«Es war einmal…» Wir alle wissen, dass die meisten Märchen mit diesen drei Worten beginnen. Viele Geschichten um Kinder, denen Yvonne Rebsamen mit bildnerischer und darstellender Kunst helfen konnte, ihre
Umwelt mit allen ihren fünf Sinnen bewusst(er) wahrzunehmen, könnten mit dem gleichen Satz beginnen.
Angst vor Sonnenfinsternis
«Kevin* hatte Angst vor einer Sonnenfinsternis», erzählt Yvonne Rebsamen, «um sie zu bekämpfen, hat er sich kleine Monster zu Freunden gemacht, die mit ihm gemeinsam die Finsternis bekämpften». Das liess sich aus seiner Zeichnung herauslesen, die Kevin (8) bei Yvonne Rebsamen anfertigte, womit die Heilpädagogin einen Ansatz hatte, um mit dem Buben über seine Angst reden zu können und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.
Bei Schwierigkeiten im schulischen Bereich – Legasthenie, Diskalkulie, ADHS –, die sich trotz Therapien und grossem Einsatz der Eltern nur wenig verändern, kann es sinnvoll sein, das Problem – im wahrsten Sinne des Wortes – ganz an den Wurzeln zu erfassen. Die neuromoto-
rische Entwicklung zeigt deshalb Erfolge, weil das Kind abgeholt wird, wo seine grössten Nöte sind, nämlich dort, wo es seine ersten Bewegungsmuster geübt hat, noch während der Schwangerschaft und im Babyalter. Wie sonst wüssten wir beispielsweise wie atmen?
Alles aufs Kind ausgerichtet
In der Praxis ist augenfällig, dass Yvonne Rebsamen während ihrer Arbeit mit den Kindern ihre Fachkenntnisse mit Leichtigkeit und viel Erfahrung umsetzt. Und diese beginnt schon bei der Begrüssung, vor dem Haus, wo vieles zum Anschauen anregt, das Kind in seiner Welt abholt. Diese uns Erwachsenen oftmals verschlossene Welt zieht sich in den Kreativraum weiter, wo sowohl Einzel- als auch Gruppenstunden stattfinden. Alles ist auf die kleinen Besucherinnen und Besucher ausgerichtet, wenn sie, allein oder gemeinsam, zeichnen, malen, Collagen anfertigen oder werken.
Wie aber kommen die Eltern zur Adresse von Yvonne Rebsamen? «Viele Eltern, deren Kindern ich helfen konnte, empfehlen mich weiter, die Mund-zu-Mund-Propaganda ist für mich sehr wichtig», sagt sie, aber auch befreundete Heilpädagoginnen kennen ihre subtile Vorgehensweise.
«Begeisterung, Neugierde, Lust und Freude sind der Antrieb für die positive Entwicklung des Menschen – und diese beginnt ab dem ersten Lebenstag», kommt die 55-Jährige ins Philosophieren. «Ich versuche, den Kindern diese Impulse zu geben.» So wie dem kleinen Kevin, der seine Angst vor der Sonnenfinsternis überwinden konnte. Dank den kleinen Monstern – und der Erfahrung von Yvonne Rebsamen.