«Velo ist mein Leben»

«Velo ist mein Leben»

Nachdem er seine Lehre als Fahrradmechaniker erfolgreich abgeschlossen hat, konzentriert sich Cédric Jolidon voll auf seine Karriere als Radprofi. Als gerade erst 18-Jähriger wurde er Anfang des Jahres von einem Profiteam unter Vertrag genommen.

Am Fahrradfahren führte eigentlich kein Weg vorbei für Cédric, denn er stammt aus einer Velofamilie. Seine Eltern waren im Profisport etfolgreich und auch seine Zwillingsbrüder Luca und Nicola fuhren Rennen. Heute schwingt Luca lieber den Tennisschläger. «Bei uns wurde keiner in die Radschiene gezwungen. Meinem Bruder machte Tennis mehr Spass und er ist gut darin. Aber für mich war Fahrradfahren schon immer die grosse Leidenschaft», sagt der inzwischen 19-Jährige.
Mutter Susana, die viermal Schweizer Meisterin wurde, und Vater Jacques, der die Bayern-Rundfahrt gewann, unterstützen ihren Sohn in jeder Hinsicht. «Ohne meine Eltern wäre es nicht möglich, den Sport auszuüben. Sie fahren mich zu den Rennen, mein Vater macht den Trainingsplan. Ich bin ihnen sehr dankbar», berichtet Jolidon.

Training und Verzicht
Bei Wind und Wetter schwingt sich der Sportler auf sein Fahrrad und absolviert während 18-24 Stunden pro Woche zwischen 550 und 750 km. Dazu gehört dann auch viermal hintereinander nach Guggisberg hoch- und runterzufahren, obwohl er ein Sprinter ist und kein Bergspezialist.

Aber vielfältig muss man für die Rundfahrten sein, und so trainiert er einmal die Woche oder einmal alle zwei Wochen auch das Zeitfahren. «Ich werde nächstes Jahr wahrscheinlich nur fünf Zeitfahr­etappen bestreiten, daher konzentriere ich mich nicht zu sehr darauf», erzählt der Radfahrer, der 2018 sein erstes Zeitfahrrad bekommt. Erst seit April wohnt die Familie in Heitenried, aber schon jetzt ist Cédric von der Gegend begeistert: «Es ist zwar nicht so flach wie in Ins, aber es ist super zum Trainieren. Wir haben inzwischen eine Trainingsgruppe gebildet. So fahre ich unter anderem mit dem Berner Marc Hirschi, der als eines der grössten Nachwuchstalente gilt. Das motiviert zusätzlich.»

Natürlich muss man für den Traum auch auf einiges verzichten. Jedes Wochenende in den Ausgang gehen, wie das bei den meisten seines Alters üblich ist, gibt es nicht. Stattdessen versucht er regelmässig um 22 Uhr im Bett zu liegen. Jolidon gibt zu, dass das Essen seine Schwäche ist und ihm dieser Verzicht nicht immer leicht fällt. «Jetzt nach meiner Pause, muss ich auch wieder mit dem Gewicht runter», gesteht er. Oft ist er auch wochenlang unterwegs, wie im Oktober, als er einen Monat in China war, um an Rennen teilzunehmen.

Begeisterung
Aber viel von der Welt zu sehen ist einer der Gründe, warum er den Radsport so liebt. Auch dass er in der Natur unterwegs ist und sein Körper arbeitet, gefällt ihm. Und dass es zwar ein Einzelsport ist, man aber gleichzeitig Teil einer Mannschaft ist. Schon als Elfjähriger fuhr er seine ersten Rennen, richtig ernst wurde es dann vor zwei Jahren. Nach seiner Juniorenzeit folgte 2017 das erste Jahr bei den Profis. «Das war schon ein leichter Schock für mich, da war alles anders», zeigt sich der Freiburger Meister von 2014 beeindruckt. Von grösseren Verletzungen blieb er bis jetzt zum Glück verschont.

Vertrag mit Profiteam
Dank seines Vaters kam der Kontakt zum «NICE Cycling»-Team zustande: «Das war unwahrscheinliches Glück. In meinem Alter schon einen Vertrag bei einem Profiteam zu bekommen, das ist selten. Wenn man keinem Team angehört, hat man keine Chance, an den grossen Rennen zu starten. Sie sind sehr grosszügig und ich darf die Fahrräder, die sie mir zur Verfügung stellen, behalten. Neben dem Rad für die Rennen, habe ich auch eins fürs Training.» Trotzdem ist es für ihn ohne Sponsoren nicht einfach, da er vom Team zwar die Reisen zu den Rennen bezahlt und einiges an Ausrüstung bekommt, den Rest aber aus eigener Tasche berappt. Gehalt gibt es im nächsten Jahr noch nicht. Da der Radsport in der Schweiz auch nicht mehr so einen hohen Stellenwert geniesst, ist es schwierig, Sponsoren zu finden. «Es gibt kaum noch Profis in der Schweiz, da der Sport leider nicht mehr so bekannt ist wie früher», bedauerteder junge Mann die momentane Situation.

Weil er weiss, wie wichtig es ist, einen Plan B zu haben (sollte er den Durchbruch in die Weltspitze doch nicht schaffen), absolvierte er eine Lehre. «Es gibt schon im Juniorenbereich einige, die nur aufs Radfahren setzen, aber das kam für mich nicht in Frage. Die Lehre war meine erste Priorität. Ich hatte Glück, dass mich mein Ausbilder «Bikecorner Murten» unterstützt hat und ich für Rennen freinehmen konnte», sagt Cédric Jolidon.

Seine Mannschaft hat sich umstrukturiert und legt den Fokus für nächstes Jahr auf den U23-Bereich, so sind nur noch drei Fahrer älter als 25 Jahre. Nach dem Trainingslager im Dezember, das auf Mallorca stattfinden wird, geht es im Januar nach Venezuela, wo am 12. das erste Rennen, die Vuelta al Tachira, stattfindet. «Ich will wichtige Punkte sammeln und mich in den U23-Rennen beweisen. Natürlich wäre es ein Traum, mal an Weltmeisterschaften teilzunehmen», zeigt sich der junge Radfahrer zielstrebig. Vielleicht sogar gemeinsam mit seinem Bruder Nicola, der schon sehr erfolgreich im Juniorenbereich unterwegs ist und ebenfalls eine Lehre als Fahrradmechaniker absolviert.

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