Lebendige Täuferbewegung

Lebendige Täuferbewegung

Der Könizer Autor Markus A. Jost lässt die Lesenden in seinem dritten Buch in die Geschichte der Täuferbewegung eintauchen – ganz beiläufig.

Sie lebten gewaltfrei und lasen die Bibel. Sie wollten Gott mehr gehorchen als der Obrigkeit – und verweigerten zum Beispiel den Militärdienst. Während Jahrhunderten erlebten die Täufer darum grosse Verfolgung. Auch in der Schweiz wurden viele von ihnen enteignet, vertrieben, weggesperrt oder gar hingerichtet. «Die Täufergeschichte interessierte mich schon immer», erzählt Markus Jost. Mit «Die Suchenden» veröffentlichte er vergangenen Herbst einen Roman, der den Lesenden die Täuferbewegung quasi «en passant» näherbringt.

Von der Grasburg in die Welt

Die Handlung zieht sich über mehrere Generationen und fünf Jahrhunderte. Jeans Familie stammt von der Grasburg, er selbst wandert aber aus. Andere Figuren besuchen die Schweiz oder kommen sonst mit ihr in Berührung. Nebst der Verstrickung  mit der Täufergeschichte macht ein zweiter Aspekt den Roman zur Besonderheit: Über 90 historische Personen begegnen den Figuren. Zum Beispiel der Barockkünstler Rembrandt, die Philosophen Spinoza und Voltaire oder der Maler Van Gogh.

Geschichte und Theologie

«Die Suchenden» ist das dritte Buch des gebürtigen Baselbieters. Markus Jost ist Bibliothekar, studierte später protestantische und katholische Theologie. Seit 2004 wohnt er in der Region Bern, zuerst in Bern und Bümpliz, seit fünf Jahren in Gasel. Der dreifache Vater arbeitet als Wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Freiburg sowie als Redaktor und Webmaster für die Bibliothekskommission des bernischen Amts für Kultur. Dass seine Frau Täuferwurzeln hat, habe zu seinem Interesse an der Thematik beigetragen.

Grundinteresse von Vorteil

Josts Stärke liegt in der breiten zeitgeschichtlichen Recherche der Zeit der Reformation und des Täufertums. Geschickt flechtet er Persönlichkeiten aus Kunst, Religion, Philosophie und Politik in die Handlungsstränge ein. Die Schilderung des kirchlichen und politischen Lebens in La Rochelle, Genf oder Amsterdam schildert er in einer Art, welche vergangene Zeiten vertraut erscheinen lässt. Auf den 248 Seiten überrascht die Rahmenhandlung mit zahlreichen Verbindungen und zum Teil plötzlichen Wendungen.

Zusammen mit dem Vorkommen der historischen Personen wird der Roman Lesende mit einem gewissen Grundinteresse an Geschichte sicher eher begeistern als solche, die einfach eine simple Liebesgeschichte suchen. Und doch bietet «Die Suchenden» einen niederschwelligen Einstieg für alle. Man muss weder Historikerin noch Theologe sein – im Gegenteil. «Man kann einfach in die Geschichte eintauchen», betont auch der Autor. Wem eine Persönlichkeit unbekannt ist, der findet im übersichtlichen Glossar schnell Auskunft. Eine kleine Karte und eine Zeittafel bieten in der Zeitgeschichte von der Reformation über den Bauernkrieg und die Französische Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg Orientierung.

Gezielte Schreib-Halbtage

«Wenn mich etwas interessiert, beginne ich, zu forschen», erzählt Jost. So war es auch beim vorliegenden Buch – nur kam hier bald einmal die Idee auf, das Geschichtliche in Romanform zu verpacken. Neben seinen Arbeitsstellen und der Familienarbeit hält sich Jost, wenn immer möglich, einen halben Tag pro Woche zum Schreiben frei, auch das eine oder andere Wochenende dient der Recherche oder der Fortsetzung der Handlung. «Mir kommen diese klaren Freiräume entgegen», sagt er. «Wenn ich zu lange an etwas dran bin, werde ich unproduktiv.»

Natürlich studiere er immer wieder am jeweils aktuellen Projekt herum. Doch er entwickle die Geschichte fortlaufend. So habe er am Anfang noch nicht gewusst, wie es ausgehen wird. Bei «Die Suchenden» wurde gar die Corona-Pandemie zur Co-Produzentin: «Eigentlich war das Buch fertig, und dann hatte ich während des Lockdowns plötzlich mehr Zeit. So beschloss ich, die Geschichte weiterzuziehen.»

Lesen und Lernen

Die meisten Täuferromane spielen an einem festen Ort. Jost hingegen mag es, ausserhalb des Gewohnten zu denken und neue Verbindungen zu sehen: Voltaire etwa taucht in einer Liebesgeschichte im Buch auf – diesen Hintergrund gab es in seinem Leben tatsächlich. Jost nimmt dieses Puzzleteil und bringt es mit seiner Romanfigur in einen – nun erfundenen – Kontext. Dasselbe passiert mit der Täuferbewegung, so Jost: «Man liest einen Roman, lernt aber gleichzeitig über die Täufergeschichte.»

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