«Ich musste 80 Jahre alt werden, bis ich es zum Goldmaster geschafft habe», schmunzelt Peter Zbinden amüsiert. Er nimmt das Portrait in die Hand, betrachtet es, hält kurz inne und stellt es sorgfältig zurück auf das Sideboard. Seit vielen Jahren ist der selbstständige Fotograf Mitglied bei der «Colour Art Schweiz» und hat dort bereits zahlreiche der jährlich stattfindenden Wettbewerbe gewonnen. «Seit rund 10 Jahren fehlte mir jeweils nur ein Punkt, um die nötige Punktzahl bis zur höchsten Auszeichnung «Goldmaster» zu erreichen», erzählt er.
Eine lebenslange Leidenschaft
Die Ausdauer hat sich gelohnt. Zbinden überzeugt die Fachjury mit seinem ausdrucksstarken Schwarzweiss-Portrait zum Thema «available light», was so viel bedeutet wie «verfügbares, natürliches Licht». Das ausdrucksstarke Portrait zeigt einen Schafhirten aus der Region Gantrisch. Die Ausstrahlung des Hirten ist geprägt durch sein Leben im Freien. «Sein Charakter kommt besonders durch die Schwarzweissfotografie zum Ausdruck», meint Zbinden. Bereits 2014 gewann der engagierte Fotograf mit einem anderen Portrait des urchigen Hirten die Goldmedaille zum Thema «eiskalt».
Zbinden freut sich über die Anerkennung seiner Arbeit, möchte aber auch nicht mehr zu sehr im Rampenlicht stehen. «Es ist ein zweischneidiges Schwert», sagt der Fotograf etwas nachdenklich und erklärt: «Auf der einen Seite verspüre ich immer noch diese Leidenschaft für die Fotografie und den Ehrgeiz in mir. Auf der anderen Seite sollten wir ‹Alten› Platz machen für den Nachwuchs und das Feld den Jungen überlassen. Aber es interessiert mich eben, wo ich stehe im Vergleich mit den anderen Fotografinnen und Fotografen. Diese Challenge und die Auseinandersetzung mit der digitalen Fotografie tut mir gut und hält mich noch fit im Kopf», grinst er gewitzt.
Zurück zum Ursprung
Geprägt von der Technologie der analogen Fotografie, mit der Zbinden aufgewachsen ist, hat er sich seit einigen Jahren ausschliesslich der Schwarzweissfotografie verschrieben. «Mich fasziniert das Zusammenspiel von Licht und Schatten und die Wirkung auf Menschen und Gegenstände», beschreibt er und fährt fort: «Heute werden wir von Farben überflutet, was uns aus meiner Sicht ablenkt vom Wesentlichen». Die Reduktion auf Schwarzweiss ermögliche es, die Essenz der Motive und Szenen auf ihre reinste Form zu konzentrieren, wodurch die Emotionen und Kontraste auf eine kraftvolle Art und Weise zur Geltung kommen. An dieser Stelle zitiert Zbinden gerne den Fotojournalisten Ted Grant: «Wenn du Menschen in Farbe fotografierst, dann fotografierst du ihre Kleidung. Wenn du sie in Schwarzweiss fotografierst, dann fotografierst du ihre Seelen.»
«Ich mache weiter»
Auch wenn Zbinden das Pensionsalter überschritten hat, wird er nicht müde Kreatives inklusive KI auszuprobieren, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und ausgewählten privaten Fotoprojekten nachzugehen. «Solange meine Gesundheit mitmacht, mache ich weiter», sagt er zuversichtlich. Bleibt zu hoffen, dass das eine oder andere Werk, welches die Magie des Momentes und die Schönheit der Umgebung in sich trägt, auch den Weg zum Betrachtenden findet.
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Die Geschichte von der Fotografen- Familiendynastie «Foto Zbinden» geht bis auf die Gründung durch Rudolf Zbinden im Jahr 1916 zurück. Sein Bruder Robert trat nach Rudolfs frühem Tuberkulose-Tod 1934 die Nachfolge an. In dritter Generation führten die Geschwister Ruth Clalüna-Zbinden und Peter Zbinden ab dem Jahr 1975 das Geschäft erfolgreich in das 100. Jahr. Nach der Auflösung 2016 wurde das umfassende Fotoarchiv an das Berner Staatsarchiv übergeben.
