Es wird ein besonderer Sommer für Neuenegg: Am 11. Juni findet hier nach zehn Jahren wieder ein Mittelländischer Musiktag statt. Am Vorabend feiert die heimische Musikgesellschaft ihr 125-jähriges Bestehen. Ein neuer Marsch wird uraufgeführt, anschliessend sorgen die bis weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten «Fäaschtbänkler» für Unterhaltung.
Beurteilung ohne Punkte
Wenn mehrere hundert Blasmusikerinnen und Blasmusiker nach Neuenegg pilgern, tragen die rund 17 Gast-Musikgesellschaften je ein Stück vor, das von Experten beurteilt wird. «Im Gegensatz zu den eidgenössischen und kantonalen Musiktagen werden hier aber keine Punkte vergeben», erklärt Peter Freiburghaus, Dirigent der MG Sternenberg Neuenegg. Hingegen gehe es darum, konstruktiv Rückmeldung zu geben, damit sich der Verein weiterentwickeln könne. Es geht um Intonation, Rhythmik, den Klangausgleich und die Art der Interpretation. Bei der Marschmusik fliesst zudem vom Tenue über die Aufstellung bis zum Gleichschritt alles in die Bewertung mit ein.
«Für alle etwas»
Am Vorabend des Musiktages feiern die Gastgeber ihr 125-Jahr-Jubiläum. Am Freitagabend gibt der Verein darum ein Konzert, das es in sich hat: Höhepunkt ist der eigens für den Anlass neu arrangierte «Neuenegger Marsch». Anfang Februar probten die Mitglieder der Musikgesellschaft zum ersten Mal das Festprogramm. Vizedirigent Hanspeter Holzer verrät, was die Besuchenden erwartet: «Wir werden gute Unterhaltungsmusik spielen. Von Polka bis zu poppigen Stücken, Märschen und Schlagern – für alle etwas.» 16 bis 80 Jahre alt sind die Musizierenden, entsprechend breit gefächert kommt ihr Repertoire daher.
Was an welchem Anlass zu hören sein wird, bestimmt die Musikkommission des Vereins, die altersdurchmischt ist und aus Vertretern verschiedener Register besteht. «Früher mussten wir die Partituren ausleihen und nach einmaligem Durchspielen zurückschicken, ohne eine Kopie machen zu dürfen», erzählt Holzer. «Heute hingegen kann man alles auf Internetkanälen wie YouTube probehören. So erkennen wir schnell, ob ein Lied zu uns passt und ob wir es kaufen sollen.» Zudem verfügt die Musikgesellschaft über ein grosses Archiv an Stücken, auf das sie gern immer wieder zurückgreift.
Wöchentliche Proben
Jeden Dienstagabend wird der Saal oberhalb des Feuerwehrmagazins zum Probenlokal. Nach einem ersten Einspielen folgen Aufwärmübungen – etwa, einen einfachen Choral von hinten nach vorne zu spielen. Manchmal gibt der Dirigent einen theoretischen Input, bevor die neuen Stücke angeschaut werden. Mal spielt die ganze «Mannschaft» zusammen, mal nur ein Teil, zum Beispiel die «kleinen Instrumente». Geübt wird auch zuhause – schliesslich steht vor dem grossen Jubiläum noch das traditionelle Muttertagskonzert an. Seit gut vier Jahren steht Peter Freiburghaus dem Verein als Dirigent vor. «Ich kenne den Verein noch von früher – damals schien vielen der gesellige Teil wichtiger als das Musizieren», erzählt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Natürlich schätzt man auch heute das Zusammensein nach den Proben, doch «man merkt, dass die Ausbildung viel besser geworden ist und dass den Leuten so das Spielen Freude bereitet», fügt er an.
«Speed-Ständli»
Das Spielen bereitet Freude – darum überlegte sich das OK des Musiktages etwas Besonderes. «Es kann doch nicht sein, dass nach ein paar Minuten Musikmachen das Fest schon vorbei ist», findet Freiburghaus. Darum dürfen die Musikgesellschaften, nachdem sie ihr Stück den Experten vorgetragen haben, auch noch zwei bis drei Stücke «auf Platz» zum Besten geben. Dies sind sogenannte «Speed-Ständli». Der Dirigent hat etwas ähnliches schon andernorts miterlebt und ist begeistert: «Das wird eine tolle Sache.»