stark auf die Bremse.» Ein Glück sitze ich dabei nicht in meinem ersten Auto, einem Lancia Apia, dort hätte ich glatt den verrosteten Wagenboden gelöchert, aber das ist eh eine ganz andere Geschichte. Plötzlich beginnt die Kiste zu rütteln und zu schütteln. Ich bleibe ruhig, denke, dass das Ganze einem bestimmten Zweck dient. Nach einigen Augen­blicken kommt der Profiprüfer wieder auf die normale Bühne, er nickt mit dem Kopf, ich deute das als Zeichen seiner Zufriedenheit.

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Es geht weiter, mit Ziehen und Drücken von bestimmten Knöpfen und Hebeln. Wie das Betätigen des rechten Blinkers gefragt ist, drücke ich dummerweise auf den Knopf für das Wasser der Scheibenwischanlage. Innerlich bekreuzigt sich der Profiprüfer bestimmt, der mir schon von Haus aus nicht wie einer vorkommt, der über skurrile Szenen im Alltag lachen kann. Und jetzt noch das.
Zum Schluss bittet er mich, die Nebelscheinwerfer einzustellen. Panik. Nebelscheinwerfer? «Weshalb denn das? Die Sonne scheint doch…» Nicht lustig. Gar nicht lustig. Knapp bevor ich im Handschuhfach nach dem Manual greifen und Details zu den Nebelscheinwerfern in Erfahrung bringen kann, schreitet der Profiprüfer in meine Richtung zum Auto, öffnet die Türe und zeigt auf zwei kleine Knöpfe unterhalb des Hauptschalters für das Licht. Aha, dafür sind die beiden Kobolde da. Und siehe da: Sie sind nicht korrekt eingestellt, obwohl die Karre Tage zuvor im Service war. Kommentar der Garage: «Sie hätten uns unbedingt sagen sollen, dass der Kuga zum Prüfen muss, da hätten wir alles durchgecheckt.» Schon wieder etwas gelernt. Und noch einiges mehr.

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